Schulbetrieb nach den Herbstferien: Massive Kritik an Scheeres' Corona-Maßnahmen
Schulleiterverbände sprechen von „Konstruktionsfehler“ im Stufenplan, Eltern sehen Nachbesserungsbedarf. Gewerkschaft nennt Vorgehen „zögerlich“.
Nach massiver Kritik hat die Senatsverwaltung für Bildung die Corona-Maßnahmen an den Schulen verschärft. Anders als zunächst geplant, sollen die Schulen am Montag nach den Herbstferien mit verschärfter Maskenpflicht starten. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) begründete die Entscheidung mit den stark angestiegen Infektionszahlen.
Eltern, Schulleiter und Gewerkschafter vertraten am Donnerstag übereinstimmend die Position, dass Scheeres zu spät reagiert habe, um der wachsenden Verunsicherung entgegenzutreten.
Wie berichtet, hatte die Senatorin vor den Ferien festgelegt, dass die Schulen mit Stufe „Grün“ des neuen Stufenplans starten sollen, die nur geringe Sicherheitsmaßnahmen beinhaltet. Dabei sollte es in der ersten Schulwoche bleiben. Nun wurde umgeschwenkt: Der Start erfolgt in Stufe „Gelb“.
Das bedeutet, dass im Unterricht ab Klasse 11 der Sekundarschulen und Gymnasien sowie in allen Bildungsgängen der Berufsschulen eine Maske getragen werden muss. Dies hatte der Tagesspiegel online bereits am Mittwoch berichtet. An allen Schulen gilt zudem die Maskenpflicht in Lehrerzimmern. Die Schulen wurden am Donnerstag informiert.
Ab Donnerstag nächster Woche sollen dann die bezirklichen Gesundheitsämter und die regionalen Schulaufsichten für jede Schule im Wochenrhythmus festlegen, welche Präventionsstufe des Stufenplans gelten soll.
Landeselternsprecher Norman Heise sagte auf Anfrage, er begrüße den Entschluss „grundsätzlich“: Er hatte schon im Vorfeld kritisiert, dass Scheeres nach den Ferien mit den niedrigsten Sicherheitsvorkehrungen („Stufe grün“) hatte starten wollen – so als gäbe es in Berlin nur ein niedriges Infektionsgeschehen. Anders als es in einer früheren Fassung dieses Artikels hieß, forderte Heise aber keine Maskenpflicht im Unterricht ab Klasse 7.
Schulleiterverband spricht von einem "Konstruktionsfehler" im Stufenplan
Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren kritisierte das Vorgehen der Bildungsverwaltung scharf: „Angesichts der dramatischen Entwicklung der Infektionszahlen war schon am Ende der ersten Ferienwoche klar, dass man nicht mit der grünen Stufe starten kann“, sagte Treptow dem Tagesspiegel.
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Zudem bezeichnete Treptow, der das Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium leitet, es als „Konstruktionsfehler“, dass laut Stufenplan Schulaufsicht und Gesundheitsämter die Lage jeder einzelnen Schule einschätzen und daraus dann jeweils die Präventionsmaßnahmen von Stufe Grün bis Rot festlegen sollen. (Der Stufenplan hier zum Herunterladen, der Ablaufplan hier.)
Treptow fände diese Aufgabe besser bei den Schulleitern selbst aufgehoben, die die meisten Informationen zur Infektionslage ihrer Schüler und Mitarbeiter hätten. Da an vielen Schulen Schüler aus sechs oder mehr Bezirken zusammenkämen sei angesichts der Überlastung der Gesundheitsämter nicht damit zu rechnen, dass die Ämter besser als die Schulleiter selbst Bescheid wüssten.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte am Donnerstag „Zweifel, dass jedes Gesundheitsamt alle seine rund 60 Schulen genauestens im Blick haben und individuelle Beurteilungen vornehmen kann“.
Schulen erfuhren in den Ferien von neuen Infektionen ihrer Schüler
„Die Ämter kommen nicht hinterher“, bestätigte Sven Zimmerschied von der Sekundarschulleitervereinigung. Überdies kritisierte auch er den späten Zeitpunkt der Entscheidung, in Stufe Gelb zu wechseln. Zimmerschied weiß von Schulen, die bereits in den Ferien von neuen Infektionen ihrer Schüler erfahren haben. In einem Fall seien sogar zehn Fälle bekannt geworden.
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Die GEW kritisiert das Vorgehen der Senatsbildungsverwaltung bei der Umsetzung des Corona-Stufenplans zudem als „viel zu zögerlich und intransparent“. Mit ihrem Verweis auf die Zuständigkeit der bezirklichen Gesundheitsämter „duckt sich die Senatsbildungsverwaltung aus der Verantwortung“, betonten Doreen Siebernik und Tom Erdmann vom GEW-Vorstand.
Um die Folgen des Corona-bedingten Unterrichtsausfalls etwas zu dämpfen, will sich die Bildungsverwaltung bemühen, mit Hilfe des Europäischen Sozialfonds eine Fortsetzung der Lernangebote in den Ferien zu finanzieren, kündigte Bildungs-Staatssekretärin Beate Stoffers (SPD) bei einem Besuch der „Herbstferienschule“ am Donnerstag an. 7500 Schüler nehmen dort aktuell teil.
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