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Prinz William und Herzogin Kate am Montag beim Auftakt ihrer Polen-Reise in Warschau.
© Leszek Szymanski/PAP/dpa

Berlin-Besuch: Marzahner Kinder erwarten William und Kate

"Face to face mit den Kids": Der Verein Straßenkinder freut sich schon auf den Besuch des britischen Herzogenpaars im Kinderhaus Bolle.

Der Herzog und die Herzogin von Cambridge kommen am Mittwoch für drei Tage nach Deutschland. Am Nachmittag besuchen sie das Kinder- und Jugendhaus Bolle in der Hohensaatener Straße 20 in Marzahn. Der Straßenkinder e.V. begleitet dort junge Menschen ab der ersten Klasse bis zur Berufswahl mit Freizeit- und Bildungsangeboten.

"Es ist eine riesige Ehre für uns, die beiden hier zu haben", sagt der Vereinsvorsitzende Eckhard Baumann. "In Marzahn, stellen Sie sich das mal vor." Er kann es kaum fassen, dass das weltberühmte Paar tatsächlich den im Jahr 2000 gegründeten Verein besuchen und die Kinder persönlich treffen will. "Die wollen wirklich face to face mit den Kids quatschen", sagt Baumann.

Geplant ist bei diesem Termin auch ein Treffen mit Vertretern der Robert-Enke-Stiftung, darunter die Witwe des früheren Fußball-Nationaltorwarts, Teresa Enke. William und Kate haben sich mit der Kampagne "Heads Together" ebenfalls der Destigmatisierung psychischer Erkrankungen verschrieben.

Die genaue Uhrzeit der Visite in Marzahn gibt die Botschaft aus Sicherheitsgründen nicht bekannt. Zunächst treffen William und Kate privat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen. Um 13.30 Uhr ist ein öffentlicher Auftritt am Brandenburger Tor angesetzt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt das Paar um 16.30 Uhr in Schloss Bellevue. Irgendwann dazwischen reisen sie in den Osten.

Im Haus Bolle finden die Kinder, was ihnen in der Familie fehlt

Der Verein Straßenkinder kümmert sich um verwahrloste Kinder. Täglich betreut er mehr als hundert im Haus Bolle. Sie kommen aus dem Viertel und werden von ihren Eltern häufig vernachlässigt, manchmal sind sie auch Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch. "Mitunter sind da Jugendliche dabei, die kurz vor dem Gang in die Obdachlosigkeit sind", erzählt Baumann. Im Bolle finden sie, was ihnen zu Hause meist fehlt: Unterstützung und ein offenes Ohr. Es gehe vor allem darum, die Kinder zu ermutigen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Auch Berliner Jugendlichen, die auf der Straße leben, steht der Verein mit Streetworkern zur Seite.

Glück gehabt: Eckhard Baumann, Vorsitzender von Straßenkinder e.V., im Marzahner Kinder- und Jugendhaus Bolle.
Glück gehabt: Eckhard Baumann, Vorsitzender von Straßenkinder e.V., im Marzahner Kinder- und Jugendhaus Bolle.
© Jens Kalaene/dpa

Ende der 90er Jahre hatte Baumann begonnen, sich im Wedding ehrenamtlich um benachteiligte Jugendliche zu kümmern. Langsam baute er ein Sozialprojekt auf, in dem heute 25 festangestellte Sozialarbeiter und Pädagogen arbeiten. Seinen Beruf als Konstrukteur gab Baumann dafür auf. 2010 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Von dem royalen Besuch erhofft sich Baumann Aufmerksamkeit und damit auch mehr Unterstützung durch die Politik. Es wäre schön, wenn "auch mal ohne Angst" geplant werden könnte, sagt der Vereinsvorsitzende. Bislang muss er sehen, wie er die 1,3 Millionen Euro Jahresbudget aus Spenden zusammen bekommt.

Drei Tage Deutschland: das Programm des Herzogs und der Herzogin von Cambridge.
Drei Tage Deutschland: das Programm des Herzogs und der Herzogin von Cambridge.
© AFP/Thorsten Eberding

Es ist nicht der erste royale Abstecher in den Osten der Hauptstadt. Im November 1995 besichtigte schon Williams Vater, Prinz Charles, einen Plattenbau im damals noch eigenständigen Bezirk Hellersdorf. Der Herzog und die Herzogin von Cambridge besuchen auf ihren Reisen immer ein soziales Projekt, so wie sich sich auch in der Heimat für Benachteiligte engagieren. Warum diesmal die Wahl aufs Haus Bolle fiel, weiß Baumann selbst nicht. Der Termin geht jedenfalls auf einen Vorschlag der Botschaft zurück. Doch auch dort kann niemand sagen, warum von den vielen Initiativen der Hauptstadt ausgerechnet Straßenkinder e.V. zum Zuge kam. Vielleicht haben sie in Marzahn einfach mal Glück gehabt. (mit dpa, AFP)

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