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Geht das zusammen? Die Macher der andächtigen Lichtgrenze kümmern sich nun auch um das schrille Spektakel Karneval der Kulturen.
© beide dpa; Collage: TSP

Macher von Lichtgrenze und Transmediale: Neue Profis übernehmen Karneval der Kulturen

Der Karneval der Kulturen wird in diesem Jahr von den Machern der Lichtgrenze gestaltet. Senatorin Dilek Kolat sagt den Gruppen 70.000 Euro Soforthilfe zu. Doch fürs nächste Jahr wird neu verhandelt.

Die erste gute Nachricht ist: Der Karneval der Kulturen hat einen neuen Veranstalter. Kulturprojekte Berlin, bekannt durch die Lichtgrenze zum Mauerfalljubiläum im November, wird den Umzug und das Straßenfest am Pfingstwochenende organisieren.

Die zweite: Der Senat macht den Karnevalsgruppen weitere Zugeständnisse. Diese hatten in den vergangenen Wochen finanzielle Unterstützung gefordert, da es für viele der Gruppen schwer sei, Sponsoren zu finden. Wie Senatorin Dilek Kolat am Donnerstag im Roten Rathaus bekanntgab, wird der Senat den Gruppen nun 70.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung stellen. Das Geld sei unter anderem als Unterstützung bei der Umsetzung der Umzugswagen gedacht, sagte Kolat. Damit konnte eine wesentliche Ursache des Streits zwischen Senat und Karnevalsgruppen beigelegt werden.

Perry Ottmüller, Reggaeveranstalter und seit 15 Jahren mit einem Wagen auf dem Karneval dabei zeigte sich erfreut über das Ergebnis. „Wir haben einen Dialog auf Augenhöhe erlebt. Das Gefühl, gehört zu werden, wissen wir sehr zu schätzen“, sagte Ottmüller.

Auch ein neues Sicherheitskonzept soll es geben, sagte Kolat. Der Streit darüber war letztlich der Grund gewesen, warum der Senat die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Veranstalter, der Werkstatt der Kulturen, beendet hatte. Kolat betonte noch einmal, dass diese Entscheidung richtig gewesen sei. Ohne den Entzug der Zuständigkeit hätte es 2015 keinen Karneval der Kulturen gegeben, sagte sie.

Professor erstellt neues Sicherheitskonzept

Das neue Sicherheitskonzept stammt von einem Professor der Hochschule für Wirtschaft und Recht und wurde in enger Abstimmung mit den Berliner Sicherheitsbehörden erstellt. Nach 20-jährigem Bestehen ist der Karneval der Kulturen stark gewachsen, von einem kleinen Straßenfest in ein Kulturevent mit jährlich bis zu 800.000 Besuchern. Laut Kolat ein Riesenerfolg – doch durch die Größe gäbe es besonders im Bereich Sicherheit Entwicklungsbedarf. Fluchtwege, enge Stände und viele Kinder seien eine große Herausforderung.

Genaueres über die Sicherheitsmaßnahmen gab sie am Donnerstag noch nicht bekannt, man arbeite zusammen mit den Gruppen noch an der genauen Ausgestaltung. Der Senat habe aber zugesichert, das Konzept auszufinanzieren, sagte Kolat. Ihren Angaben zufolge sollen sich die Kosten derzeit auf weniger als 380.000 Euro belaufen.

Erfahrung auch mit Museumsnacht und Transmediale

Die Senatorin sieht in der Neuorientierung auch eine Chance. „Wir haben eine Umbruchszeit genutzt, um die Organisation auf noch professionellere Beine zu stellen“, sagt sie.

Diese Beine gehören unter anderem Nadja Mau, die ab sofort die Leitung des Karnevalsbüros übernehmen wird. Mau war bereits von 2009 bis 2012 Leiterin des Büros. Mit ihr habe man eine hervorragende Besetzung, sagte Kolat und Mau selbst: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir etwas machen können, das über das Gewesene hinauswächst.“

Kulturprojekte Berlin haben nicht nur die international gelobte Lichtgrenze zum Jubiläum des Mauerfalls organisiert, sie sind auch für die Lange Nacht der Museen und die Transmediale verantwortlich. Allerdings sind sie nur für 2015 eingeplant, im nächsten Jahr stellt sich die Frage nach dem Veranstalter erneut. Für die Zeit nach Pfingsten ist ein Konzeptdialog mit Senat und Vertretern der Gruppen geplant. Hier müsse man sich auch die Frage stellen, ob man ein großes Kulturevent wolle, oder die politischen Inhalte der Gruppen wieder mehr in den Vordergrund treten sollten, sagte Kolat. „Konzeptionell steckt der Karneval der Kulturen noch in den Kinderschuhen.“

Ottmüller plädiert für eine grundlegende Neuausrichtung. „Nach 20 Jahren ist es auch erlaubt darüber nachzudenken, wo der Karneval in Zukunft stattfinden soll.“ Auf dem Mehringdamm, findet er, werde es langsam zu eng.

Doch in diesem Jahr bleibt noch einmal alles wie immer. Es werde sich auch an der Fläche für das Straßenfest nichts ändern, sagte Mau. Die Kürze der Zeit in der nun alles organisiert werden muss, stellt auch die Gruppen vor eine Herausforderung. Kathrin Henße von der Gruppe „Sapucaiu no Samba“ sagt: „Jetzt kommt wahnsinnig viel Arbeit in kurzer Zeit auf uns zu.“

Pascale Müller

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