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Die Fassade des Nordeingangs des geplanten Museums des 20. Jahrhunderts, davor der neue Scharounplatz
© Visualisierung: Herzog & de Meuron

Umbau des Kulturforums: Museum der Moderne wird teurer als geplant

Die Architekten stellten ihre überarbeiteten Pläne vor: mit Café und Freitreppe. Die „Aufenthaltsqualität“ stören könnte allerdings eine Busspur der BVG.

Nein, eine konkrete Bausumme mochte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nicht nennen. Erst nach Abschluss der Ausführungsplanung für das Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum, die für Mitte des kommenden Jahres erwartet wird, soll die Summe feststehen, dann aber einschließlich aller Risiko- und Kostensteigerungsindizes. So erklärte es Grütters gestern bei der Vorstellung des überarbeiteten Entwurfs des Basler Architekturbüros Herzog und de Meuron, die im Staatlichen Institut für Musikforschung stattfand, gleichfalls einem Teil des Kulturforums.

Seit der Bestimmung des Wettbewerbssiegers vor zwei Jahren sind in zahlreichen Gesprächsrunden die Anforderungen des künftigen Nutzers, der Nationalgalerie der Staatlichen Museen, wie auch der Denkmalpflege und der Anrainer, insbesondre der Stiftung St. Matthäus mit der historischen Matthäikirche, präzisiert worden und in die Planung eingeflossen. Im Ergebnis wurde der Neubau – die „Scheune“, wie auch Grütters sie nannte – von der Kirche statt acht nunmehr um 14 Meter abgerückt. Von der Potsdamer Straße aus werden die gerundeten Apsiden der Kirche sichtbar bleiben.

Raumaufteilung geklärt

Vor allem aber ist der Museumsentwurf nun bis ins Einzelne der Raumaufteilung geklärt. Wichtigstes Element ist und bleibt die Kreuzung der beiden Wege, die unabhängig vom Museumsbetrieb durch das Gebäude führen: von Nord nach Süd, also von der Piazzetta der Museen zur Potsdamer Straße, sowie von Ost nach West, vom Scharounplatz mit Philharmonie und Kammermusiksaal bis zur Neuen Nationalgalerie, die derzeit grundsaniert wird.

Am künftigen Scharounplatz, der jetzt bereits durch den Umbau der bisherigen Scharounstraße entsteht, wird der Haupteingang des neuen Museums liegen. Dort ist die Fassade voll verglast, so dass unterschiedlichen Bereiche im Haus sichtbar werden: die Ausstellungsetage, zu der auch eine Freitreppe hinaufführt, und das Café zum Matthäikirchplatz hin.

"Aufenthaltsqualität" des Entwurfes

Die Fassaden des Museums werden aus erdfarbenen Ziegeln bestehen, die allerdings nicht aufgemauert, sondern in Betonplatten eingegossen werden, aus denen das konstruktive Gerüst des Gebäudes besteht. Das Dach nimmt die „perforierte  Struktur“ der Wände auf und besteht auch aus Gewichtsgründen ganz aus Metall. Über den sich exakt in der Mitte kreuzenden Wegen, die längs und quer durch das Gebäude führen, lässt das Dach Tageslicht hinein.

Immer wieder betonten die Architekten gestern die „Aufenthaltsqualität“ ihres Entwurfs. Ihr dient beispielsweise die Freitreppe auf der Eingangsseite, die auch als ansteigende Sitzreihe genutzt werden kann; ebenso das Café-Restaurant auf der Nordostecke, wo zugleich die unter Naturschutz stehende 100-jährige Platane eine Aussparung im Gebäude erfordert.

Herzstück das Entwurfs ist die Kreuzung der beiden Wege, nunmehr „Boulevards“ genannt, die einen haushohen Raum über alle oberirdischen Geschosse hinweg ergeben. Hölzerne Treppen und Böden sollen auch hier zu zwanglosem Verweilen einladen.

BVG fordert Busspur vor Gebäude

Die Eingänge auf allen Seiten sollen nachts durch Schiebetore geschlossen, umgekehrt aber bei Bedarf auch vollständig geöffnet werden. Die Anbindung an die Neue Nationalgalerie erfolgt durch das Untergeschoss – „ein Raum, kein Tunnel“ –, der jedoch erst später unter der Sigismundstraße vollendet werden kann.

Eine vermeintliche Kleinigkeit führte noch zu Nachfragen. An der Eingangsseite, also zwischen Museumsneubau und Kammermusiksaal, soll den gezeigten Plänen zufolge eine Busspur unmittelbar vor dem Gebäude entlangführen. Dies sei eine Forderung der BVG, erläuterte Hermann Parzinger, als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz der Dienstherr auch der Museen, und fügte hinzu: „Das kann und darf nicht das letzte Wort sein.“ Die Renderings der Architekten zeigen eine makellose Platzfläche, bevölkert von entspannten Passanten und Museumsbesuchern – ohne Bus.

Genaue Kosteneinschätzung erst mit Baubeginn

Und nun doch die Bausumme? Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte im November 2014 überraschend 200 Millionen Euro für ein solches Museum bereitgestellt. Die Summe basierte auf einer „Machbarkeitsstudie“, in der zuvor die möglichen Standort des Museums untersucht worden waren. Errichtet werden soll das Gebäude übrigens vom eigens beauftragten Landesbetrieb Baden-Württemberg; dafür hatte sich Grütters von Anfang an stark gemacht. Der ersten Spatenstich soll nach der Erstellung der Ausführungsplanung, also der Feinplanung für das tatsächliche Baugeschehen, Mitte 2019 erfolgen.

Dann erst, so Grütters, soll eine genaue Kostenschätzung einschließlich Risikovorsorge und Steigerung des Baukostenindex vorliegen und die absolute Zahl genannt werden – darauf habe sie sich mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) verständigt. Eine in der gestrigen Pressekonferenz als Frage in den Raum gestellte Summe – „Sind 400 Millionen Euro für Sie ein offenes Geheimnis?“ – wollte Grütters weder bestätigen noch dementieren.

Schon heute sei aber „sicher“, sagte Grütters, dass „wir deutlich höhere Mittel in den Bundeshaushalt einstellen müssen“. Bleibt noch der Termin der Fertigstellung: Den gab Parzinger beiläufig mit „Mitte der zwanziger Jahre“ an. Ursprünglich genannt, als das Projekt so überraschend auf die Agenda kam, war das Jahr 2021.

Lesen Sie mehr zum geplanten Museum der Moderne in unserem Dossier.

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