Kampagne für Grün an den Straßen: Mehr Reklame für weniger Bäume
Mit einer Platane in Hellersdorf startet die Stadtbaum-Kampagne des Senats in die neue Saison. Zwar wurde schon für Tausende Bäume gespendet, aber der Trend zeigt nach unten - trotz zunehmend teurer Werbung.
Es war zwar nur eine einzelne Platane, die Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) am Montagmittag in Hellersdorf pflanzte. Aber der Baum steht symbolisch für ein Projekt, das zumindest nach Berliner Maßstäben halbwegs erfolgreich läuft: die Stadtbaumkampagne. Mit der Platane, die eine Lücke zwischen den fünfgeschossigen Plattenbauten in der Hellersdorfer Lily-Braun-Straße schließt, begann die aktuelle Frühjahrspflanzung. 600 neue Bäume soll die Stadt in diesen Wochen bekommen. Sie werden außerdem in Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz- Zehlendorf und Spandau gepflanzt.
Seit dem Start der Aktion Ende 2012 sind bereits 3600 Bäume gepflanzt worden; immer im Frühjahr und Herbst in jeweils vier Bezirken. In den ersten drei Pflanzperioden waren es jeweils 800 Exemplare. Seitdem reicht das Geld offenbar nur noch für jeweils 600 Bäume. Wenn die Aktion auf diesem Niveau weiterläuft, kommen in den nächsten drei Jahren insgesamt nur 7200 Bäume zusammen. Das im Koalitionsvertrag fixierte Ziel von 10 000 neuen Bäumen bis zum Jahr 2017 würde also deutlich verfehlt. Dabei kommt die Zielvorgabe nicht von ungefähr, sondern entspricht laut einer Analyse des Umweltverbandes BUND nur dem Schwund der vergangenen Jahre, der aus Geldmangel nicht ausgeglichen wurde.
Die Stadtentwicklungsverwaltung kalkuliert mit 1200 Euro pro Baum inklusive Pflege für die ersten drei Jahre. Sobald 500 Euro Spenden beisammen sind, legt die Behörde den Differenzbetrag drauf. Wer allein 500 Euro spendet, darf sich den Standort des Baumes aussuchen: Auf einem Stadtplan sind die Lücken verzeichnet. Ab Mai kann für die diesjährige Herbstpflanzung gespendet werden, wobei dann Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Pankow an der Reihe sind.
Auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Turgut Altug versicherte die Verwaltung vor Kurzem schriftlich, dass die Spenden komplett für Bäume verwendet würden. Die Öffentlichkeitsarbeit – Flyer, Plakate, U-Bahn-TV – sowie die Betreuung der Online-Seiten würden aus Landesmitteln finanziert. Dieser Anteil entwickelt sich umgekehrt zum Spendenaufkommen: Er stieg von 45 000 Euro im Jahr 2012 über 50 000 Euro (2013) auf 75 000 Euro im vergangenen Jahr. Hinzu kommen 30 000 Euro jährlich für die Hotline.
Infos zur Kampagne unter www.berlin.de/stadtbaum, Tel.: (030) 9025 1234.
Stefan Jacobs