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Bevor gefeiert wird, wird erst mal gebaut. Die Platten liegen schon auf der Wiese.
© dpa

Berlin-Treptow: Lollapalooza-Aufbau im Treptower Park beginnt

Schon bald wird im Treptower Park gefeiert - beim Lollapalooza-Festival. Nun ist der Aufbau gestartet. Nicht jedem gefällt das.

Was sofort auffällt, wenn man derzeit vom S-Bahnhof Treptower Park Richtung Grünanlagen läuft, sind: Bauzäune, und zwar viele. Die Arbeiten für das Lollapalooza-Festival am 10. und 11. September haben begonnen.

Nun verwandeln sich Teile der denkmalgeschützten Anlage in ein Festivalgelände. 2015 fand das Lollapalooza erstmals in Berlin auf dem Tempelhofer Feld statt. In diesem Jahr werden an zwei Tagen je 70.000 Besucher im Treptower Park erwartet.

Entlang der Außengrenzen des Parks ist die Puschkinallee auf beiden Seiten bereits eingezäunt, zahlreiche Eingänge sind gesperrt. Rot-weißes Absperrband flattert an den Büschen, auf dem Boden sind bereits erste Metallplatten zum Schutz des Rasens ausgelegt. Auf dem Parkplatz kurz vor dem Rosengarten lagern Paletten, Zäune und Bodenplatten – hier gilt noch bis 16. September Halteverbot.

Auch die Zäune stehen schon.
Auch die Zäune stehen schon.
© Tsp

Beim morgendlichen Rundgang sind auf der Spreeseite des Parks keine Spaziergänger oder Sonnenhungrige zu sehen, lediglich Arbeiter in gelben und orangefarbenen Warnwesten sind unterwegs. Sie setzen Zäune zusammen und sichern Baumstämme mit Holzlatten ab. Entlang des Uferwegs ist schon auf halber Strecke Schluss: Ein Bauzaun und ein freundlicher „Eventguard“ sorgen dafür, dass Parkbesucher umkehren. Ingrid Münch aus Treptow-Köpenick will eigentlich mit ihrer Freundin zu einem der Schiffsrestaurants weiterschlendern, die am östlichen Ende des Parks gegenüber der Insel der Jugend festgemacht haben.

Unsere Slideshow: So sah der Treptower Park 1928 aus

17 Millionen Euro für die Sanierung des Parks

Dass die beiden Frauen nun außenrum über die Straße laufen müssen, findet Münch „unmöglich“. Der Eventguard macht also – zum wiederholten Mal – eine Ausnahme und lässt die Freundinnen doch noch passieren. Ingrid Münch kommt dabei ins Reden und erzählt von der gerade abgeschlossenen Sanierung des Parks, die 17 Millionen Euro gekostet hat. Dass unmittelbar nach Beendigung der Arbeiten nun ein großes Festival auf dem Gelände stattfindet, sei „eine bodenlose Frechheit“. Ein paar Meter entfernt hat eine junge Mutter aus Friedrichshain für sich und ihre drei Kinder direkt am Spreeufer eine Decke ausgebreitet. Lieber hätten sie auf der angrenzenden Wiese Ball gespielt – „aber wir hatten ja keine Möglichkeit“. Denn um die Wiese herum: wieder Zäune.

Das ist das Festivalgelände.
Das ist das Festivalgelände.
© Tsp

„Mich würde es nicht wundern, wenn die Verantwortlichen nicht wussten, was sie da genehmigen“, sagt Sigrid Schubert von der „Bürgerinitiative Treptower Park“. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass das Festival nicht auf dem Parkgelände stattfindet und unterstützt nun Anwohner, die gegen die Genehmigung der Senatsverwaltung noch Eilklagen erheben wollen.

Tor 7: Hier kommt nicht mehr jeder durch.
Tor 7: Hier kommt nicht mehr jeder durch.
© Tsp

Schubert befürchtet neben Lärmbelästigung und Schäden in den Parkanlagen nicht zuletzt eigene finanzielle Einbußen: Sie betreibt das Kindertheater im Park und veranstaltet vom 1. bis zum 4. September ein Puppentheaterfestival. Dabei sei sie auf Laufpublikum angewiesen, da könnten die zahlreichen Zäune ein ernstes Hindernis werden. „Mir wird immer wieder gesagt, dass es doch nur zwei Tage sind“, sagt Sigrid Schubert. „Aber wird sind insgesamt drei Wochen aus-, ab-, und eingesperrt.“

Im zuständigen Bezirksamt Treptow-Köpenick seien bislang „einige“ Bürgerbeschwerden eingegangen, die sich hauptsächlich auf nun fehlende Parkmöglichkeiten in den angrenzenden Nebenstraßen des Treptower Parks beziehen.

Die Veranstalter suchen den Dialog mit den Anwohnern

Einige Beschwerden habe es außerdem zur „frühzeitigen Sperrung des Parks im Umfeld der Veranstaltungsflächen“ ab Montagmittag gegeben. Zwar sind weiterhin Flächen im Park nutzbar, doch dafür fehlten bislang entsprechende Hinweise – genau wie für die veränderte Wegführung. Im Laufe des Dienstags sollte sich das aber ändern, hieß es aus dem Bezirksamt.

Der Aufbau erfolgt etappenweise, sagt Festival-Sprecher Tommy Nick. Man suche bewusst den Dialog mit den Anwohnern und habe nach der Genehmigung des Festivals am vergangenen Mittwoch knapp 2000 Informationsschreiben verschickt. Mit den unmittelbar betroffenen Anwohnern führe man bereits seit einem knappen halben Jahr Gespräche und habe ihnen auch Ersatzunterkünfte angeboten – das gehöre zu den Auflagen, an die die Genehmigung geknüpft ist.

Daneben mussten die Organisatoren eine Kaution in Millionenhöhe für eventuelle Schäden hinterlegen. Um die Anwohner zu schonen, ist eine Maximallautstärke vorgegeben. „Wir haben Verständnis für die Anliegen der Bürger in dieser Ausnahmesituation“, sagt Tommy Nick.

Am Donnerstagabend soll die zweite Bürgerversammlung zum Festival stattfinden. Auch Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) will dabei sein. Im Rathaus Treptow gibt es dann auch Informationen über die Auflagen und den Ablauf des Auf- und Abbaus – obwohl der längst im Gange ist.

Julia Dziuba

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