BVG-Pläne von 1977: Mit der U-Bahnlinie 10 nach Weißensee - und andere Ideen
Das Netz der U-Bahn sollte einst auf 200 Kilometer wachsen – das war 1977 das Ziel, das der Senat für die geteilte Stadt anpeilte. Derzeit sind allerdings nur 2,2 Kilometer in Bau. Und weitere Strecken sind zu teuer. Ein Blick auf die alten Pläne.
Es war einmal, da gab es eine (Teil-) Stadt, in der man große Pläne hatte – fürs gesamte Berlin. In West-Berlin träumte man jahrelang von einem Ausbau des U-Bahn-Netzes, das von 90 Kilometer auf 200 Kilometer wachsen sollte. Unverändert bleiben sollten nur die Linien U 4 und U 6. Aktuell denken weder der Senat noch die BVG daran, etwas davon zu verwirklichen. Neue Strecken für Straßenbahnen sind günstiger. Es gibt aber eine – teure – Ausnahme und viele neue Ideen. Wir zeigen anhand der damaligen Linien, was man 1977 geplant hat und was daraus geworden ist. Das Netz ist seither immerhin auf 146,2 Kilometer gewachsen.
U 1
Die U 1 verband 1977 die Bahnhöfe Schlesisches Tor und Ruhleben. Der Abschnitt zur Warschauer Brücke war durch die Mauer stillgelegt. Der 200-Kilometer- Plan, entwickelt vom Senat in den 1950er Jahren, umfasste die gesamte Stadt und sah vor, die Strecke bis zum Frankfurter Tor zu verlängern. Dort sollte es einen Umsteigebahnhof zur heutigen U 5, damals Linie E genannt, geben. Seit 1995 fahren die Züge wieder bis zur Endstation, die heute Warschauer Straße heißt. Inzwischen ist der Plan aufgetaucht, die Strecke bis zum Ostkreuz zu verlängern, lanciert ausgerechnet von der Deutschen Bahn. Noch ist dies aber lediglich ein Gedankenspiel.
Großes vor hatte man im Westen. Von Ruhleben aus wollte man bis ins Falkenhagener Feld in Spandau fahren. Am Rathaus Spandau war ein Umsteigebahnhof zur Linie 7 vorgesehen. Bei deren Bau wurde deshalb die Station gleich mit vier Gleisen und zwei Bahnsteigen errichtet, von denen heute nur zwei Gleise genutzt werden. An eine Verlängerung der heutigen U 2 ist nicht zu denken. Der Senat hat vage Pläne, stattdessen die S-Bahn ins Falkenhagener Feld fahren zu lassen.
Unterirdischer Verkehr birgt überirdisch Lebensqualität. Das sollte man gegenrechnen, wenn man die höheren Investitionskosten anführt. Und Unfälle gibt es außerdem seltener.
schreibt NutzerIn phantomias
U 2
Auch die damalige U 2 war durch den Mauerbau geteilt. Im Westen fuhren die Züge zwischen Wittenbergplatz und Krumme Lanke; im Osten als Linie A zwischen dem damaligen Thälmannplatz (heute Mohrenstraße) und Pankow-Vinetastraße. Nach den Senatsplänen sollte die Strecke in Pankow bis zur heutigen Breiten Straße weitergebaut werden. In Ost-Berlin gab es sogar Überlegungen, bis Nordend zu kommen. Gebaut hat man nur einen kurzen Abschnitt bis zum S-Bahnhof Pankow. Im Westen war als neuer Endpunkt Düppel (kurz vor Kleinmachnow) vorgesehen. Heute hält man sich lediglich noch die Möglichkeit offen, die U-Bahn bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz (damals Lindenthaler Allee) zu verlängern.
U 3
Diese Linie fuhr als Stummel im Netz nur zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße. Sie sollte im Westen bis zum Theodor-Heuss-Platz ausgebaut werden. Beim Bau der U 7 hat man am Adenauerplatz und am Messedamm bereits Bahnhofsrohbauten betoniert. Inzwischen sehen Planer nur noch eine Verlängerung bis zum Adenauerplatz vor.
Schöne Pläne,hätte man mal damals umsetzen sollen - damals waren solche Vorhaben teuer, heute sind sie unbezahlbar.
schreibt NutzerIn cyman
U 5
Am östlichen Ende dieser Linie sind die Senatspläne gar nicht aufgegangen. Sie sahen vor, die Gleise Richtung Süden bis Oberschöneweide zu legen. Ost-Berlin baute die Strecke dann aber nach Norden bis Hönow aus, um die dortigen Neubaugebiete zu erschließen. Im Westen sollte die U 5 bis zum Flughafen Tegel fahren. Auch hier ist beim Bau der U 7 in Jungfernheide ein möglicher Umsteigebahnhof entstanden. Derzeit baut man am 2,2 Kilometer langen Abschnitt Alexanderplatz–Brandenburger Tor. Zwischen Brandenburger Tor und Hauptbahnhof pendeln seit 2009 Züge der U 55, isoliert vom Netz.
U 8 nach Britz, U10 nach Weißensee
U 7
Die U 7 war 1977 die einzige Linie, an der tatsächlich gebaut wurde. Endstation im Westen sollte Staaken werden. Heute haben es die Gleise bis zum Rathaus Spandau geschafft, wo die Züge auch weiter enden werden. Interessant ist, dass der Senat 1977 keinen Weiterbau bis zum Flughafen Schönefeld vorsah, obwohl stets eine Trasse freigehalten worden war, die auch immer noch vorhanden ist.
U 8
Auch die U 8 sollte wachsen – im Süden bis nach Britz, im Norden bis zum Senftenberger Ring im Märkischen Viertel. Erreicht hat man im Süden den Umsteigebahnhof Hermannstraße mit Anschluss zur S-Bahn. Im Norden führt die Strecke inzwischen bis zum S-Bahnhof Wittenau – allerdings auf einer anderen Route als nach den Plänen von 1977.
U 9
Im Norden war ein Weiterbau bis zur Breiten Straße in Pankow vorgesehen, wo es einen Umsteigebahnhof zur U 2 gegeben hätte. Neue Berichte, es gebe konkrete Pläne, die U 9 nach Pankow zu verlängern, dementiert die BVG. Auch der Senat setzt für die wachsenden Wohngebiete im Norden auf die Straßenbahn. Im Süden sollte die Strecke bis zur Hildburghauser Straße in Marienfelde führen. Ziemlich konkret waren in den 1980er Jahren die Pläne, zumindest bis Lankwitz zu bauen. Als die BVG aber 1984 auf Drängen des Senats den Betrieb der S-Bahn im Westteil der Stadt übernommen hatte, floss das Geld in die Sanierung der S-Bahn.
U 10
Die U 10 – von Weißensee bis zur Drakestraße in Lichterfelde – war die einzige neue Linie im 200-Kilometer-Plan. Beim Weiterbau der U 9 hatte man am Rathaus Steglitz, an der Schlossstraße und am Walther-Schreiber-Platz Umsteigebahnhöfe mitgeschaffen. Bahnhofsrohbauten gibt es zudem am Innsbrucker Platz und am Kleistpark sowie im Bahnhof Potsdamer Platz. Dort hängt der U-Bahnhof an der Decke in der Halle für den Regionalverkehr. In der wiedervereinten Stadt hat man die Pläne geändert. Statt nach Lichterfelde soll die nun als U3 bezeichnete Linie bis zum Adenauerplatz führen.
Denn wenn sie nicht gestorben sind, träumen die Planer weiter.
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