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Georg Pazderski: Teil der neuen Doppelspitze des AfD-Landesverbands Berlin.
© Thilo Rückeis

Berlins neuer AfD-Chef Georg Pazderski: Mit diesem Mann will die AfD ins Abgeordnetenhaus

Georg Pazderski bezeichnet sich als „Kosmopolit“, beriet US-General David Petraeus. Von Björn Höcke distanziert Berlins neuer AfD-Chef sich aber nur zaghaft.

„Beschreiben. Analysieren. Einer Lösung zuführen.“ Georg Pazderski bewegt die Handflächen dreimal senkrecht von oben nach unten, macht dreimal eine Kunstpause. Damit will er ausdrücken: Bei ihm muss alles einem Plan folgen. Das habe er beim Militär so gelernt, sagt der neue Chef der Berliner AfD.

Als die Spitze der Hauptstadt-AfD vor knapp zwei Wochen ausgewechselt wurde, machte vor allem die Wahl von Pazderskis Co-Vorsitzender Beatrix von Storch Schlagzeilen. Die Europaabgeordnete ist schon lange keine Unbekannte mehr – vor allem ihrer schrillen Thesen vom angeblichen „Gender-Wahn“ wegen. Pazderski dagegen kennt kaum jemand in der Stadt.

Nicht ohne Stolz erzählt er von seinem Werdegang

Das könnte sich bald ändern. Von Storch will in Brüssel bleiben. Deshalb wird wohl Pazderski die AfD in den Wahlkampf fürs Abgeordnetenhaus führen. Nach den Umfragen hat die rechtspopulistische Partei gute Chancen, über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen.

Pazderski, Sohn eines im Krieg aus Warschau verschleppten Polen und einer Deutschen, lebt erst seit 2012 in Berlin, spricht von sich selbst als „Kosmopolit“. Nicht ohne Stolz erzählt er von seinem Werdegang: Nach einer Schreinerlehre Verpflichtung bei der Bundeswehr, BWL-Studium, ein Job bei der EU in Brüssel. Wichtig ist dem 64-Jährigen aber vor allem seine Mitarbeit im sicherheitspolitischen Beraterteam des US-Generals David Petraeus in Tampa in Florida. Die Bundeswehr hatte ihn bis 2010 für einige Jahre dorthin ausgeliehen.

In der AfD war Pazderski Bundesgeschäftsführer, bis Bernd Lucke ihn vor einem Jahr feuerte. Mit Bundesvize Alexander Gauland teilt er nicht nur eine Vorliebe für karierte Sakkos in Beigetönen, er wird ebenfalls dem nationalkonservativen Flügel zugerechnet. Der Ex-Soldat brachte den bisherigen AfD-Landeschef Günter Brinker zu Fall, der als eher moderat galt. Die Flüchtlinge sollten in den Nachbarländern Syriens untergebracht werden, sagt Pazderski, auf Kontingente will er sich nicht festlegen.

Der Gretchenfrage weicht er aus: Wie er es denn mit AfD-Rechtsaußen Björn Höcke hält. Er wolle nicht alles unterschreiben, was dieser sage, sagt Pazderski in Anspielung auf Höckes völkische Hetzrhetorik. In der AfD sei es so wie im Fußball, die Masse versammle sich im Strafraum in der Mitte. Einzelne stürmten dann auch links oder rechts davon. Wer in der AfD auf der linken Position spielt, dazu fällt Pazderski auch nach längerem Nachdenken allerdings niemand ein.

Fabian Leber

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