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Zwischen 23 und 6 Uhr gilt am Flughafen Tegel ein Nachtflugverbot.
© Soeren Stache/dpa
Update

Fluglärm in Berlin: Nachtflüge in TXL: Fast 700 Maschinen in neun Monaten

Der Airport ist komplett ausgelastet. Nachts herrscht Flugverbot, doch das wird immer öfter gebrochen.

An diesem Freitag kommt es noch mal zu Rekordzahlen, in Scharen fliegen die Berliner über Weihnachten in ihre Heimatorte – danach kehrt Ruhe ein. Erst ab dem zweiten Feiertag nimmt der Verkehr leicht zu, wenn die Leute zurückkommen. Der Flughafen Tegel ist ausgelastet, weiteres Wachstum nicht möglich. Jedenfalls nicht zu den üblichen Zeiten. Steigende Passagierzahlen erklären sich laut Flughafensprecher Daniel Tolksdorf vor allem durch immer vollere Maschinen.

Nur eine Zeit gibt es, in der die Zahlen immer größer werden: nachts. Das ergibt sich aus zwei aktuellen parlamentarischen Anfragen der SPD-Abgeordneten Bettina König. Sie wollte wissen, warum das Nachtflugverbot am Flughafen Tegel nicht durchgesetzt wird, und fragte auch die Zahl der Starts und Landungen in diesem Jahr ab. Die Flughafengesellschaft lieferte eine Tabelle, die zeigte, dass Starts und Landungen von Monat zu Monat gestiegen sind, und das erheblich: Im Januar dieses Jahres kam Tegel auf 299 Landungen und 50 Starts zwischen 22 und 22.59 Uhr, im September waren es 701 Landungen und 238 Starts.

Teilt man 701 durch 30, so ergibt sich ein Durchschnittswert von 23 Landungen in dieser einen nächtlichen Stunde pro Tag – eine gehörige Lärmbelästigung für die Anwohner. Sie muss ertragen werden - bis 23 Uhr darf geflogen werden. Doch auch die restliche Nacht wird immer lauter: Zwischen 23 und 6 Uhr darf eigentlich gar nicht geflogen werden. Hiervon gibt es Ausnahmen für Postflüge, Ambulanzflüge, die Flugbereitschaft der Bundesregierung, Einsatzflüge der Polizei sowie Vermessungsflüge der Deutschen Flugsicherung. Und für verspätete Flüge, wenn der Fehler nicht bei der Airline liegt.

In der Zeit von 23 Uhr bis 5.59 Uhr stieg die Zahl der Landungen von 36 auf 131 und die der Starts von 34 auf 52 pro Monat. Insgesamt gab es in den ersten neun Monaten dieses Jahres 1217 Starts und Landungen in der Nacht, davon waren laut Anfrage 691 gewerblicher Natur.

Sie sind genehmigungspflichtig. Warum die obere Luftfahrtbehörde sie in dieser Zahl genehmigt, dazu konnte eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung sich nicht zeitnah äußern. Hamburg erprobt derzeit die Abschöpfung von Gewinnen. Noch unklar ist, ob Gerichte dies billigen.

Die Postflüge nach Schönefeld zu verlegen, ist dem Senat nach eigenen Angaben nicht möglich, da sie von den Nachtflugbeschränkungen ausgenommen sind. So kann der schlaflose Anwohner Tegels sich im nächtlichen Krach ausmalen, dass der Postfrachter gerade die Ware bringt, die er online bestellt hat.

Insgesamt starteten und landeten im November 2018 gut 2,8 Millionen Passagiere in Berlin, davon 1,9 Millionen in Tegel. Von Januar bis November flogen 31,92 Millionen Passagiere ab Schönefeld und Tegel, 2,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon entfielen 20,1 Millionen auf Tegel und 11,8 Millionen auf Schönefeld.

Tegel soll zwar mit Eröffnung des BER 2020 schließen, bekommt aber im nächsten Sommer erst mal eine Terrasse mit Biergarten. Vor Terminal C soll ein entsprechender Bereich fertig werden und dann „luftseitig die Aufenthaltsqualität am Gate C3 erhöhen“, sagt Flughafensprecher Daniel Tolksdorf. Nach Eröffnung des BER ziehen die Fluglinien dann allmählich um. Aber wer weiß.

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Fatina Keilani

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