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Lollapalooza strahlt. Hier 2015 bei der Berliner Premiere auf dem Gelände des einstigen Tempelhofer Flughafens. Das bunte Logo schmückte den Eingang des Airport-Gebäudes.
© dpa,Gregor Fischer

Lollapalooza im Treptower Park: Bezirk stimmt Festival nur "mit Bauchschmerzen" zu

Im denkmalgeschützten Treptower Park geht's rund. Das Lollapalooza-Festival am 10./11. September ist genehmigt. Der Senat setzte das durch - gegen den Willen des Bezirks.

Die Auflagen sind gewaltig. Zäune und Security-Personal vor blühenden Beeten, damit diese nicht zertrampelt werden. Eine Kaution in Millionenhöhe, die von den Veranstaltern zur Sicherheit vorab kassiert wird, um eventuelle Schäden am Park nach dem Mega-Event zügig beseitigen zu können. Und eine schriftliche Zusage der Organisatoren, dass sie für alle von Besuchern verursachten Makel finanziell aufkommen.

Nur unter diesen Bedingungen ist das „Lollapalooza-Festival“ wie berichtet am Mittwoch vom Bezirk Treptow-Köpenick im denkmalgeschützten Treptower Park eher zähneknirschend genehmigt worden. Ursprünglich waren die Verantwortlichen im Rathaus aus Gründen des Denkmalschutzes dagegen. Auf Weisung des Senats machten sie aber nun einen Rückzieher und gaben dem Festival am Wochenende 10./11. September grünes Licht.

Tausende Fans haben sich Tickets für ihr "Lolla"-Fest gesichert

Mehr als 70 000 Gäste werden zu dem alternativen Rock- und Techno-, Dance-, Comedy-, Mode- und Kunst-Festival erwartet, das Fans kurz "Lolla" nennen. Der Dissens zwischen Bezirk und Senat hat unterdessen einen Streit um die Frage entfacht, ob solche Veranstaltungen in Berlins denkmalgeschützten Grünanlagen grundsätzlich verboten werden sollten und das Denkmalschutzgesetz entsprechend schärfer gefasst werden müsste. Dies schlägt der Bezirk vor. Zugleich kündigen Mitglieder der Bürgerinitiative „Treptower Park“ weiteren Widerstand an. Sie laufen seit Jahresbeginn Sturm gegen das Event.

Die ersten Aufbauarbeiten sollen allerdings schon am Montag beginnen. Danach wird der Park nach Angaben des Bezirks bis zum 9. September Schritt für Schritt immer großflächiger eingezäunt. Das Festivalgelände umfasst große Parkflächen zwischen dem S-Bahnhof Treptower Park und der Bulgarischen Straße. Das Sowjetische Ehrenmal ist ausgenommen, es wird extra umzäunt. Die Puschkinallee wird am 10./11. September gesperrt. Der Sonntag ist bereits ausverkauft, es gibt nur noch einige Tickets für das gesamte Wochenende zu 139 Euro oder Tagestickets für 79 Euro.

Bis zum Mittwoch stand die Genehmigung auf der Kippe

Mit dem vor etlichen Wochen gestarteten Vorverkauf gingen die Veranstalter von der Berliner Eventagentur „Hörstmann“ ein beträchtliches Risiko ein, stand die Genehmigung des Festivals doch bis zum Mittwoch auf der Kippe. Die im Bezirk Treptow-Köpenick angesiedelte untere Denkmalschutzbehörde hatte sich dagegen ausgesprochen. Sie befürchtete, „den gebotenen Schutz des Gartendenkmals Treptower Park nicht gewährleisten zu können“. Der Park wurde 1876-1888 nach Plänen des damaligen Gartenbaudirektors Gustav Meyer angelegt. Er gehört neben dem Volksparks Friedrichshain, dem Humboldthain in Wedding und dem Kreuzberger Viktoriapark zu den vier Berliner Parkanlagen, die aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben sind. Von 2009 bis 2016 wurde der Park für 17 Millionen Euro denkmalgerecht saniert.

Rund 6000 Gegner unterzeichneten eine online-Petition

Im Gegensatz zu den bezirklichen Denkmalschützern wollen die protestierenden Anwohner nicht aufgeben. Auf der Internetplattform change.org wurde ihre online-Petition gegen die Mega-Party bereits von rund 6000 Gegnern unterzeichnet. Pflanzen würden zertrampelt, Tiere verschreckt, heißt es im Text. Am Donnerstag soll nun bei einer Bürgerversammlung unter anderem überlegt werden, ob sich das Fest noch mit rechtlichen Schritten wie einer einstweiligen Verfügung verhindern lässt.
Treptow-Köpenicks Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) sagte am Donnerstag, der Bezirk habe das „höchst komplexe“ Genehmigungsverfahren „streng nach rechtlichen Erwägungen“ durchgeführt. Dabei mussten die Gesetze zum Schutze von Grünanlagen und Denkmälern gleichermaßen beachtet werden. Nach dem Grünanlagengesetz hätte der Bezirk „zwar mit Bauchschmerzen, aber letztlich Ja gesagt“, so Hölmer. Beim Denkmalschutz aber blieb er hart – und wurde erst von der oberen Denkmalschutzbehörde beim Senat zurückgepfiffen.

Der gesamte Park wird fotografisch dokumentiert

„Wir haben die Genehmigung aber nur unter einer Vielzahl strenger Auflagen erteilt“, heißt es in der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Dazu gehöre auch, dass der Zustand des Parks vor und nach dem Megaevent von Gartenarchitekten umfangreich fotografisch dokumentiert wird. Nur so könne man eventuelle Schäden später bewerten . Im übrigen handele es sich bei dem in den frühen 90er Jahren in den USA gegründeten Lollapalooza-Festival um ein „weltweit führendes Event, das für Berlins Image und Wirtschaftskraft sehr positiv ist“. Wäre es untersagt worden und danach nach Paris oder London abgewandert, „hätten Kritiker den Senat garantiert als kleinkariert gerügt“, sagt ein Sprecher von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD).

Fontänen im Treptower Park.
Fontänen im Treptower Park.
© dpa,Wolfgang Kastl

Am Eingang gibt es strenge Taschenkontrollen

2015 ging es bei Lollapalooza erstmals in Berlin rund – damals auf dem einstigen Tempelhofer Flughafengelände. Wegen der dortigen Flüchtlingsunterkünfte kann die Party an diesem Ort aber nicht mehr stattfinden. Festival-Sprecher Tommy Nick versprach am Donnerstag, man werde mit einer „großen Schar“ von Security-Leuten alle empfindlichen Bereiche wie den „Rosengarten“ entschieden schützen. Zur Sicherheit der Besucher gibt es an den Eingängen strenge Taschen- und Rucksackkontrollen. Das gesamte Sicherheitskonzept werde derzeit mit der Polizei abgestimmt. Im übrigen verbreitet Nick Optimismus – und verweist auf das mehrwöchige „pop-Kick.06“-Fest anlässlich der Fußball-WM 2006 im Treptower Park. Auch damals protestierten Anwohner, es kamen dann täglich bis zu 25 000 Besucher. Die Schäden blieben gering.
Am zweiten Septemberwochenende stehen nun unter anderem die Rockgruppen Radiohead und Kings of Leon auf dem Programm, Techno-Mann Paul Kalkbrenner und der „Grüne Kiez“, eine Kultur- und Akrobatikshow. „Es soll „außergewöhnlich beeindruckend“ zugehen. Das bedeutete für den Rocksänger und Festival-Gründer Perry Farrell der Begriff „Lollapalooza“.

Mehr Infos: www.lollapaloozade.com

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