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Zu DDR-Zeiten war der Interflug-Airport ein Sehnsuchtsort.
© Wolfgang Kumm/dpa

Alter Schönefelder Flughafen stillgelegt: Lütke Daldrup schließt Wiedereröffnung von Schönefelder Terminal nicht aus

„Wir drücken die Pausentaste, nicht die Stopptaste“, sagt Flughafenchef Lütke Daldrup. Ab Dienstag ist am alten DDR-Zentralflughafen erstmal Schluss.

Verwaiste Check-In-Schalter, kein Flug auf der elektronischen Anzeigetafel, gähnende Leere auf dem Parkplatz: Der alte Schönefelder Flughafen, einst 1976 als Zentralflughafen der DDR eingeweiht, ist seit Montag außer Betrieb. Am Morgen hatte noch eine Maschine nach Kiew abgehoben, eine aus Rom kam an. Das war´s, jedenfalls erstmal. 

Von einer endgültigen Schließung wollte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bei einem Vor-Ort-Termin am Montag aber nicht sprechen. "Wir drücken sinnbildlich die Pausentaste, wir drücken nicht die Stopptaste", sagte er - und schloss eine Wiedereröffnung nicht aus. "Wir haben es mit einer Unterbrechung des Betriebes zu tun." Die Hoffnung stirbt zuletzt, so klang es jedenfalls. 

Zunächst einmal ist definitiv Schluss am BER-Terminal 5, wie es inzwischen hieß, erst einmal für ein Jahr. Nach dem totalen Einbruch im Luftverkehr mit der Pandemie können die wenigen Passagiere alle im neuen großen BER-Terminal abgefertigt werden, das eine Kapazität von 24 bis 27 Millionen Passagiere pro Jahr schafft. 2021 erwartet die FBB gerade mal 10 Millionen Passagiere. 

Vor der Krise, als Tegel und Schönefeld am Limit waren, waren es 35,6 Millionen Passagiere im Jahr. Damals war das einst für 1 Million Passagiere errichtete SXF-Terminal unverzichtbar geworden, allein 13 Millionen Menschen wurden 2018 hier durchgeschleust, mehr als im Köln-Bonner-Airport. 

Es war der absolute Rekord, freilich nicht selten gepaart mit negativen Schlagzeilen über schlechten Service und beengte Verhältnisse. Im Januar waren laut Lütke Daldrup nur 207.000 Passagiere am BER insgesamt abgefertigt worden, im Februar würden es 150.000 sein. Früher  waren es in einem Monat allein am SXF-Terminal rund 800.000 Menschen.   

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Lütke Daldrup erinnerte daran, dass dieser Flughafen vor 1989 das ostdeutsche Pendant Tegels, für viele Ostdeutsche in der eingemauerten Republik "ein Sehnsuchtsort" sei, freilich auch einer der "unerfüllten Sehnsüchte" wegen der in der Zeit der Teilung eingeschränkten Reiseziele. "Von hier aus sind auch  viele Westberliner in den Urlaub geflogen." Ab welchen Passagierzahlen Schönefeld wieder in Betrieb gehen könnte?

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Lütke Daldrup wollte sich darauf nicht festlegen. "Das ist ein moving target", sagte er. Ein bewegliches Ziel also, was von vom weiteren Verlauf der Pandemie abhänge. Und direkt neben dem BER steht seit Oktober 2020 schließlich auch schon das nagelneue Terminal (T2) bereit und leer, das wegen der Pandemie gar nicht erst eröffnet wurde.   

Bei einem endgültigen Aus soll SXF würdigen Abschied wie TXL bekommen 

Geplant war eigentlich, dass der alte Honecker-Airport, in den letzten Jahren um einfache Abfertigungshallen erweitert, solange als BER-Terminal 5 in Betrieb bleiben muss,  bis um 2030 herum  das nächste große BER-Terminal fertig ist. Das Projekt liegt auf Eis, da die finanziell extrem angeschlagene Flughafengesellschaft sparen muss. Mit der Stilllegung des T5 verspricht sich Lütke Daldrup in diesem Jahr Einsparungen  von 20 bis 25 Millionen Euro.

Für den Fall, dass das alte Schönefelder Terminal am Ende doch dauerhaft geschlossen bleiben müsste, womit viele rechnen, versprach der BER-Chef schon mal eins: "Dann wird dieser Flughafen genauso würdig verabschiedet wie Tegel."     

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