„Die abhandene Welt“: Margarethe von Trottas neuer Film kommt in die Kinos
Bekannt ist Margarethe von Trotta für ihre Filme über eindrucksvolle Frauengestalten. Nun bringt sie ein Familiendrama in die Kinos. Ein sehr persönliches sogar.
Bei Interviews wird Margarethe von Trotta immer dasselbe gefragt: Welche große Frau sie denn als Nächstes porträtieren wolle? Angela Merkel vielleicht? Die Regisseurin haben die ständigen Nachfragen genervt: Es sei als trage man ein Tattoo, an dem die Leute einen wiedererkennen wollen. „Es war an der Zeit, einen Schlussstrich unter die Porträts zu ziehen“, sagt die Filmemacherin, die als Regisseurin vor allem mit ihren historischen Filmen über einflussreiche Frauen wie Hannah Arendt, Hildegard von Bingen und Rosa Luxemburg berühmt geworden ist.
Ihr neuer Film ist ganz anders – und greift doch ein altbekanntes Thema auf. Mit dem Familiendrama „Die abhandene Welt“ kehrt von Trotta zum Schwestern-Motiv zurück, das sie bereits in ihrem viel beachteten Film „Schwestern oder die Balance des Glücks“ (1979) behandelte. Sophie, gespielt von Katja Riemann, spürt auf die Bitte ihres Vaters hin ihre Halbschwester Catarina, eine erfolgreiche Opern-Sängerin, in New York auf.
"In Deutschland wurde ich immer viel angegriffen"
Es ist eine Geschichte, die stark von von Trottas persönlichen Erfahrungen geprägt ist. Auch die 1942 geborene Regisseurin hat erst sehr spät erfahren, dass sie eine Halbschwester hat. „Es ist eine außergewöhnliche Beziehung“, sagt von Trotta. „Man hat keine gemeinsame Kindheit und nach dem Tod der Eltern gibt es nichts, an das man sich gemeinsam erinnern könnte.“ Von Trottas Halbschwester hat den Kontakt zu ihr erst nach dem Tod ihrer gemeinsamen Mutter gesucht – eine weitere Parallele zum Film.
„Die abhandene Welt“ ist der persönlichste Film der international gefeierten Regisseurin. Auf der Berlinale 2015 wurde er zum ersten Mal gezeigt, ab Donnerstag läuft er in den deutschen Kinos. Ob sie sich vor der Kritik eines so persönlichen Films fürchte? „Ich bin ja ein gebranntes Kind, in Deutschland wurde ich immer viel angegriffen“, sagt die Regisseurin. Im Ausland hingegen werde sie beständig für ihre Arbeit geehrt, zuletzt als Ehrenbürgerin Palermos.
Als Nächstes gibt eine Komödie
Überhaupt ist Margarethe von Trotta ein kosmopolitischer Mensch: Als staatenlose Tochter des Malers Alfred Roloff und der deutsch-baltischen Aristokratin Elisabeth von Trotta in Berlin geboren, wohnt sie heute in Paris. Die Stadt ihrer Träume sei aber New York. Seit sie die Metropole 1971 zum ersten Mal besucht hat, kann sie sich nicht mehr lösen: „Es gefällt mir so gut, weil man weit weg von Deutschland ist, aber man sich trotzdem auf Deutschland bezieht.“ Im Moment denke sie jedoch darüber nach in ihren Geburtsort Berlin zurückzuziehen. „Vielleicht wäre es eine gute Abrundung zum Sterben nach Berlin zurückzukehren“, sagt die Künstlerin. Wenn von Trotta vom Alter spricht, dann mit sachlicher Klarheit – und nur, um schnell wieder zu lebendigeren Themen zu wechseln: „Alle schwärmen immer so von Berlin, dass ich manchmal richtig eifersüchtig werde.“
Und ans Aufhören denkt die 73-Jährige sowieso noch nicht. Als nächstes Projekt möchte von Trotta eine Komödie drehen. Es gebe auch schon ein Stück, allerdings nicht von ihr selbst geschrieben, sondern von ihrer Kollegin Pamela Katz, mit der von Trotta auch schon das Drehbuch für Hannah Arendt geschrieben hat. Katz habe diesen besonderen Woody-Allen-Humor – etwas, das von Trotta noch nie gemacht hat. „Aber das steht jetzt als Nächstes an“, sagt die 73-Jährige mit Entschlossenheit.
Zur Vorführung von „Die abhandene Welt“ an diesem Donnerstag, 20.30 Uhr, im Delphi wird Margarethe von Trotta anwesend sein. Der Tagesspiegel verlost 5 mal 2 Karten. Wenn Sie dabei sein wollen, schicken Sie bitte bis 15 Uhr an diesem Mittwoch eine Mail an verlosung@tagesspiegel.de, Stichwort „Trotta“. Bitte Telefonnummer nicht vergessen, die Gewinner werden umgehend benachrichtigt.
Luisa Jacobs