Berliner Flughäfen: Mittwoch keine Streiks in Schönefeld und Tegel
Die Anreise per Flieger zur Touristikmesse ITB in Berlin ist vorerst gesichert. Die Streiks in Tegel und Schönefeld sind abgesagt. Die Gewerkschaft lässt den Arbeitgebern einen weiteren Tag Zeit.
Passagiere an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld müssen sich am Mittwoch noch nicht auf einen Streik einstellen. Die Gewerkschaft Verdi gab den Arbeitgebern am Dienstagabend einen weiteren Tag Zeit, um ein besseres Angebot für das Bodenpersonal abzugeben. Damit sind auch Probleme bei der Anreise von Gästen zur Reisemesse ITB vorerst nicht zu befürchten.
„Der morgige Mittwoch soll den Arbeitgebern als weitere Frist gewährt werden, das Angebot nachzubessern“, teilte Verdi mit. Am Mittwochmittag trifft sich wieder die Tarifkommission, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Dem Vernehmen nach wird vermutlich am Freitag gestreikt.
Hintergrund ist der Tarifkonflikt für die rund 2000 Beschäftigten. In einer Urabstimmung hatten sich die Gewerkschaftsmitglieder in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit für einen unbefristeten Streik ausgesprochen.
Ankündigung einen halben Tag früher
„Wir werden einen Streik einen halben Tag vorher ankündigen“, bekräftigte Verdi-Landesbezirksleiterin Susanne Stumpenhusen. Die Gewerkschaft fordert bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten einen Euro mehr pro Stunde sowie bessere Aufstiegsmöglichkeiten für die Beschäftigten.
Die Arbeitgeber hatten nach der Urabstimmung ein neues Angebot vorgelegt und sich nach eigenen Angaben „enorm bewegt“. „Daher sind wir entsetzt, wie schnell die Gewerkschaft diese Offerte vom Tisch gewischt hat“, sagte ein Sprecher. Nach Verdi-Angaben war das Angebot aber noch weit von den Forderungen entfernt. „Daher ist im Augenblick leider keine Lösung des Tarifkonfliktes in Sicht“, erläuterte Verhandlungsführer Enrico Rümker.
Höheres Angebot der Arbeitgeber reicht Verdi nicht aus
Die Arbeitgeber der Bodendienstleister legten zwar Dienstag ein höheres Angebot vor, doch acht Prozent für die nächsten drei Jahre reichen der Gewerkschaft nicht. Verdi will zehn Prozent für ein Jahr. Die Arbeitgeber verdoppelten ihr bisheriges Angebot, nachdem vergangenen Freitag 98,6 Prozent der Verdi-Mitglieder für einen unbefristeten Streik votiert hatten. In dem Tarifkonflikt geht es um die Einkommen von 2000 Beschäftigten in Tegel und Schönefeld.
„Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage haben sich die Arbeitgeber enorm bewegt“, meinten die Bodenverkehrsdienste und zeigten sich „entsetzt“ darüber, wie schnell Verdi die Offerte vom Tisch gewischt habe. „Angesichts dieser radikalen Haltung ist nicht ersichtlich, wie der Konflikt gelöst werden kann“. Man stehe „weiterhin zu einer Lösung am Verhandlungstisch bereit“, um einen Streik zur Tourismusbörse ITB, die von Mittwoch bis Sonntag unterm Funkturm stattfindet, zu vermeiden.
Verdi fordert eine Stundenlohnerhöhung um einen Euro; derzeit liegt das Einstiegsgehalt für Abfertiger und Gepäckpacker bei 10,30 Euro. Nach Angaben der Gewerkschaft brächte das neue Arbeitgeberangebot einem typischen Teilzeitbeschäftigten, der 130 Stunden/Monat arbeitet, nur 35 Euro monatlich mehr. Das sei nicht akzeptabel. Die Arbeitgeber wiederum lehnen die Forderung ab, da die Gehälter an den Berliner Flughäfen nach einer kräftigen Erhöhung 2013 bereits deutlich über dem Niveau anderer Airports lägen. Verdi wiederum argumentiert mit der hohen Arbeitsbelastung an den Berliner Flughäfen und der Schwierigkeit, überhaupt noch Personal für die Jobs am Boden zu bekommen. Angeblich sind derzeit rund 100 Stellen unbesetzt.
Die Arbeitgeber sind untereinander harte Konkurrenten
Tatsächlich ist die Konstellation auf der Arbeitgeberseite überaus komplex. Es gibt fünf Unternehmen, die sich zum Teil in herzlicher Feindschaft verbunden sind. Zum Beispiel die Wisag, die in Schönefeld und Tegel rund 1000 Beschäftigte hat, und die Aeroground Berlin GmbH, eine Tochter des Flughafens München mit 600 Leuten in Berlin. Aeroground hat der Wisag den Großkunden Air Berlin abgejagt und übernimmt demnächst die Abfertigung der Air Berlin-Passagiere. Wisag hatte einst mit Billigpreisen die Firma Acciona aus dem Berliner Geschäft gedrückt und ist inzwischen selbst unter Druck, weil neben der Aeroground auch der Weltmarktführer Swissport auf den Berliner Markt will - jedenfalls dann, wenn der BER eröffnet.
Wer bekommt wie viel vom Geschäft mit den Bodendienstleistungen – diese Frage überlagert den Tarifkonflikt und erschwert die Lösung. Zumal der Wisag nachgesagt wird, ein Interesse an Streiks zu haben, um dann die eigenen Verträge mit den Airlines nachverhandeln zu können. Neben den Passagieren sind es die Fluggesellschaften, die am stärksten leiden unter einem Arbeitskampf. Deshalb wurden die Airlines auch einbezogen, als in zahllosen Telefonaten im Verlauf des Montags an einem neuen Angebot gefeilt wurde. Das wurde dann am Dienstag Verdi übermittelt. Es hat nicht gereicht.
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