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Kinder haben oft ein hohes Selbstbewusstsein, so wie dieses Mädchen im Mauerpark. Auch die Tochter unserer Autorin steht gern auf der Bühne.
© picturealliance/dpa

Familien-Kolumne: Meine Tochter steht auf der Bühne des Lebens

Zaubern, Handwerken, Auto fahren: Die Tochter unserer Redakteurin ist überzeugt, dass sie das alles kann - und freut sich über jeden Auftritt.

Meine Tochter ist eine echte Rampensau. Während ich mich am wohlsten im Hintergrund fühlte, um von dort meine Arbeit zu „liefern“, liebt meine Siebenjährige es, im Scheinwerferlicht zu stehen. Neulich hielt sie mir einen Zettel entgegen: Die „Jonglier-Kids“ aus ihrer Schul-AG planen demnächst einen Auftritt. „Ich stand schon so lange nicht mehr auf einer Bühne. Können wir mich anmelden?“

Hinzu kommt ihr – von außen betrachtet – sehr naives Omnipotenzerleben, das damit einhergeht. Sie glaubt wirklich, dass sie alles kann. Seit meine Tochter einen Zauberkasten-Adventskalender geschenkt bekommen hat, ist sie zum Beispiel überzeugt, eine perfekte Magierin zu sein. Uns Erwachsene zieht sie als Assistenten auf die Bühne. Die Show macht sie. Nachbarn, die Verwandtschaft, Freunde, aber auch die Kita-Kinder, die sie als Erstklässlerin an einem schulfreien Tag neulich besucht hatte, mussten als Publikum herhalten. Ob es der Zauberstab ist, der mit großer, magischer Geste vor ihrem Körper nach oben aus einer Flasche steigt (man sieht den Bindfaden deutlich) oder aber der Trick mit der Kartenkassette, in der eine "beliebige" Spielkarte auf einmal verschwindet (doppelter Boden, klappert auffällig): Meine Tochter denkt, die Menschen durchschauen ihre Tricks nicht, und sucht stets nach neuem Publikum.

Ein Gedicht aufsagen, live on Air im Radio? Kein Problem

Ob wir einen Tisch zusammenbauen oder den Toilettendeckel festschrauben – in der Welt meines Mädchens hat sie alles repariert. Zumindest hatte sie ja den Akkuschrauber gehalten. Als ich neulich kurz vor dem Zubettgehen einen Schrank montierte, sagte sie allen Ernstes: „Schade, dass ich dir nicht helfen kann. Ich muss ja schlafen gehen.“ Der Hefezopf, den meine Freundin für mich gebacken hatte, war natürlich auch von ihr (sie hatte hier und da etwas umgerührt). Ebenso ist sie überzeugt, Auto fahren zu können. „Ich muss nur eine Verlängerung für die Beine haben, um an die Pedale zu kommen“.

Auch scheut mein Mädchen sich nicht, ständig beim Kinderradiosender anzurufen, um entweder an irgendwelchen Gewinnspielen teilzunehmen oder, wie im Dezember, ein Weihnachtsgedicht live on Air am Telefonhörer vorzutragen.

Während die Frauen in meinem Alter teure Meditations- und Coaching-Workshops machen, in denen es um innere Stärke und Selbstvertrauen geht („Erkenne, wer Du wirklich bist“), ist das für meine Tochter alles völlig selbstverständlich. Ich finde das eigentlich wunderbar. Möglicherweise sichert sie auf diese Weise auch noch meine Altersversorgung. Ich muss nur aufpassen, dass sie mit diesem Selbstvertrauen nicht in wenigen Jahren auf die Idee kommt, bei Dieter Bohlen gecastet werden zu wollen.

Zaubern lernen können Kinder mit dem „Magic Adventskalender“ und anderen Zauberkästen, beispielsweise von Kosmos. Jonglieren lernen kann man zum Beispiel im Juxirkus in Schöneberg, juxirkus.de, oder beim Zirkus Cabuwazi, cabuwazi.de

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