Berlin und seine Flughäfen: Mehdorn will in Tegel eine Landebahn für den Notfall
Flughafenchef Hartmut Mehdorn redet ständig von einer dritten Startbahn. Die will er für Notfälle haben. Sie soll aber nicht in Schönefeld sein - stattdessen solle Tegel dafür offen bleiben. Der Senat reagiert genervt.
Meint er es wirklich ernst? Flughafenchef Hartmut Mehdorn nutzt jede Gelegenheit, eine „dritte Startbahn“ für die Region zu fordern. Auch nachdem ihn die Gesellschafter und die Politiker schon mehrfach zurückgepfiffen haben, bleibt er bei seiner Forderung – wie zuletzt vor dem Verband Berliner Kaufleute und Industrieller.
Keine große Hauptstadt komme mit nur zwei Start- und Landebahnen aus, argumentiert Mehdorn. Berlin hatte einst mit Tempelhof, Tegel und Schönefeld sogar sechs. Übrig bleiben sollen davon am BER nur zwei. Zu wenig für den Flughafenchef. Er will eine weitere Bahn – nicht, um mehr Flugverkehr unterzubringen, sondern für den sogenannten Havariefall. Wenn eine oder gar beide Bahnen am BER etwa durch einen Unfall blockiert sein sollten, will Mehdorn in Berlin eine Ausweichmöglichkeit haben – nicht in Hannover, Leipzig oder Dresden.
Hartmut Mehdorn will dritte Startbahn in Tegel
Seine dritte Startbahn will er in Tegel realisieren und den Flughafen damit dauerhaft – nur etwas verkleinert – in Betrieb lassen. Die dritte Bahn am BER neu bauen zu können, hält auch Mehdorn nach Angaben aus seinem Umfeld für unrealistisch, auch wenn fast die Hälfte der dafür benötigten Flächen bereits in öffentlichem Besitz sind, wie eine Tagesspiegel-Recherche ergeben hat. Der Widerstand gegen eine dritte Bahn dürfte enorm sein – im Umland und in Berlin. Die Münchener haben sich bereits gegen eine dritte Bahn an ihrem rund 40 Kilometer entfernten Flughafen ausgesprochen.
Also bleibt für Mehdorn nur Tegel. Dass der Flughafen gemäß dem Ausbaubeschluss für den BER-Flughafen geschlossen werden muss, schert Mehdorn wenig. Was 1996 festgelegt worden sei, müsse man jetzt doch hinterfragen dürfen, wenn sich die Rahmenbedingungen geändert hätten, meint er.
Tegel soll auch nach der BER-Eröffnung offen bleiben
Wie ein Weiterbetrieb praktisch aussehen könnte, hat Mehdorn bisher allerdings noch nicht gesagt. Auch auf Nachfrage ist davon nichts zu hören. Selbst wenn die Flugbereitschaft der Bundesregierung in Tegel bleiben sollte, wie es schon vorgeschlagen worden ist, und dann vielleicht Geschäftsleuten erlaubt, mit ihren Maschinen dort zu landen, würde ein Weiterbetrieb enorm teuer.
Und das nur für einen Notfall, dessen Eintreten äußerst unwahrscheinlich ist. „Kein Flughafen der Welt wäre bereit, dafür Millionen auszugeben“, sagt der Brandenburger Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider, der auch im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft sitzt.
In Tegel gab es keine Lärmschutz-Maßnahmen
Würde ein Teil des regulären Flugbetriebs in Tegel bleiben, um den Betrieb wirtschaftlicher zu machen, konterkariere Mehdorn das für den BER entwickelte Konzept, den Betrieb unter einem Dach zu bündeln. So sollen Passagiere in die dortigen Geschäfte gelockt werden.
Senatssprecher Richard Meng ist bereits genervt: „Alles ist geklärt – Tegel wird geschlossen.“ Der Vorsitzende der Tegeler Fluglärmkommission, Rainer Teschner-Steinhardt, der einen Weiterbetrieb strikt ablehnt, verweist zudem darauf, dass Tegel nur von schärferen Lärmschutzauflagen verschont geblieben war, weil der Flughafen geschlossen werden soll. Außerdem müssten die veralteten Anlagen dann komplett erneuert werden.
Trotz alledem: Am Flughafen heißt es, die dritte Bahn sei für Mehdorn wirklich ein Thema. Er wird wohl weiter machen.