Straßenbäume: Berlin will Blätter statt Lametta
Vor einem Jahr startete der Senat die Kampagne für neue Straßenbäume. Seitdem wurde viel gespendet. Aber ob der Schwund früherer Jahre wirklich gestoppt ist, wird sich erst später zeigen.
Mancher Stadtmensch würde beim aktuellen Wetter am liebsten die Bäume reinholen. Das Gegenteil ist richtig: Jetzt werden die Bäume gepflanzt, die im nächsten Jahr grünen sollen. Genau vor einem Jahr hat Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) die Kampagne gestartet, die den Schwund der vergangenen Jahre ausgleichen soll: Mehr als 10 000 Straßenbäume hat Berlin nach Berechnungen des Umweltverbandes BUND seit 2005 verloren.
Die Bilanz nach einem Jahr zeigt, wie erfolgreich der Spendenaufruf war: Gut 234 000 Euro sind seit Jahresbeginn eingegangen. Zusammen mit den 8000 Euro aus dem vergangenen Jahr ergibt das knapp 500 Bäume: Mit 1000 Euro pro Stück kalkuliert der Senat inklusive Pflege für die ersten drei Jahre. Er kofinanziert die Bäume: Sobald 500 Euro beisammen sind, legt er die andere Hälfte drauf. „Die eingegangenen Spenden haben wir auch gegenfinanziert“, betont Müllers Sprecherin Daniela Augenstein.
Vor Weihnachten soll unter dem Motto „Blätter statt Lametta“ wieder verstärkt um Spenden geworben werden. Ende November ist außerdem ein Empfang auf dem Schöneberger Südgelände geplant, bei dem Müller den Spendern danken will. Neben vielen privaten Spendern beteiligten sich Unternehmen wie Vattenfall und Grieneisen, die Groth-Gruppe, die Volksbank und die Wasserbetriebe.
Insgesamt sollen bis zum Ende der laufenden Periode 2400 Bäume über die Kampagne gepflanzt sein. Hinzu kommen die regulären Pflanzungen der Bezirksämter, die sich in ähnlicher Größenordnung bewegen dürften.
Ob Berlin dadurch tatsächlich wieder grüner wird, stellt sich nach Auskunft von BUND-Baumreferent Christian Hönig erst im Frühjahr heraus: Bis März hätten die Bezirksämter Zeit, ihre im Jahr 2013 gefällten Bäume in der Datenbank zu erfassen. In den Jahren vor der Kampagne waren nur in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg deutlich mehr Bäume gepflanzt als gefällt worden.
Stefan Jacobs