Drei verschiedene Produkte verteilt: Lieferengpässe bei Corona-Selbsttests – Berlins Schulen müssen improvisieren
Eigentlich sollten alle Oberstufen bereits mit genügend Testmaterial versorgt sein. Zur Knappheit kommt das Durcheinander mit drei verschiedenen Produkten.
Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung bittet die Schulen um Verständnis für die Probleme zu Beginn der Schüler-Selbsttestung. "Aufgrund bestehender Lieferengpässe und den sich daraus ergebenden Herausforderungen bezüglich der Distribution konnten in der ersten Lieferung nicht alle Schulen in ausreichendem Umfang mit Selbsttests versorgt werden", heißt es in einem aktuellen Schreiben der drei Abteilungsleiter an alle Schulleiter. Die Auslieferung einer zweiten Charge habe aber begonnen und weitere Chargen würden folgen.
Daher gehen die Abteilungsleiter davon aus, dass dann "möglichst" alle Schüler:innen im Präsenzunterricht bis zu den Osterferien zwei wöchentliche Selbsttestungen durchführen können. Oberste Priorität haben dabei die Jahrgangsstufen 11 bis 13.
Allerdings bemühen sich viele Schulleiter dem Vernehmen nach darum, im gleichen Zuge die zehnten Klassen mitzutesten, da sie – genau wie die elften bis 13. Klassen – seit Mittwoch zum Wechselunterricht erschienen. Die Klassen 7 bis 9 folgen erst nach den Osterferien.
In dem Abteilungsleiter-Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt, wird auch erläutert, welche Konsequenzen die Lieferengpässe haben: Um den Mangel auszugleichen, müssen die Schulen ihre Schüler:innen nicht nur mit dem Siemens-Test vertraut machen, sondern auch mit den Antigen Selbsttests von Roche, die sich in Anwendung und Verpackungsmengen unterscheiden.
Zusätzlich werden für die Lehrer weiterhin die nal-von-minden-Tests angewandt, die bisher aber nicht als Selbsttests zugelassen sind.
Probleme mit den Packungsgrößen
"Wir wissen, dass der zeitweise Einsatz von drei verschiedenen Selbsttests für Sie als Schulleitung einen erhöhten Aufwand bedeutet, aber aus Gründen der Verfügbarkeit und fehlenden Zulassung des Tests von nal von minden als Selbsttest, sah sich die Gesundheitsverwaltung dazu gezwungen, verschiedene Tests zu bestellen", heißt es zur Erläuterung in dem Schreiben, das auf dem 17. März datiert ist.
Die flächendeckende Testung von Schulpersonal und Schülerschaft sei "ein zentrales Element der Pandemieeindämmung in unseren Schulen, deshalb bitten wir Sie, diese auch weiterhin engagiert zu unterstützen".
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Die Verteilung der Siemens-Tests wird dadurch erschwert, dass die gelieferten Fläschchen jeweils Material für zehn Tests enthalten, die nicht aufgeteilt werden können. Mit anderen Worten: Wenn einer Schule mit 500 Schüler:innen für vier Testungen bis Ostern 2000 Tests zustehen, bekommt sie diese 2000 Tests unter Umständen in 200 Fläschchen geliefert, die dann nur an 200 Schüler:innen verteilt werden können.
"Lehrer testen Schüler", lautet die Übergangslösung
In der Folge müssen die Schulen improvisieren. So berichtet Sven Zimmerschied von der Charlottenburger Friedensburg-Schule, dass er kurzerhand neben den – nicht ausreichenden – Selbsttests von Siemens und Roche auch die nal-von-minden-Schnelltests hinzugezogen habe, von denen seine Schule noch 8000 Stück auf Lager hatte.
"Alles andere wäre unsinnig", findet Zimmerschied: Er hat 50 Lehrkräfte in der Anwendung schulen lassen, die sich dann um die Schüler-Testung gekümmert hätten: "Wir haben 600 getestet und alle waren negativ", lautete Zimmerschieds Bilanz am Donnerstag. Er hatte entschieden, auch die Zehntklässler zu testen, obwohl sie offiziell eine geringere Priorität hatten.
Wie berichtet, wird mit der Zulassung der nal-von-Minden-Tests in Kürze gerechnet. Da sie als Schnelltest zugelassen und auch besonders zuverlässig sind, hatte sich der Senat für diesen Test entschieden. Dass die Zulassung als Selbsttest so lange dauert, wird nicht nur von den Grünen mit Unverständnis quittiert – umso mehr, als es für die Schulen ungleich schwieriger ist, sich mit drei verschiedenen Tests zurechtzufinden.
Anleitung in elf Sprachen
Daher verschickten die Abteilungsleiter auch „Auspackanleitungen“ zur Veranschaulichung. So haben die Teste von Roche zwar gegenüber Siemens den Vorteil, dass sie auch einzeln verteilt werden können; aber dafür sind die in der Packung enthaltenen Teststäbchen nicht für den Selbsttest vorgesehen.
Stattdessen müssen die zugelassenen Teststäbchen separat zugefügt werden: "Bitte tauschen Sie die in den Packungen befindlichen Stäbchen gegen die separat gelieferten Stäbchen aus", heißt es daher im Schreiben, dem dann auch noch eine weitere kurze Anleitung angehängt ist.
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Darüber hinaus soll es ab dem heutigen Freitag eine Hotline für die Schulleitungen geben. Bereits installiert ist die neu eingerichtete Webseite www.einfach-testen.berlin, wo die zentralen Informationsmaterialen zusammengefasst sind sowie eine grafische Kurzanleitung zu den einzelnen Selbsttests " in elf Sprachen".
"Die Schüler werden immer zermürbter"
Dem Vernehmen nach haben einige Schulen "halblegal" beschlossen, auch ihre älteren Schüler bis zu den Osterferien zu Hause zu lassen. Sie argumentieren damit, dass sie den teilweise gut laufenden Online-Unterricht nicht gefährden wollen, wenn Lehrkräfte zwischen Präsenz- und Onlineunterricht "hin- und herspringen müssen". Zudem sehen sie nicht ein, kurz vor den Osterferien das Risiko von Infektionen einzugehen, zumal sie der Test-Regie nicht vertrauen.
Ob sich das alle betroffenen Familien gefallen lassen, bleibt abzuwarten. Für Zimmerschied jedenfalls kam diese Variante offenbar nicht infrage: "Man merkt genau, dass die Schüler immer zermürbter werden".
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