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Martin Hikel (SPD) ist der neue Bezirksbürgermeister von Neukölln.
© Emmanuele Contini/imago

Giffeys Nachfolger: Martin Hikel: Vom Lehrerzimmer ins Bezirksamt

Bis Mittwochmorgen war Martin Hikel Lehrer an der John-F.-Kennedy.Schule. Seine Ex-Schüler erzählen, wie der neue Neuköllner Bürgermeister aufgetreten ist.

Binnen eines Tages ist Martin Hikel (SPD) vom Lehrer- ins Amtszimmer gewechselt, und zwar in eines im Neuköllner Rathaus. Am Mittwochmorgen nahm er noch eine Abiturprüfung ab, am Abend wurde er von der Neuköllner BVV zum jüngsten Bezirksbürgermeister Berlins gewählt. Der 31-Jährige will Bildung zum Schwerpunktthema seiner Amtszeit machen. Wie aber haben seine Schüler an der renommierten Zehlendorfer John-F.-Kennedy-Schule ihn erlebt?

Hikel sei ein sehr engagierter Lehrer gewesen, sagt Niclas Kunzke. „Ich war in Mathe nie so gut, aber er hat mir und anderen oft in den Pausen Nachhilfestunden gegeben. Er hat die Schwachen gefördert, ohne die Starken zu vernachlässigen.“ Am Dienstag habe sich Hikel von seiner Klasse verabschiedet, erzählt der 17-Jährige: mit Snickers, Mars und Twix. „Wir freuen uns alle sehr für ihn: Dass er in so jungen Jahren bereits einen solch verantwortungsvollen Job machen darf“, ergänzt Manas Goyal, 16.

Kompetent und sachlich trat Hikel auf

„Engagiert“ – das Wort fällt vor dem Schultor immer wieder. Hikel sei kompetent und habe ihnen Mathematik unbedingt vermitteln wollen. Ein Kumpeltyp sei er aber nicht gewesen, eher zurückhaltend-sachlich, sagen seine Schüler. „Mir ist Hikel oft auf dem Flur aufgefallen“, erzählt die sechzehnjährige Lisa Kelly. Der 2,08 Meter große Hikel sei immer mit einem etwas grimmigen Gesicht durch die Gegend gestapft. „Als ich ihn aber dann kennengelernt habe, war er total sympathisch.“

Hört man sich etwas länger um, fallen auch ein paar negative Kommentare. „Er war sehr streng und fordernd“, sagt ein Elftklässler. Letztes Quartal seien in der Nachbarklasse sieben Schüler bei ihm durchgefallen. „Da haben sich schon einige gefreut, als sie gehört haben, dass er Bürgermeister wird – weil er dann weg ist.“ Sofort antwortet ihm ein Mitschüler: „Quatsch, die haben sich alle für ihn gefreut.“

Hikel ließ die Schüler debattieren

Analysis, Algebra, Stochastik – von der Mathematik und ihren Teilgebieten war in vielen Hikel-Portraits die Rede. Aber der 31-Jährige hat an der Kennedy-Schule auch Politische Wissenschaft unterrichtet. Wie hat er seinen Schülern Politik vermittelt?

„Er hat sich eher zurückgehalten und die Schüler miteinander diskutieren lassen. Mit ein paar Bemerkungen hat er die Debatte dann geschickt ein bisschen gelenkt“, berichtet der Zehntklässler Adrian Ademi. Die Schüler sollten bei ihm auf diese Weise etwa die verschiedenen Sichtweisen zu Streitfragen wie dem Burka-Verbot kennenlernen. Und welche Positionen hat er selbst vertreten? „Das hat er nie so erkennen lassen“, sagt Oliva Schweizer. „Ich glaube, die Lehrer dürfen sich eigentlich auch gar nicht politisch äußern.“

Zumindest ein Schüler der John-F.-Kennedy-Schule hat aber auch den Politiker Martin Hikel erlebt. „Ich bin in der Schülerunion aktiv und deshalb habe ich ihn in einer Pause gefragt, wie er sich politisch engagiert“, erzählt Yusuf Akkaya. „Dann hat er mir erzählt, wie er selbst in Steglitz-Zehlendorf Plakate aufgehängt hat und wie er versucht, als Politiker etwas zu werden.“

Welche politischen Ziele Martin Hikel in seinem neuen Amt verfolgt, weiß der 18-jährige Abiturient allerdings nicht so genau. Aber das werden die Neuköllner vermutlich bald selbst erfahren.

Caspar Schwietering

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