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Notunterkunft. Kinder im Heim im Tempelhofer Flughafen.
© Rainer Jensen/dpa

Flüchtlinge in Berlin: Mehr Abschiebungen - aber auch mehr freiwillige Ausreisen

Berlin schiebt mehr Asylbewerber ab - im ersten Quartal 2016 mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Andere Flüchtlinge möchten von sich aus zurück. Die Gründe sind vielfältig.

Berlin verstärkt seine Bemühungen, abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimatländer abzuschieben. Gleichzeitig ergreifen immer mehr Flüchtlinge von sich aus die Initiative, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Die Zahlen bei der Rückkehrberatung des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) haben sich im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt; die Zahl der Abschiebungen ist in dieser Zeit sogar um 135 Prozent gestiegen.

„Berlin arbeitet sehr konsequent daran, die Abschiebezahlen weiter zu erhöhen“, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU). „Wir haben nach nur vier Monaten bereits mehr als 75 Prozent des Gesamtjahreswertes von 2015 erreicht. Eine Verdopplung, wie sie auch der Bund als Erwartung formuliert hat, ist damit mehr als realistisch.“ Von Januar bis April hat Berlin 613 Menschen abgeschoben – drei Viertel davon allein in die drei Balkanstaaten Serbien (187), Bosnien-Herzegowina (156) und Kosovo, die als sichere Drittstaaten gelten.

Bei anderen Flüchtlingen wiederum haben sich entweder ihre Erwartungen in Deutschland nicht erfüllt, oder es überwiegt die Sorge um in der Heimat zurückgebliebene Angehörige. Im ersten Quartal stellten rund 680 Menschen einen Antrag auf Ausreiseberatung, beinahe doppelt so viele wie in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres. 287 Menschen reisten freiwillig aus – vor allem nach Afghanistan, Iran und Irak. Eine Ausreise nach Syrien ist wegen des Krieges weiterhin nicht möglich. Die Sozialverwaltung zieht Konsequenzen aus der Entwicklung und stockt die Rückkehrberatung personell von fünf auf zehn Mitarbeiter auf.

Versprechungen der Schlepper stimmen nicht mit Realität überein

Wie Monika Hebbinghaus, Sprecherin von Sozialsenator Mario Czaja (CDU), sagte, haben etliche Flüchtlinge hier die Erfahrung machen müssen, dass die Versprechungen der Schlepper nicht mit der Realität in Deutschland übereinstimmen, dass schlichtweg „die Erwartungen enttäuscht“ wurden. Ein weiterer Grund ist laut Hebbinghaus, dass allein gekommene Männer hier feststellen, dass es viel schwieriger als gedacht ist, Frau und Kinder nachkommen zu lassen. Sie hätten oft Gewissensbisse, ihre Angehörigen in der Heimat zurückgelassen zu haben.

So wie seit vielen Wochen kommen derzeit täglich durchschnittlich rund 25 Flüchtlinge in die Stadt. Der Druck auf die Unterkünfte lässt nach. In den Hangars in Tempelhof beispielsweise sind zurzeit rund 1400 Menschen untergebracht, in den Hochzeiten im Winter waren es 2500. Ab diesem Wochenende wird auch das für den Leistungssport wichtige Horst-Korber-Sportzentrum in Charlottenburg nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft genutzt, sondern stattdessen wieder die Messehalle 26.

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