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Beeindruckender Ausblick: Das Brandenburger Tor spiegelt sich in der Fassade der Akademie.
© Manfred Mayer

Berliner Akademie der Künste: Längst eröffnet - aber die Kosten steigen und steigen

Im Mai 2005 wurde die Akademie der Künste in Berlin feierlich eröffnet. Doch noch immer gibt es Baumängel und neue Rechnungen. Die Kosten derzeit: 76,8 Millionen Euro.

Wer am Pariser Platz, Hausnummer 4, die funkelnde Glasfassade der Akademie der Künste bewundert, der ahnt nicht, dass dieses schmucke Gebäude immer noch eine Baustelle ist. Unfertig seit der feierlichen Eröffnung im Mai 2005, zu der auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Bundespräsident Horst Köhler (CDU) kamen. Aber noch längst sind nicht alle Rechnungen bezahlt und die Kosten für den Bau, der demnächst an den Bund übereignet wird, steigen immer noch weiter.

Der letzte Stand: 76,8 Millionen Euro. Als das neue Domizil für die Akademie in den neunziger Jahren geplant wurde, hatte der Senat 38,5 Millionen Euro veranschlagt. Ein Supersparmodell, so schwärmten damals die regierenden Politiker von CDU und SPD. Ein privater Generalübernehmer verpflichtete sich, zu einem niedrigen Fixpreis zu bauen, der anschließend vom Land Berlin ratenweise zurückgezahlt werden sollte. Aber das klappte hinten und vorne nicht. Die private Firma ging pleite, es gab Pfusch am Bau und juristischen Streit.

Noch kein Abschluss in Sicht

Vor zwei Wochen wurde den Haushältern des Berliner Parlaments die vorläufig letzte Rechnung präsentiert. Die Kosten, die aus dem Landeshaushalt zu begleichen sind, steigen noch einmal um 5,2 Millionen Euro. Schwerwiegende Baumängel, die im Eröffnungsjahr 2005 festgestellt wurden, vor allem an der Klimaanlage, sind der Hauptgrund für die unendliche Geschichte. Ein gerichtliches Beweisverfahren, das die Verantwortung für diese Mängel feststellen sollte, die der Senat beim damals zuständigen Fachingenieur und den Architekten sieht, wurde schon 2008 eingeleitet. „Ein Ende ist nicht abzusehen“, räumt die Stadtentwicklungsverwaltung in einem Bericht an den Hauptausschuss ein.

Ein weiteres Gerichtsverfahren, das die Ursache von Mängeln an der schicken Glasfassade feststellen sollte, läuft seit 2010 – auch hier ist „kein Abschluss erkennbar“. Aber solange die Rechtsstreitigkeiten nicht beendet sind, besteht für das Land Berlin keine Chance, fremdverschuldete Mehrausgaben für die Akademie der Künste auf private Verursacher abzuwälzen. Und seit Jahren kommt es schubweise zu immer neuen Erkenntnisgewinnen über neue Ausgabeposten, die bisher angeblich nicht absehbar waren.

So führt die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher für die neuesten Mehrkosten von 5,2 Millionen Euro unter anderem folgende Gründe an: Anpassung von Entsorgungskosten, Ertüchtigung des Mauerwerks in den historischen Ausstellungshallen, Sanierung von schadstoffbelasteten Bauteilen, zusätzliche Decken und Wände in den Bürobereichen, Malerarbeiten, neue Sicherheitstechnik in den Türanlagen, Terrassenabdichtung, Mängelbeseitigung an Rohr- und Stromleitungen sowie den Sprinkleranlagen, zusätzliche Planungsleistungen. Das hört sich ein bisschen nach Flughafen an.

Noch immer Mängel an der Glasfassade

Normalerweise reagiert wenigstens die parlamentarische Opposition empört über solche Senatsvorlagen an den Hauptausschuss. Doch in der Sitzung vor zwei Wochen hielten alle dicht, und das nicht zum ersten Mal, wenn es um den Prestigebau am Pariser Platz geht, der im Zuge des neuen Hauptstadtfinanzierungsvertrags – im Rahmen eines Grundstückstauschs – dem Bund übereignet werden soll. Allerdings, und das hatte sich die Bundesregierung schon vor zehn Jahren vertraglich zusichern lassen, „unter dem Vorbehalt der Mängelbeseitigung“. Übergeben werden muss ein „bestimmungsgemäß nutzungsfähiges Gebäude“.

Ewige Baustelle.
Ewige Baustelle.
© Kai-Uwe Heinrich

Daran arbeite das Land Berlin, versicherte der Bau-Staatssekretär Sebastian Scheel den Haushältern des Abgeordnetenhauses. Bei dem jetzt vorgelegten Kostennachtrag handele es sich „um einen der letzten“, bevor die Forderungen des Bundes komplett abgearbeitet seien. Ungeklärt sind vor allem die Mängel an der Glasfassade. Dafür wurde jetzt ein neuer Gutachter für das noch laufende Gerichtsverfahren beauftragt. Sollte es jemals zu einem Gerichtsurteil kommen, will der Senat die dann festgestellten fremdverschuldeten Kosten gegenüber den Architekten geltend machen.

Der exklusive Standort für die Akademie der Künste Berlin, eines der ältesten europäischen Kulturinstitute, wurde in den neunziger Jahren festgelegt und nach einem Entwurf des Architektenteams Behnisch/Durth gebaut. Das Gebäude am Pariser Platz sollte eigentlich im Sommer 2002 eröffnet werden. Gebaut vom Generalunternehmer Pegel&Sohn, finanziert über die Münchner Lindo KG. Damals waren solche Mietkaufmodelle der letzte Schrei. Der Landesrechnungshof hatte schon früh, im Herbst 2003, vor dem „völlig unrealistischen“ Festpreis von 38,5 Millionen Euro (Bau- und Finanzierungskosten) gewarnt. Sehenden Auges stolperte der Senat damals in einen nicht endenden Bauskandal.

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