Hauptstadtflughafen BER: Mit den Öffis zum BER zu kommen wird schwierig
Sollte der neue Flughafen eines Tages eröffnen, wird es Probleme mit der Anbindung geben: Die Bahn muss beim Airport-Express improvisieren, die S-Bahnfahrt dauert lange, der U-Bahnanschluss fehlt. Ein Überblick.
Im Nahverkehr gehört der BER – zumindest theoretisch – sicher zu den am besten verbundenen Flughäfen weltweit. Vier Regionalzugverbindungen soll es stündlich zwischen dem Flughafen und dem Stadtzentrum geben; alle zehn Minuten fährt eine S-Bahn. Ebenfalls im Fünf-Minuten-Takt will die BVG den BER mit Bussen ansteuern. Allein in den Zügen gibt es so auf dem Papier Platz für rund 27 Millionen Fahrgäste zum und vom Flughafen jährlich. Ziel der Planer war es, dass mindestens die Hälfte der Passagiere und der Mitarbeiter die Wege auf der Schiene zurücklegen.
Ab 2020 kommt der Airport-Express - dann werden andere Direktzüge gestrichen
Doch das Konzept hat Schwächen: Starten wird der BER im Regionalverkehr noch mit mehreren Direktverbindungen. Wenn die Dresdner Bahn durch Lichtenrade Mitte der 2020er Jahre fertig sein sollte, soll sich der Verkehr allerdings auf den Airport-Express (RE 9) konzentrieren, der nur zwischen (Gesundbrunnen) über Hauptbahnhof, Potsdamer Platz, sowie Südkreuz und dem Flughafen verkehrt. Um den Zug zu erreichen, müssen die meisten Fahrgäste umsteigen, was die Fahrzeit verlängern wird.
So lange die Dresdner Bahn, auf der der Airport-Express die Strecke Hauptbahnhof–BER alle 15 Minuten in rund 20 Minuten zurücklegen soll, auf sich warten lässt, müssen die Planer – zum Vorteil vieler Fahrgäste – improvisieren: So fahren zunächst die Bahnen der Linien RE 7 (Dessau–Wünsdorf-Waldstadt) und RB 14 Nauen–BER) weiter über die Stadtbahn nach Schönefeld. Diese Züge halten im Zentrum auch in Charlottenburg, Zoo, Hauptbahnhof. Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof und Ostkreuz. Dadurch gibt es zahlreiche umsteigefreie Verbindungen, die später wegfallen.
Der Airport-Express soll zwischen Hauptbahnhof und BER im Kreis fahren
Weil es auf der Anhalter Bahn durch Lichterfelde nach der Eröffnung der Schnellfahrstrecke Erfurt–Ebensfeld im Dezember 2017 zusätzliche Züge nach München gibt, wird es eng auf der Strecke. Der Flughafen-Express soll deshalb zum Start im Kreis fahren: Vom Hauptbahnhof über den Potsdamer Platz, das Südkreuz und die Anhalter Bahn zum BER und von dort weiter nach Lichtenberg und Gesundbrunnen wieder zum Hauptbahnhof.
Nur Richtung Flughafen lässt der Fahrplan auf der Anhalter Bahn noch Lücken für den Airport-Express. Er soll alle 30 Minuten fahren. Da die Züge der RE 7 und der RB 14 weiter stündlich kommen, ergibt sich für alle Linien zusammen annähernd ein 15-Minuten-Takt.
Mit der S-Bahn geht es erheblich langsamer voran
Außerdem rollt die S-Bahn. Bereits im Dezember kehrt die S 9 auf ihre Stammstrecke Spandau–Flughafen Schönefeld zurück, und die S 45 wird wie jetzt die Verbindung vom Südkreuz zum Flughafen herstellen. Beide fahren später weiter zum neuen Flughafen. Wenn im Regionalverkehr nur noch der Airport-Express zum Flughafen fahren wird, gibt es aus der Innenstadt außerhalb vom Hauptbahnhof lediglich noch Direktverbindungen mit der S-Bahn, bei der die Fahrt aber länger dauert, weil die Züge unterwegs auf jedem Bahnhof halten.
Die Fahrgäste, die keinen Bahnhof der S 9 oder S 45 zu Fuß erreichen können, müssen umsteigen. Besonders bitter ist es für Menschen im Raum Lichtenrade. Weil das Land am Bahnhof Buckower Chaussee, der im Rahmen des Ausbaus der Dresdner Bahn umgebaut wird, keinen Haltepunkt für den Airport-Express haben will, müssen Passagiere, die zum Flughafen wollen, der fast vor ihrer Nase liegt, zunächst mit der S-Bahn gen Norden zum Südkreuz zuckeln, um dann wieder die Strecke parallel dazu im Airport-Express zum Flughafen zurückzulegen. Weil Hin- und Rückfahrten mit einem Ticket nicht gestattet sind, ist hier eine Ausnahmeregelung erforderlich. Oder die Fahrgäste müssen zwei Fahrscheine kaufen.
Die einst geplante Busverbindung ab Rathaus Steglitz wird es wohl nicht geben
Im Südwesten müssen sich Fahrgäste mit Ziel Flughafen entscheiden, ob sie über Hauptbahnhof/Südkreuz fahren oder eine Verbindung über Potsdam nutzen. 2012 hatte das Unternehmen Haru eine Busverbindung vom Rathaus Steglitz geplant. Nach dem Platzen der Eröffnung hat Haru die Busse verkauft – nach eigenen Angaben mit Verlust.
Aus dem Osten kann man den BER auf der Schiene über den Bahnhof Lichtenberg erreichen, in dem auch die Züge der RB 24 aus Eberswalde halten, die dann weiter über Ostkreuz und Schöneweide zum Flughafen fahren. Ansonsten gibt es nur Direktverbindungen mit der S-Bahn S 9 zwischen Treptower Park und dem BER, deren Züge am Umsteigebahnhof Ostkreuz aber nicht halten.
Ab U-Bahnhof Rudow ist ein Bus-Shuttle im 5-Minuten-Takt geplant
Kurz vor dem Ziel Flughafen ist die Fahrt auch für Fahrgäste mit der U-Bahn-Linie U 7 (Rathaus Spandau–Rudow) zu Ende. Sie wäre für mehrere zehntausend Anwohner die schnellste Verbindung. Von Rudow aus geht es aber nur mit dem Bus weiter, was den Zeitvorteil auffrisst. Die BVG plant hier einen Fünf-Minuten-Takt, abgestimmt auf die U-Bahn. Um das Umsteigen zu erleichtern, baut die BVG den Ausgangsbereich des U-Bahnhofs derzeit um und schafft direkte Wege zu den Haltestellen der Busse. Diese Arbeiten sind auf jeden Fall vor der BER-Eröffnung fertig.
Dass die U-Bahn eines Tages zum BER verlängert wird, ist unwahrscheinlich. Auf Berliner Gebiet ist eine Trasse zwar freigehalten, aber in Brandenburg ist sie teilweise bebaut. Und am Flughafen gibt es überhaupt keine planerischen Vorleistungen für einen U-Bahnhof. Ein Bau dort würde immens teuer. Beim der Planung des BER hielt man angesichts der üppigen Ausstattung mit Gleisen für den Regional- und S-Bahn-Verkehr, die insgesamt 636 Millionen Euro gekostet haben soll, einen zusätzlichen U-Bahn-Anschluss für überflüssig.