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Vergangene Pracht. Die Grünauer Ausflugsgaststätte „Riviera“ gammelt seit der Schließung im Jahr 1991 vor sich hin. Früher gab es hier sogar einmal eine Tanzfläche unter Palmen.
© Jürgen Ritter/Imago

Berlin-Treptow-Köpenick: Neue Konzepte für Ausflugslokale - und den Müggelturm

Die prächtigen Ausflugslokale von Grünau werden barrierefreie Wohnanlage für ältere Menschen. Die Nachbarn sind enttäuscht. Am Müggelturm sind die Aussichten besser.

Kronleuchter, Stuckdecken, Marmorverkleidungen – die Grünauer Ballsäle brachten einst kaiserlichen Glanz in den Südosten der Stadt. Die Gaststätten Riviera und Gesellschaftshaus stehen für die goldenen Vorkriegsjahre, als der Köpenicker Ortsteil rauschende Feste feierte. Seit einem Vierteljahrhundert stehen die mondänen Ausflugslokale an der Regattastraße leer und verfallen. Verschiedene Projektideen scheiterten. Die Eigentümerin, eine türkische Geschäftsfrau, zeigte wenig Interesse am Denkmalschutz, wollte Luxuswohnungen bauen, doch der Bezirk verlangte, dass erstmal die Gebäude gesichert werden. Zuletzt traf man sich nur noch vor Gericht. Die Sache schien verfahren und aussichtslos.

5000 Unterschriften gesammelt

Nun teilte Baustadtrat Rainer Hölmer überraschend mit, die Gebäude samt 13.000 Quadratmeter Außenfläche, teilweise direkt am Wasser, seien verkauft worden, und der Bezirk habe der „Errichtung einer Seniorenwohnanlage“ zugestimmt. Unter der Bedingung, dass „zuvor der Saal der Riviera denkmalgerecht saniert wird und das Gesellschaftshaus mit seinen wesentlichen Elementen, insbesondere der Veranda, erhalten bleibt.“ Ein Deal, der in Grünau viele schockiert. „Offenbar der geringstmögliche Kompromiss“, sagt Robert Schaddach, SPD-Abgeordneter aus Grünau, „ich bin nicht begeistert“. Ein Ballsaal bleibt erhalten, der ebenfalls denkmalgeschützte Saal des Gesellschaftshauses wird geopfert. Die Initiative „Riviera retten“ hatte 5000 Unterschriften für die „Wiederbelebung“ beider Ausflugslokale gesammelt.

Der Bezirk wollte eigentlich genau das erreichen. Um den Einsturz des Riviera-Saales zu verhindern, beauftragte man eine Firma mit der Sicherung der Saaldecke, doch vor Gericht kam heraus, dass das gar nicht nötig gewesen wäre. Eine Blamage für das Bezirksamt. Hinter den Kulissen gab es auch Gespräche über ein mögliches Enteignungsverfahren, doch die rechtlichen Hürden sind so hoch, das man das nicht weiter verfolgte. Schließlich drängte auch der zuständige Verwaltungsrichter auf eine Lösung.

Die Bauvoranfrage zur Errichtung einer Seniorenwohnanlage wurde bereits vom neuen Eigentümer, der Terragon, eingereicht, „einem Projektentwickler, der dem Bezirksamt aus anderen Projekten als seriöser Partner bekannt ist“. Die Terragon hat am S-Bahnhof Adlershof ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet.

Einbauten aus DDR-Zeit sollen verschwinden

„Wir werden alles unternehmen, um das Denkmal zu erhalten“, sagte Annette Heilig, Geschäftsführerin Vertrieb der Terragon. Das bezieht sich auf die Riviera als Ganzes und die äußere Hülle des Gesellschaftshauses. Innen wird es künftig barrierefreie Wohnungen für Senioren geben. Altersgerechtes Wohnen gehört zum Kerngeschäft der Terragon.

Der Ballsaal in der Riviera soll möglichst originalgetreu wiederhergestellt werden, Einbauten und Verkleidungen aus der DDR-Zeit würden entfernt. Künftig werde er dem „Gemeinschaftsleben“ der Senioren dienen, es sind aber auch öffentliche Veranstaltungen geplant. „Wir können uns einen Gesellschaftssalon vorstellen und einen Restaurationsbetrieb.“ Vier Neubauten sollen auf dem Gelände entstehen, am Ufer des Langen Sees werde ein öffentlicher Weg angelegt. Das war dem Bezirk wichtig. Einen Zeitplan für das Projekt gibt es noch nicht.

Müggelturm-Baude könnte bald wieder öffnen

Auch am Müggelturm gibt es Bewegung. Der Eigentümer Matthias Große möchte in der kommenden Saison zum ersten Mal seit Jahren wieder eine richtige Ausflugsgaststätte mit großer Außenterrasse eröffnen. Die Gaststätte ist schon komplett eingerichtet, es fehlt allerdings noch eine Genehmigung vom Bezirksamt. „Wir machen die Müggelturmbaude an dem Tag auf, wenn die Genehmigung da ist“, sagt Große. Eigentlich hätte diese schon Mitte Februar vorliegen sollen. „Es fehlt nur noch die Stellungnahme der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Abt. VIII D – Wasserbehörde“, teilt Stadtrat Hölmer mit. „Wir stehen in der Tat in den Startlöchern.“

Große hat nach eigenen Angaben schon eine Million Euro in das Projekt Müggelturm gesteckt, aber von den Ämtern fühlt er sich immer wieder ausgebremst. Große will noch mehr investieren, doch die Baugenehmigung für die Sanierung des gesamten Areals steht ebenfalls noch aus.

Wie es den Ausflugs-Dinosauriern sonst so geht, lesen Sie hier.

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