Sicherheit in Berlin: Neue Polizeiwache am Alexanderplatz
Der meistbesuchte Platz Berlins bekommt zum Jahresende eine eigene Polizeiwache. Auch Videokameras sollen eingesetzt werden.
Architektonisch wertvoll wird die Polizeiwache auf dem Alexanderplatz nicht sein – ein Modulbau aus Fertigteilen, wie er in Berlin inzwischen für fast jeden Zweck eingesetzt wird. Der Vorteil: Der knapp eine Million Euro teure Bau, zu dem am Donnerstag der Grundstein gelegt wurde, soll noch vor Jahresende bezugsfertig sein. Maximal fünf Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsamt Mitte können drinnen für mehr Sicherheit auf dem Platz sorgen, der als besonders kriminalitätsbelastet gilt. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei am Alex und den Flächen am Fernsehturm, die dazugerechnet werden, 7820 Straftaten, vor allem Taschen- und Ladendiebstahl.
Die 70 Quadratmeter große Wache, zwischen Toilettenhäuschen und U-Bahn-Eingang gelegen, soll rund um die Uhr mit mindestens drei Polizisten besetzt sein, mit Direktverbindung ins Präsidium, aber ohne eigene Arrestzelle. Hinzu kommt ein Team von 20 Polizisten, die im Umfeld und am Bahnhof Streife laufen. Und drittens soll es eine mobile Videoüberwachung geben, die an verkaufsoffenen Wochenenden oder besonderen Festen eingesetzt wird.
Innensenator Andreas Geisel sprach von einem „klugen und maßvollen“ Einsatz der Überwachungstechnik. Die Polizei hat zwei mobile Kamerawagen angeschafft, für insgesamt 180 000 Euro, vorerst zu Testzwecken – sie sollen an stark frequentierten Orten wie Warschauer Brücke, Kottbusser Tor und Hermannplatz in Friedrichshain-Kreuzberg eingesetzt werden, sowie auf dem Leopoldplatz in Wedding. Sollte sich der Aufwand lohnen, sei auch eine „stationäre Videoüberwachung denkbar“, sagte Geisel. Stationär bedeute aber nicht, dass die Kameras das Geschehen dauernd aufnehmen, stellte Geisels Sprecher Martin Pallgen klar. Wie bei den mobilen Geräten würde nur temporär aufgezeichnet. Eine Gesetzesänderung zur verstärkten Videoüberwachung, wie sie derzeit eine Initiative fordert, sei dafür nicht notwendig.
Am Kottbusser Tor und dem benachbarten Görlitzer Park in Kreuzberg – beide Orte sind eng mit dem illegalen Rauschgifthandel verknüpft – sollen künftig 50 zusätzliche Polizisten eingesetzt werden. Die Innenverwaltung bestätigte einen Bericht des RBB, dem zufolge sich die Zahl der Straftaten an Kriminalitätsschwerpunkten wie Alexanderplatz und Kottbusser Tor in zehn Jahren verdoppelt hat. Das liege aber vor allem daran, dass die Stadt um 400 000 Menschen und viele Touristen gewachsen sei, sagte Pallgen. Durch erhöhte Polizeipräsenz und eine verstärkte Prävention habe man im ersten Halbjahr 2017 den Trend stoppen können, bei Delikten im Bereich Raub und Taschendiebstahl gingen die Fallzahlen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 37 beziehungsweise 51 Prozent zurück.
Auf dem Alexanderplatz gab es bislang eine mobile Wache, doch die wurde nicht rund um die Uhr eingesetzt und war oft durch banale Anfragen von Touristen abgelenkt. Auch die neue Wache soll Anlaufstelle für Touristen und Berliner sein, allerdings personell besser aufgestellt. Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) begrüßte die neue Präsenz: „Wir haben lange genug darauf gewartet, dass was vorangeht.“ Der Alex sei der „attraktivste und meistbesuchte Platz“ Berlins.
Auch andere Bezirksbürgermeister würden sich über mehr Polizeipräsenz freuen. Spandau soll für seine Brennpunkte eine von fünf mobilen Wachen bekommen; diese soll in Staaken (Heerstraße Nord) und der Altstadt stehen. Das Aktionsbündnis für mehr Videoüberwachung um Ex-Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) will ein Volksbegehren starten, um Orte wie den Alex ständig mit Kameras überwachen zu lassen. In der nächsten Woche soll die amtliche Kostenschätzung vorliegen, dann könnte die Unterschriftensammlung starten.
Thomas Loy