Asylbewerber in Berlin: Michael Müller: "Wir können weiter Flüchtlinge aufnehmen"
Der Regierende Bürgermeister will in Berlin noch mehr Flüchtlingen Schutz bieten. Angesichts des Leids der Menschen in Syrien gebe es eine moralische Verpflichtung.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller sieht Berlin in der Lage, in Zukunft noch mehr Asylbewerber aufzunehmen. „Wir können als eine der Metropolen des reichen Nordeuropa, wie andere auch, weiter Flüchtlinge aufnehmen und ihnen Schutz bieten“, sagte er dem Tagesspiegel. Angesichts des Leids der Menschen in Syrien hätte Berlin die moralische Verpflichtung zu helfen.
Bereits am Dienstagabend hatte Müller auf einer Diskussionsveranstaltung der überparteilichen Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa angekündigt: „Wir“ - gemeint waren Berlin und andere Städte - „helfen gerne auch weiterhin." Es sei die Aufgabe dieser Städte, „vielleicht noch mehr zu tun, als wir es bisher getan haben.“
Schnellerer Auszug aus den Turnhallen
Müller äußerte sich in dieser Hinsicht positiv über den neuen rot-rot-grünen Senat. Auf der Senatssitzung am Dienstag sei beschlossen worden, dass nun eine dem Land Hamburg gehörende Gesellschaft zur Flüchtlingsunterbringung temporär für Berlin tätig werden soll. Darüber haben man mit der CDU lange erfolglos diskutiert. „Heute ist der Knoten geplatzt. Allein dafür hat es sich schon gelohnt.“ Nun solle der Auszug der Flüchtlinge aus den Turnhallen beschleunigt werden.
Berlin wolle nun auch eine führende Rolle beim Erfahrungsaustausch mit anderen europäischen Städten spielen, was die Aufnahme von Flüchtlingen betrifft. „Wir wollen auch von unseren Fehlern berichten“, sagte Müller.
"Mehr von unserem Wohlstand abgeben"
Müller forderte insgesamt mehr Hilfe für die europäischen Nachbarn. „Wenn nur Deutschland wirtschaftlich stark ist, führt das zu schweren Verwerfungen in der EU “, sagte er bei der Veranstaltung der Stiftung, die durch Debatten und Seminare für junge Menschen den europäischen Gedanken fördern will. „Das könnte bedeuten“, so Müller weiter, „dass wir von unserem Wohlstand mehr abgeben müssen.“
Müller kritisierte die „Vereinzelung in der Gesellschaft“, bei der sich jeder nur noch für sich selbst engagiere. Er rief dazu auf, Europa nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen. „Den Populisten ist das vereinte Europa ein Dorn im Auge.“