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Da liegt das Ding! Der Lenin-Kopf wird in Spandau der Öffentlichkeit präsentiert - noch mit Augenbinde.
© AFP Photo / Tobias Schwarz
Update

Denkmalkopf aus Berlin-Köpenick: Lenin ist jetzt Spandauer

Im Köpenicker Wald lag das Lenindenkmal mehr als 20 Jahre lang verbuddelt. Am Morgen wurde der Kopf ausgegraben und nach Spandau gebracht, wo der CDU-Stadtrat gleich mal zum "Du" übergeht.

Das Interesse ist riesig: Rund 60 Journalisten, darunter auch viele ausländische, haben sich in Spandau versammelt, um den Granit-Kopf Lenins zu begrüßen. Der rollt dann pünktlich am Donnerstagmittag auf einem Tieflader auf das Gelände, mit einer einfachen Plane überdeckt. "Wir wollen keine Prozession", sagt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Seit halb zehn war er unterwegs, der Kopf des Lenindenkmals, das 1991 vom heutigen Platz der Vereinten Nationen gestürzt wurde - aus dem Köpenicker Forst ab in Richtung Spandau.

Einige Stunden zuvor: Polizeisperren überall, entschlossen dreinschauende Polizisten und jede Menge Reporter: Die berühmten Eidechsen haben einiges auszuhalten an diesem frühen Donnerstagmorgen im Köpenicker Forst. Hier im Wald bei Müggelheim liegt der Kopf und 110 weitere Teile des Denkmals. Doch der Kopf ist es, der die meisten interessiert. Ob er noch ganz ist? Wie soll er transportiert werden?

Die erste Überraschung: Der Kopf liegt deutlich tiefer als erwartet, unter rund vier Metern Erde. Außerdem: Das Ohr ist kaputt. Das ist aber wenig überraschend, das war schon so, als man sich entschloss, den Kopf zu verbuddeln.

Es ist ein Junge! Der Lenin-Kopf im Köpenicker Forst ist freigelegt.
Es ist ein Junge! Der Lenin-Kopf im Köpenicker Forst ist freigelegt.
© Tiemo Rink

Das Interesse der Öffentlichkeit in den letzten Tagen war riesig: Rund zwanzig Leute hat der Sicherheitsdienst nach Aussage des Einsatzleiters verscheucht - viele von ihnen kamen mit Schaufel und Spaten, Kopfgeldsucher.

Kurz nach neun Uhr taucht er auf. Es ist ein Junge! Links, rechts die Arbeiter, Drohnen fliegen, Lenins eines Ohr ist kaputt, mit einem kleinen Besen hatte ein Mitarbeiter ihn extra noch ein wenig gesäubert.

Sieben Container für Aushubmaterial wurden herangekarrt, einer weniger als im ursprünglichen Konzept. Polizei, Baufirma, Sicherheitsdienst und das Team der Zitadelle sind gekommen. Die Zitadelle hat vier sogar vier Männer mit einer Drohne vorbeigeschickt. "Hier sind so viele Leute, die was zu sagen haben", sagt ein Bauarbeiter.

Die Bergung am Denkmal-Lagerort im Wald bei Müggelheim ist mit fast kabarettistischer Akribie geplant, wie Dokumente zeigen, die dem Tagesspiegel vorliegen: Ein 17-seitiges Bergungskonzept mit sechsseitigem Anhang. Die zwölfseitige Expertise eines Diplombiologen zur Umsiedlung der Zauneidechsen von dem Sandhügel, unter dem die zunächst offen gelagerten 111 Denkmalteile seit 1992 ruhen. Und eine siebenseitige Ausnahmegenehmigung der Obersten Naturschutzbehörde.

Alles geht sehr kontrolliert vonstatten. Baufirma und Sicherheitsfirma hoffen offenbar auf den PR-Effekt: Ihre Firmenlogos sind direkt an Grube und am Bauzaun angebracht.

Frau Rohland von der Pressestelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung steht daneben. Sie ist sehr froh, wenn der heutige Tag vorbei ist.

In Spandau dagegen freut sich Bezirksstadtrat Gerhard Hanke über das große Interesse: "Lieber Lenin", duzt der CDU-Politiker den Sozialistenführer, "man sieht, Du bist eins der Highlights". Neben dem Kopf sollen in der Ausstellung in Spandau noch rund 100 weitere Denkmäler ausstellen, über 60 davon aus der ehemaligen Siegesallee.

Nach langen Verhandlungen, Absetzung von der Denkmalliste und gewissenhaften bautechnischen Vorbereitungen ging Lenins Kopf am 13.11.1991 wohlbehalten und sanft zu Boden.
Nach langen Verhandlungen, Absetzung von der Denkmalliste und gewissenhaften bautechnischen Vorbereitungen ging Lenins Kopf am 13.11.1991 wohlbehalten und sanft zu Boden.
© Bernd Settnik/dpa

Wissen Sie noch wie das damals war? Wie es Lenin 1991 an den Kragen ging hat unser Reporter Björn Seeling beobachtet. Den Text von damals lesen Sie hier.

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