Cité Foch in Reinickendorf: Monumentale Glaswand wird eingelagert
Fast 20 Meter lang, aus 128 Elementen zusammengesetzt: Das einmalige Kirchenbild aus der einstigen Alliiertensiedlung Cité Foch ist gerettet.
Wann gibt es das schon einmal: Ein monumentales Glasbild, das die ganze Wandfläche einer Kirche einnimmt, fast 20 Meter lang und mehr als sechs Meter hoch, zusammengesetzt aus 128 einzelnen Elementen? In der katholischen Kirche Ste. Geneviève in der ehemaligen Cité Foch in Reinickendorf hat dieses Glasbild des Künstlers Johannes Beeck die Längswand des Andachtsraumes gebildet. Das abstrakte Kunstwerk wurde jetzt, vor dem Abriss der schon vor Jahren entweihten Kirche, durch Arbeiter des Bezirks Reinickendorf ausgebaut und dann an einem sicheren Ort gelagert.
Der neue Eigentümer, der das ehemalige Einkaufscenter der Franzosen gekauft hat und dort neu bauen will, übertrug dem Bezirk die Besitzrechte an den Fenstern. Wo sie später einmal einen neuen Platz finden werden, ist völlig unklar. Nur dass ein solches Kunstwerk geborgen werden musste, stand außer Zweifel.
Beeck verstand sein Werk als Weiterführung der Architektur
Der Schöpfer der monumentalen Glaswand, Johannes Beeck, wurde 1927 in Mönchengladbach geboren und starb 2010 in Krefeld. Beeck kam wie auch seine Frau aus einer tief katholischen Familie, und Kirchenfenster und Glasarbeiten in Häusern der Kirche gehörten zu seinen Hauptwerken. Seinem künstlerischen und religiösen Interesse kam entgegen, dass nach dem Krieg viele zerstörte Kirchen wieder auf oder neu gebaut werden mussten.
Den internationalen Wettbewerb zur Gestaltung der neuen Kirche Ste. Geneviève in der Cité Foch gewann er 1979 zusammen mit dem Bildhauer Paul Brandenburg, der sein Partner bei vielen Entwürfen und ihrer Umsetzung gewesen ist. Beeck verstand seine Werke als Weiterführung der Architektur. Das erklärt auch, dass er sich in seinen künstlerischen Ausdrucksformen ab Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mehr und mehr vom Naturalistischen entfernte und dem Abstrakten zuwandte. Dafür gibt es in Berlin eine ganze Reihe von Zeugnissen. So schuf er außer der Glaswand in Ste. Geneviève, einem seiner Hauptwerke, 1980 auch Bleiglasfenster im Canisius-Kolleg in der Tiergartenstraße. Im gleichen Jahr entwarf er Beton-Bleiglasfenster für das Dominikus-Krankenhaus und für das Franz-Jordan-Stift in Hermsdorf.
Wer heute durch die Straßen der Cité Foch geht, kommt im Zentrum des ehemals französischen Wohngebietes an einem weitgehend abgeräumten Trümmerfeld vorbei. Dort stand das Einkaufszentrum der Alliierten aus Frankreich, in den Wohnhäusern lebten einmal mehr als 2000 Menschen. Nach dem Abzug der Franzosen ließen sich die bundeseigenen Wohnungen angeblich nur schwer vermieten, weil sie zu groß gewesen seien. Der Wahrheit näher könnte die Tatsache kommen, dass der Bund unmittelbar daneben nach der Wiedervereinigung neue Wohnblocks hochziehen ließ, die bei aus Bonn Zuziehenden beliebter, weil neuzeitlich ausgestattet waren. Nach einer Modernisierung ist das Wohngebiet auf dem Cité-Foch-Gelände jetzt wieder sehr begehrt. Da wäre man auch wieder um das Hallenbad an der Rue Georges Vallerey froh, das 2002 wegen angeblicher Unsanierbarkeit geschlossen wurde. Sinnvoll weitergenutzt wurden hingegen die Schulen des Viertels. Aus der ehemaligen Grundschule Victor Hugo wurde das beliebte bi-linguale Romain-Rolland-Gymnasium, und die französische Vorschule wurde als Münchhausen-Grundschule vom Schulamt übernommen.
Was das ganze Viertel bis auf den heutigen Tag besonders macht, sind die blau-weißen französischen Straßenschilder. Vielleicht verschont die deutsche Regelungswut diese Erinnerung an die Franzosenzeit und lässt den Bewohnern diesen Hauch französischen Flairs.