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Der Angeklagte im Gerichtssaal. Dem 44-Jährigen wird zur Last gelegt, die 14-jährige Georgine Krüger vergewaltigt und erwürgt zu haben.
© Paul Zinken/dpa
Update

Schülerin seit knapp 13 Jahren vermisst: Mordprozess im Fall Georgine Krüger unterbrochen

Am Mittwoch begann der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der Schülerin. Er dauerte zunächst nur neun Minuten.

Kein Platz blieb leer auf den Zuschauerbänken, als der Prozess um das Schicksal der vor fast 13 Jahren spurlos verschwundenen Georgine Krüger begann. Mit Ali K., einem Mann aus der Nachbarschaft der damals 14-Jährigen, sitzt seit Mittwoch ihr mutmaßlicher Mörder vor dem Berliner Landgericht.

Doch nach nur neun Minuten war der erste Tag vorbei. Die Richter gaben vor Verlesung der Anklage einem Antrag der Verteidiger auf Unterbrechung für eine Woche zur Überprüfung der Gerichtsbesetzung statt. Diese war den Anwälten erst einen Tag zuvor und somit zu spät mitgeteilt worden.

„Fortsetzung am 7. August“, gab Richter Peter Faust bekannt. Ali K., der in einem karierten Hemd auf der Anklagebank hinter Panzerglas saß, schien äußerlich regungslos. Zwei Anwälte hat er. Sie erklärten bereits am Rande: „Die Verteidigung strebt Freispruch an.“ Die Staatsanwaltschaft aber stützt sich vor allem auf Angaben eines verdeckten Ermittlers.

Gegenüber diesem V-Mann soll K. gestanden haben. Außerdem gebe es Handy-Auswertungen. Das Telefon des Angeklagten sei zur mutmaßlichen Tatzeit in derselben Funkzelle eingeloggt gewesen wie das der Vermissten. „Die Funkzelle ist dem Tatort zugehörig“, sagte Staatsanwältin Ilka von Koppenfels.

Am 25. September 2006 kam Georgine gegen 14 Uhr von der Schule. Sie stieg wie so oft in Moabit aus einem Bus. Etwa 200 Meter waren es bis zu ihrem Wohnhaus. Dort wartete ihre Großmutter mit dem Mittagessen. Das Mädchen, das als sehr zuverlässig galt, kam nie an. Der Fall gehörte jahrelang zu den bekanntesten Vermisstenfällen Deutschlands.

Mehr als zehn Jahre nach Georgines Verschwinden suchten Ermittler Spuren im Wald bei Brieselang (Oberhavel).
Mehr als zehn Jahre nach Georgines Verschwinden suchten Ermittler Spuren im Wald bei Brieselang (Oberhavel).
© Bernd Settnik/dpa

Rund zwölf Jahre später wurde Ali K. festgenommen – „durch den langen Atem der Ermittlungsbehörden“, sagte die Staatsanwältin. Der Deutsche mit türkischen Wurzeln sitzt seit Dezember in Untersuchungshaft. Der dreifache Vater soll gegenüber einem eingesetzten verdeckten Ermittler schreckliche Details offenbart haben.

Er soll Georgine Krüger unter dem Vorwand, er brauche Hilfe beim Tragen von Tüten, in seinen Keller gelockt haben. Dort soll er die Schülerin mit einem Metallgegenstand bewusstlos geschlagen und vergewaltigt haben. Aus Angst vor Entdeckung der Tat habe er das Mädchen erwürgt, aus dem Keller geschafft und versteckt. Die Leiche fehlt bis heute. „Der Angeklagte hat gegenüber dem verdeckten Ermittler erklärt, dass er sie im Müll entsorgt habe“, so die Staatsanwältin.

Die Polizei ging mehr als 300 Hinweisen nach, durchsuchte Keller und Dachböden im Kiez – ohne Erfolg. Der Fall aber wurde nie zu den Akten gelegt. 2017 geriet Ali K. ins Visier der Ermittler. Er ist wegen sexueller Nötigung einer Jugendlichen vorbestraft. Er hatte laut Urteil 2011 eine 17-jährige in seinen Keller gelockt, um sie zu missbrauchen. Sie entkam. Er soll weitere Mädchen belästigt haben.

Dem 44-Jährigen wird nun schwere Vergewaltigung und Mord zur Verdeckung einer anderen Straftat zur Last gelegt. K. soll die Vorwürfe bei der Polizei zurückgewiesen haben. Ob er sich vor Gericht äußern wird, ist noch nicht bekannt. Die Mutter von Georgine Krüger ist Nebenklägerin. Zu Prozessbeginn war sie nicht persönlich erschienen.

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