zum Hauptinhalt
Studenten der Humboldt-Universität protestieren bei einem Pressegespräch gegen die Kündigung Holms.
© Paul Zinken/dpa

Studentischer Protest gegen Holm Entlassung: "Man hätte Spielräume zum Schutz von Holm nutzen sollen"

Warum Studierende der Humboldt-Universität gegen die Kündigung ihres Dozenten protestieren. Ein Aktivist erzählt.

Die Studierendenvertreter haben sich vehement gegen die Kündigung Andrej Holms ausgesprochen. Warum?
Holm ist ein sehr beliebter Dozent bei den Studierenden der Sozialwissenschaften. Er vertritt wichtige wissenschaftliche Positionen und ist eine kritische Stimme in der Miet- und Wohnpolitik, auch dafür wird er von Studierenden geschätzt. Das Nachgeben der Humboldt-Universität auf Druck von außen ist da die falsche Entscheidung. Es gibt Spielräume, die hätte man im Sinne eines Schutzes des Dozenten nutzen sollen.

Haben Sie das Gefühl, dass HU-Präsidentin Kunst ernsthaft alle Seiten abgewogen hat und dass es eine schwere Entscheidung für sie war?
Ich kann mir vorstellen, dass es für sie eine schwierige Situation war. Die Landesregierung wollte das auf die HU abwälzen. Es gab ganz sicher verschiedene Versuche, Einigungen zu finden. Ich glaube, Holm hätte nur eine Abmahnung bekommen, wenn er sich noch stärker niedergekniet hätte. Die Selbstkritik ging nicht weit genug. Dieses Vorgehen der HU finde ich problematisch.

João Fidalgo ist Mitglied im Referent_innenrat, der Studierendenvertretung der Humboldt-Universität.
João Fidalgo ist Mitglied im Referent_innenrat, der Studierendenvertretung der Humboldt-Universität.
© Privat

Nun hat Holm bei seiner Einstellung tatsächlich falsche Angaben zu seiner Stasivergangenheit bei seiner Einstellung gemacht. Spielt das für Sie keine Rolle?
Natürlich spielt das eine Rolle. Aber Herr Holm hat sich entschuldigt, Fehler eingestanden. Er sagt, diese Falschangabe sei nicht wissentlich geschehen. Ich glaube ihm das. Es gibt an der HU viele Leute mit Ost-Vergangenheit. Wenn man mit denen spricht, ist für sie die Situation, in der Holm war, auch nicht so klar zu bewerten.

Der Regierende Bürgermeister kritisierte unter anderem, Holms Auftritte seien in den vergangenen Tagen selbstgerecht gewesen. Wie haben Sie das denn wahrgenommen?
Holm ist ein Mensch, der zu dem steht, was er sagt. Das mag Müller als Selbstgerechtigkeit wahrnehmen, das ist dann aber ein Problem des Regierenden Bürgermeisters. Ich finde, Holm ist mit seiner Stasivergangenheit offen umgegangen, heute und auch schon im Jahr 2007. Ich weiß nicht, was da noch mehr erwartet wird.

Wie ist die Stimmung in der Sache insgesamt an der HU?
Es gibt viele Flurgespräche zu dem Thema. Natürlich gibt es verschiedene Meinungen. Auch Professoren werden die Entscheidung für bedauerlich halten. Was aber überwiegt, ist der Frust, überhaupt in dieser Situation zu sein. Man wurde da durch die Politik in etwas reingedrängt, was man nicht wollte. Dass Müller Holm dann doch vor einigen Tagen als Staatssekretär entlassen hat, hat nicht mehr geholfen: Da war die Uni längst in dem Zwang, zu entscheiden.

Wie geht es jetzt weiter?
Ich denke, dass der Protest fortgesetzt wird. Wir geben so schnell nicht auf. Ich hoffe auch, dass Herr Holm gegen die Entscheidung klagen wird – und gewinnt.

Zur Startseite