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Großer Name, großer Murks. Der neue Flughafen ist nach fünf verschobenen Eröffnungsterminen zur Blamage für Berlin geworden – und zum Fass ohne Boden.
© Kai-Uwe Heinrich

BER-Debakel: Neue Taktik: Ruhe und Wahrheit

An den neuen Flughafen-Staatssekretär Rainer Bretschneider richten sich große Erwartungen. Doch der warnt vor Schnellschüssen - was die Fertigstellung des BER betrifft und den künftigen Geschäftsführer.

Für den neuen BER-Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), ist er im Moment der wichtigste Mann: Rainer Bretschneider. „Ich weiß, dass ich nicht scheitern darf“, sagte Brandenburgs neuer Flughafen-Staatssekretär, als er am Freitag die Potsdamer Agenda zur Rettung des BER vorstellte. Und er sieht sich mit reichlich Rückendeckung ausgestattet: Er glaube, dass er „große Prokura“ habe.

Der 62-Jährige, vorher Staatssekretär im Brandenburger Infrastrukturministerium, leitet seit einer Woche die neue Task Force in der Staatskanzlei, die dort für Platzecks neuen Job als BER-Aufsichtsratschef geschaffen wurde. Derzeit besteht das Team aus sechs Personen, bis Mitte Februar sollen es zehn sein. Zudem soll bei Bedarf externe Expertise herangezogen werden. Fachleute gibt es auch in der Region; schon mehrfach war der Projektleiter beim Bau des Berliner Hauptbahnhofs, Hany Azer, genannt worden.

In der aktuellen BER-Debatte warnte Platzecks Krisenmanager vor Schnellschüssen – das betreffe vor allem die Diskussionen um eine mögliche Erweiterung des künftigen Hauptstadtflughafens angesichts rasant steigender Passagierzahlen, wie es etwa die Industrie- und Handelskammern fordern.

Vorrang müsse zunächst haben, „den Flughafen, so wie er konzipiert war, so schnell wie möglich zum Laufen zu bekommen“, sagte Bretschneider. Er erinnerte ausdrücklich daran, dass Umplanungen auch zum BER-Fiasko geführt hätten. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht neue Eigentore schießen.“ Es sei sicher „ökonomisch vernünftig“, die Sanierung der Nordbahn, die aus den Erlösen der Flughafengesellschaft 2016/2017 finanziert werden sollte, oder den Bau eines Satelliten-Terminals vorzuziehen. „Aber wir müssen erst sehen, ob wir das Geld haben.“ Und noch sei man bei der Fehleranalyse. „Wir sind noch nicht im Status der Validität“, sagte er. „Wir sind aber in der Pflicht, dass das, was wir jetzt sagen, auch stimmt.“

Bedeckt hielt sich Bretschneider bei der Frage nach dem künftigen Vorsitzenden der Geschäftsführung. Noch ist unklar, ob Ex-Fraport-Chef Wilhelm Bender zusagt. Bis zum Wochenende hat sich der 68-Jährige Bedenkzeit ausbedungen, der nach dem Willen der drei Gesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund neuer Vorstandschef der Berliner Flughäfen werden soll. „Ich würde mich freuen, wenn er käme“, sagte Technikchef Horst Amann dem Tagesspiegel. Er hat mit Bender mehrere Jahre am Frankfurter Flughafen zusammengearbeitet.

Unterdessen überraschte Brandenburg mit einer positiven Nachricht für Anrainer des BER: Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) schlug vor, dass am Altflughafen Schönefeld statt des bisherigen 24-Stunden-Betriebes das Nachtruhe-Reglement des BER eingeführt wird, ab November Flüge in der erweiterten Kernnacht von 23.30 bis 5.30 Uhr bereits jetzt verboten werden. Bis 24 Uhr wären dann verspätete Flüge gestattet, ab 5 Uhr verfrühte Flüge.

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