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Vor dem Krieg befanden sich zwischen dem Tiergarten und der Wilhelmstraße viele Regierungsstellen mit Bunkern.
© Mike Wolff

Bauarbeiten in Berlin: Nazi-Bunker in Berlin-Mitte ausgegraben

Bei Bauarbeiten an der Wilhelmstraße wird ein Bunker aus der Nazizeit ausgegraben. Was ist dort unten zu entdecken?

Mitten in der Stadt türmen sich Sandhügel, fressen Baggerzähne den eiszeitlichen Sand und vermessen Spezialisten das Gelände gegenüber dem Holocaust-Mahnmal. Was hat es mit dieser kleinen Mondlandschaft auf sich?

In der Cora-Berliner-Straße 2, wo bis vor einiger Zeit ein brauner Holz-Pavillon stand, in dem Touristen ihren Hunger und Durst stillten, wird jetzt der Baugrund für einen geplanten Wohnungsneubau untersucht. Das Spannende ist: Was könnte sich im Untergrund der ehemaligen Ministergärten befinden? Keller? Gänge? Rohre?

Bis zur Wende war dieses Stück Land am Rande des Wohngebiets Wilhelmstraße eine verbotene Zone. Sperrgebiet. Betreten verboten. Ganz nah, an der Ebertstraße, stand die Mauer. Heute gehen täglich Tausende Besucher durch den steinernen Stelen-Wald des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas. Auf der gegenüberliegenden Seite der Cora-Berliner-Straße liegt das Corpus delicti unter der Erde. Ein Bunker. Etwa fünfzig Meter lang.

Ein Bagger legte in den letzten Tagen eine Betonschicht frei, Gesteinsproben ergaben, dass das Bauwerk in den dreißiger Jahren errichtet wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Bunker in den Gärten der ehemaligen Ministerien errichtet wurden, hier speziell beim Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der Präsidialkanzlei und dem Auswärtigen Amt.

Beim Bau des Holocaust-Mahnmals war man an der nördlichen Seite auf die Reste des Bunkers und der Villa von Reichspropaganda-Chef Joseph Goebbels gestoßen, die Bunker wurden versiegelt und überbaut.

Kein Bernsteinzimmer

Ganz so einfach ist es auf diesem Baugelände für ein Wohnhaus nicht: „Auch wenn das Grundstück in Berlin-Mitte an historisch bedeutender Stelle liegt, bleibt es eine Baustelle“, sagt Jörg Müller, Sprecher der MUC Real Bau GmbH. Mit dem Landesdenkmalamt wurde festgelegt, die Fundstelle oberirdisch freizulegen und zu beräumen.

Nicht nur Betonwände, auch Leitungsrohre, Kabel und Armierungen müssen einer künftigen Tiefgarage und dem Kellergeschoss des geplanten Neubaus Platz machen. „Bei den Bohrungen und Drucksondierungen wurden Anomalien entdeckt, die auf bunkerähnliche Gebäudestrukturen hinweisen“, sagt Jörg Müller.

Natürlich ist es immer prickelnd, ins Dunkel eines unbekannten Bunkers einzutauchen. Was könnte man finden, noch dazu in dieser geschichtsträchtigen Gegend, hundert Meter vom früheren „Führer-Bunker“-Gelände entfernt? Es wird spannend, als der erste Erkunder aus dem leicht geöffneten Schlund-Mund, vielleicht 40 Zentimeter hoch, wieder auftaucht. Erst kommt ein Stativ aus der Erde, dann ein Fotoapparat und schließlich ein Dokumentar-Fotograf. Der Mann kriecht auf dem Bauch aus dem engen Loch. Er hat enttäuschende Nachrichten von dort unten: Nur ziemlich enge, kahle, aber weit verzweigte Wände. Und irgendwo Zement – mit dem grünen Punkt auf dem Sack. Also: Leerer Keller. Ohne Sensation. Und wieder kein Bernsteinzimmer.

Und hier geht es zu einer unterirdischen Entdeckung, die im Berlin der Nachwendezeit große Aufregung verursachte.

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