Coronavirus in Berlin: Müssen werdende Mütter bald ohne Begleitung in den Kreißsaal?
Einige Krankenhäuser greifen zu drastischen Maßnahmen gegen Covid-19. Auch in Berliner Kliniken gibt es erste Einschränkungen.
Monatelang fiebern werdende Eltern auf den ganz großen Moment hin – die Geburt ihres Kindes. Doch die Corona-Pandemie zwingt die Krankenhäuser zu Einschränkungen: In Rostock untersagte das Klinikum Süd – mit rund 3000 Geburten im Jahr eine der größten deutschen Entbindungseinrichtungen – zunächst sogar die Anwesenheit des Partners im Kreißsaal.
Auch wenn die Klinik dies inzwischen wieder zurückgenommen hat und nun eine „symptomfreie“ Begleitperson im Kreißsaal zulässt, zeigt es doch, wie angespannt die Situation ist.
Wie sieht es in Berliner Kliniken aus? In den DRK-Kliniken ist eine Begleitperson im Kreißsaal erlaubt. Väter dürfen auch auf die Wochenbettstation, weitere Besuche von Freunden und Familie seien nicht gestattet, so Unternehmenssprecherin Marie-Christin Müller. Eine Hebamme, die bei einer der DRK-Kliniken arbeitet und anonym bleiben möchte, äußerte die Hoffnung, dass die Regelung für Partner so bleibt, im Sinne der Frauen.
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Hintergrund des Vorgehens ist ein Beschluss des Senats vom 14. März. Seither gilt eine Rechtsverordnung zum Verbot von Veranstaltungen und zur Einschränkung bei diversen Einrichtungen, die auch Besuchsregelungen in Krankenhäusern, Hospizen und Pflegeeinrichtungen umfasst.
Konkret heißt es: „Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern und Hospizen dürfen vorbehaltlich des Absatzes 2 keinen Besuch empfangen.“ Ausnahmen betreffen Kinder unter 16 Jahren und Schwerstkranke; sie dürfen einmal am Tag von einer Person für eine Stunde besucht werden. Ausgeschlossen sind Menschen mit Atemwegsinfektionen.
„Wir lassen die Väter nach wie vor in den Kreißsaal“
Und wie ist die Lage am St. Joseph- Krankenhaus, einer der größten Geburtskliniken in Deutschland? „Wir lassen die Väter nach wie vor in den Kreißsaal und auf die Wochenbettstation“, sagt Michael Abou-Dakn, Chefarzt der Klinik für Geburtshilfe. Voraussetzung dafür sei aber, dass „der Partner natürlich keine Krankheitssymptome haben sollte.“
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Und wenn eine Schwangere mit einer Covid-19-Erkrankung in die Klinik komme, „muss der Partner nach der Geburt nach Hause, weil wir kein zweites Bett in die Isolierzimmer stellen wollen.“ Die gleiche Regel gilt im Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf.
Hier darf nur noch eine Person mit in den Kreißsaal, der jeweilige Partner - wenn er keine Symptome der Krankheit zeigt. In der Caritas Klinik Maria Heimsuchung in Pankow darf „in der aktuellen Situation eine enge Bezugsperson die (werdende) Mutter im Kreißsaal“ begleiten.
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Ebenso im Sana Klinikum Lichtenberg: Hier darf eine Person mit in den Kreißsaal; wenn es der Partner ist, werde er natürlich bevorzugt, sagte ein Kliniksprecher. Und nach der Geburt sei – wie auf der Palliativ- und Kinderstation – nur ein Besucher pro Tag gestattet.
In allen anderen Abteilungen der Klinik sind Besuche derzeit wegen der Ansteckungsgefahr untersagt. Das Helios-Klinikum Berlin Buch lässt ebenfalls nur noch eine Begleitperson in den Kreißsaal, die keine Krankheitssymptome zeigt. Ob das der Partner ist oder eine andere Vertrauensperson, überlasse man der Schwangeren, heißt es von der Klinik.
Nur ein Besucher pro Tag und keine Familienzimmer
Nach der Geburt gilt die Regelung, dass pro Tag eine Person für eine Stunde zu Besuch kommen darf. Um den Schutz der Gesundheit von Patienten und Mitarbeitern zu gewährleisten, biete man aktuell keine Möglichkeit von Familienzimmern mehr. Schwangere sollten sich vorher informieren.
„Eine gesunde Begleitperson“ lässt die Charité zur Geburt in ihre Kreißsäle - wenn es der Partner ist. Das gelte auch bei einer Entbindung per Kaiserschnitt für den OP-Saal, sagt der Direktor der Klinik für Geburtshilfe Wolfgang Henrich. Anders als im St. Joseph-Krankenhaus könne der Partner im Familienzimmer der Klinik bleiben, „wenn er möchte“.
In den fünf Geburtskliniken des Vivantes-Konzerns können Väter weiterhin bei der Geburt ihres Kindes dabei sein. „Um die geburtsmedizinischen Teams zu entlasten und zu schützen, wird ab sofort bei einer Geburt nur noch der Vater allein beziehungsweise nur eine Vertrauensperson im Kreißsaal zugelassen“, sagt Astrid Steuber von der Vivantes-Pressestelle.
Kein Zutritt zum OP
Bei einem Kaiserschnitt könne der Vater nicht mehr in den OP mitkommen und auch nicht mehr mit auf die Wochenstation. Dort seien grundsätzlich keine Besuche mehr erlaubt. Man folge damit den Empfehlungen der Gesundheitsverwaltung. Das anthroposophisch ausgerichtete Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe will sich auf Anfrage nicht festlegen.
["Die Corona-Ambulanz versorgt nur noch 30 Patientinnen am Tag und die Hotline wird nur noch vereinzelt nachgefragt.“ Ein Blick auf die Corona-Ambulanz im Berliner Krankenhaus Havelhöhe im Mai 2020 - hier im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Immer konkret - unsere Bezirksnewsletter leute.tagesspiegel.de].
„Wir halten uns grundsätzlich an die Verordnungen und Handlungsanweisungen der Senatsverwaltung und der Gesundheitsämter“, sagt Kliniksprecherin Christina Lammers. „Da sich diese innerhalb kürzester Zeit wieder ändern können, passen wir unseren Umgang mit unseren Patienten und deren Angehörigen dementsprechend kontinuierlich an.“ Die Klinik bittet Schwangere und deren Partner, sich vorher telefonisch zu erkundigen, welche Regeln gelten.
„Das Fachpersonal muss gesund bleiben“
Im Sankt-Gertrauden-Krankenhaus sei derzeit auch nur noch die Anwesenheit einer Person im Kreißsaal gestattet. „Regelhafte Besuche werden nicht zugelassen“, sagt die Geschäftsführerin der Klinik Astrid Duda. Ebensowenig werde zurzeit ein Familienzimmer angeboten. Anfragen bei den beiden Berliner Geburtskliniken der Johannesstift-Diakonie blieben bis Dienstagabend unbeantwortet.
„Das Fachpersonal muss gesund bleiben“: Der Deutsche Hebammenverband könne sich nicht grundsätzlich zum Vorgehen der Krankenhäuser positionieren, hieß es, dazu seien die Situationen in den einzelnen Kliniken zu unterschiedlich.
Sprecherin Kathrin Stephan erklärt: „Wir befinden uns durch das Coronavirus in einer unvergleichlichen Ausnahmesituation. Für die klinische Versorgung ist es immens wichtig, dass das Fachpersonal gesund bleibt und das Infektionsrisiko so gering wie möglich gehalten wird.“ Dies gelte auch für das Personal in der Geburtshilfe. „Das kann bedeuten, dass einige Kliniken sich dazu entschließen, die Begleitung bei Geburten auf eine Person zu beschränken oder keine Begleitung zuzulassen.“