Das mühsame Erinnern an Zwangsarbeiter: Neue Gedenktafel in Wilmersdorf enthüllt
An der Wilhelmsaue stand in der Nazizeit ein Zwangsarbeitslager. Eine neue Gedenktafel der Berliner Geschichtswerkstatt ist noch ein Provisorium, denn der Bezirk hat andere Pläne.
Seit fast drei Jahren setzt sich der Historiker Michael Roeder für eine Gedenktafel an der Wilhelmsaue 40 ein, um an ein Zwangsarbeiterlager aus der NS-Zeit zu erinnern. Laut alten Akten war es eines von 65 Lagern mit insgesamt 11.000 Zwangsarbeitern in Charlottenburg und Wilmersdorf. Die Besonderheit an der Wilhelmsaue sieht Roeder darin, dass dort das damalige Bezirksamt Wilmersdorf der Betreiber war. Doch das jetzige Bezirksamt und die BVV haben Roeders Vorstoß mit wechselnden Begründungen ausgebremst.
Am Sonnabend hat der Verein Berliner Geschichtswerkstatt deshalb eine provisorische Gedenktafel an dem Bürogebäude angebracht, das heute an gleicher Stelle steht.
Bezirksamt will zentraleren Standort
Roeder ist hartnäckig. Lange hatte er schon für eine Gedenktafel in der Uhlandstraße gekämpft, die seit 2014 an die Ermordung eines 17-jährigen Deserteurs kurz vor dem Kriegsende gemahnt. Über seine jetzige Initiative beriet die bezirkliche Gedenktafelkommission zunächst ergebnislos. Vor allem die Fraktionen der SPD und der CDU bezweifelten, dass die Adresse stimme.
Roeder fand aber Belege. Dazu gehören eine Akte des Gesundheitsamts aus dem Dezember 1942, die das Lager erwähnt, und ein Vermerk, in dem der nationalsozialistische Wilmersdorfer Bürgermeister schrieb: „Ich behalte mir den Arbeitseinsatz der Ausländer selbst vor.“
Überzeugt von dieser Recherche sind die Historiker Reinhard Rürup und Wolfgang Benz, Christine Glauning vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit und Jürgen Karwelat von der Geschichtswerkstatt. Trotzdem haben die BVV-Mehrheit und Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) neuerdings andere Pläne. Zwangsarbeitern will man an einem zentraleren Standort gedenken – der allerdings noch immer nicht feststeht.
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