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Missbrauchsaffäre an der Parkeisenbahn. Zwei Mitarbeiter der Jugendfreizeiteinrichtung in der Wuhlheide wurden bereits wegen sexueller Übergriffe auf Kinder verurteilt, gegen sieben weitere Männer laufen Ermittlungen.
© dpa/Maurizio Gambarini

Schon seit den 90er Jahren: Missbrauch mit System in der Wuhlheide

Ausbilder der Berliner Parkeisenbahn in Köpenick sollen Kinder regelmäßig sexuell ausgenutzt haben. Ein mit der Aufklärung beauftragter Experte übt Kritik an den Vereinsstrukturen, die den institutionellen Missbrauch begünstigt haben sollen.

Der sexuelle Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der gemeinnützigen Gesellschaft Berliner Parkeisenbahn in der Wuhlheide folgte nach Recherchen des Tagesspiegels offenbar einem System und reicht bis in die 90er Jahre zurück.

Der Pädagoge und Traumatologe Wolfgang Werner vom Verein „Hilfe- für-Jungs“, der nach Bekanntwerden der Vorfälle mit der Präventionsarbeit von der Parkeisenbahn beauftragt wurde und ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet von sexuellem Missbrauch gegen Jungen ist, sagte dieser Zeitung: „Es gab eine klare Ausrichtung auf einen institutionellen Missbrauch.“ Werner macht dafür die Strukturen in dem Verein verantwortlich. „Es gab ein Belohnungs- und Hierarchiesystem.“

Auch der Geschäftsführer der Parkeisenbahn, Ernst Heumann, schließt einen „systematischen Missbrauch nicht aus“. Den Ausbildern sei es immer wieder gelungen, einzelne aus der Gruppe herauszulösen, um sie unter Druck zu setzen oder zu missbrauchen. In der Parkeisenbahn können Kinder- und Jugendliche, die teilweise aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen, ab neun Jahren bestimmte Tätigkeiten wie etwa Schaffner und Bahnwärter oder, wenn sie älter sind, auch Lokführer oder Rangierleiter, ausüben. Den Jugendlichen soll von den Tätern beispielsweise versprochen worden sein, dass sie schon mit 16 statt mit 18 Jahren Lokführer werden können. Die Opfer sind in erster Linie Mitarbeiter der Bahn und nicht deren Gäste.

Die Opfer wurden an verschiedenen Orten missbraucht oder sexuell belästigt, etwa in abseitig gelegenen Gebäuden wie den Stellwerken, vor allem aber auf zahlreichen Ausflügen und Ferienfahrten, beispielsweise im Vereinsheim der befreundeten Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth bei Gütersloh. Die Mühlenstroth-Bahn ist Mitgesellschafter der Parkeisenbahn.

Nach Informationen dieser Zeitung hat es auch in den Neunzigerjahren mehrere Vorfälle gegeben, die aber nicht zur Anzeige gebracht worden sind. Nach Angaben von Heumann wurden in „zwei bis drei“ Fällen auch Mitarbeiter gekündigt.

Werner, der von einer „Tradition und Kultur“ des Missbrauchs spricht, geht davon aus, dass es dort aufgrund der Rahmenbedingungen „sexuelle Übergriffe wahrscheinlich schon immer gab“.

Bisher sind zwei ehemalige Mitarbeiter verurteilt worden, der 26-jährige Schaffner Daniel P. und der 37-jährige Betriebsleiter Gunnar L. Sie haben mehr als 50 Übergriffe auf 13 Kinder gestanden, bis hin zu Oral- und Analverkehr. Beide Täter haben Bewährungsstrafen bekommen. Jetzt ermittelt die Justiz gegen weitere sieben Tatverdächtige, von denen einer nicht zur Parkeisenbahn gehört. Die Namen sind dem Tagesspiegel bekannt. In drei Prozessen sollen die Geschehnisse aufgearbeitet werden.

Das benachbarte Freizeit- und Erholungszentrum FEZ in der Wuhlheide hat sich unterdessen gegen den Eindruck gewehrt, wonach es solche Taten in allen Einrichtungen auf dem Gelände gab. Eine direkte Zusammenarbeit bestehe nicht, sagte eine Sprecherin. Wolfgang Werner ist mit seinem Verein jetzt auch für das FEZ tätig, er sagt: „Der gesamte Komplex mit FEZ, Schwimmbad und dem FC Karlshorst sollte die Präventionsmaßnahmen wirklich ernst nehmen.“ Die bisherige Zusammenarbeit reiche noch nicht aus.

Armin Lehmann

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