Sportpolitischer Dialog der SPD: Landessportbund fordert Unterstützung für Herthas Stadionpläne
Der Landessportbund-Präsident macht sich für Herthas Stadionpläne stark: Der Senat soll klären, wie es geht. Standort Tegel bleibt im Gespräch.
Lange hat er geschwiegen, aber jetzt ist es an der Zeit, dass der Präsident des Berliner Landessportbunds (LSB), Thomas Härtel, ein Machtwort spricht. „Wenn Hertha BSC sich für ein neues Stadion entscheidet, egal an welchem Standort, dann muss der Verein unterstützt werden“, sagte Härtel am Donnerstagabend. Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus hatte zum „Sportpolitischen Dialog“ geladen, der große Saal war voll.
„Der Landessportbund erwartet vom Senat, dass sich alle zuständigen Verwaltungen zusammensetzen und sagen, was machbar ist“, forderte der Präsident. „Und nicht, was nicht geht.“
Der Sozialdemokrat war bis 2011 Staatssekretär für Sport. Sein Parteifreund und Amtsnachfolger Aleksander Dzembritzki blieb der Veranstaltung der SPD-Fraktion fern. Härtel kündigte weitere Gespräche des LSB auch mit dem Berliner Fußballverband an. Es müsse ein Weg für Herthas Pläne gefunden werden. „Für die Entwicklung des Vereins ist es notwendig, ihn positiv zu begleiten.“ Den hartnäckig vorgetragenen Wunsch des Erstligisten, eine neue Arena im Olympiapark zu bauen, sieht aber auch Härtel skeptisch. Das Gelände sei nun mal ein Gartendenkmal. „Bestimmte Dinge werden dort nicht gehen.“
Herthas Stadionmanager Klaus Teichert, der gemeinsam mit dem Sprecher vom 1. FC Union, Christian Arbeit, auf dem Podium saß, hielt erst einmal fest, dass ein selbst finanzierter Neubau am Rand des Olympiaparks aus Sicht von Hertha BSC weiterhin der „ideale Standort“ sei. Aber er sagte auch, „dass wir uns intensiv mit dem Standort Tegel auseinandersetzen“.
Das Areal des City-Flughafens, der nach der Eröffnung des Flughafens BER geschlossen werden soll, steht auf Herthas Grundstücksliste schon lange auf Platz zwei. Vor einem Jahr hatte der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dennis Buchner, angeregt, dass der Bundesligaverein dort bauen solle.
Senatskanzlei will Stadiongespräche koordinieren
Ein Vorschlag, den Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) im Mai übernommen hatte. Doch seit einem Jahr, konterte Teichert, sei in den Verhandlungen mit dem Senat nicht viel herausgekommen. Trotzdem sei er zuversichtlich, dass man vorankommen werde in künftigen Gesprächen mit dem Senat, gab sich er Manager versöhnlich. Zumal der SPD-Sportexperte Buchner am Donnerstagabend andeutete, dass die Senatskanzlei nun eine koordinierende Rolle zur Klärung der Stadionfrage übernehmen wolle.
Bisher hatte sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für unzuständig erklärt. Ohne diese Behörde geht aber nichts, weil das TXL-Gelände für den künftigen Wissenschafts-, Gewerbe- und Wohnstandort „Urban Tech Republic“ schon weitgehend verplant ist. Bisher ist sich der Senat nur einig, dass es am besten wäre, wenn Hertha BSC im Olympiastadion bliebe.
Teichert stellte bisher unbeantwortete Fragen, falls dort das Stadion in Tegel gebaut werden sollte. Wann werde der Flugbetrieb in Tegel ganz genau eingestellt? Wie und wann solle eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr erfolgen? Welchen Standort für eine Fußballarena in Tegel habe der Senat denn konkret im Auge? Es sei nötig, sich mit den Planungen der Tegel Projekt GmbH abzustimmen.
Und auch das fragte er: Wann werde sich der Senat in Sachen Fußballstadion verbindlich einigen? Denn im Sommer 2025 will Hertha BSC, bisher Hauptmieter im Olympiastadion, in jedem Fall ausziehen in eine neue Heimstatt. „Wir freuen uns über alle Vorschläge, die jetzt kommen“, sagte Teichert.
Tegel braucht eine vernünftige Verkehrsanbindung
Buchner zeigte sich davon überzeugt, dass das TXL-Areal in den nächsten Jahren „eine vernünftige Verkehrsinfrastruktur“ erhalte. Die anwesenden Hertha-Fans waren da nicht so sicher, trotz der Ankündigung von Rot-Rot-Grün, die Siemens-Bahn wiederzubeleben. Es gibt auch noch den zweiten Berliner Erstligisten, der jetzt schon unter erheblichen Verkehrsproblemen leidet: Der 1. FC Union. Frisch aufgestiegen und erstmals siegreich, ausgerechnet gegen Borussia Dortmund, präsentierte sich Sprecher Christian Arbeit gut gelaunt: „Es lässt sich gut an, wir haben Spaß." Dabei sei das Stadion An der Alten Försterei, das von 22 000 auf 37 000 Zuschauerplätze ausgebaut werden soll, der Schlüssel zum Erfolg.
Arbeit hofft, dass die Erweiterung um einen Oberring im Sommer 2021 abgeschlossen ist. „Das wäre schon schön.“ Am schwierigsten zu lösen sei aber das Verkehrschaos bei den Erstliga-Heimspielen im stets ausverkauften Stadion. Werde es mehr Parkplätze für Autos geben, fragten Fans auf der SPD-Veranstaltung „Keine Chance“, sagt Arbeit. Sein Verein setzt aufs Fahrrad und eine bessere Tramverbindung. Der Rest muss zu Fuß erledigt werden. Arbeit weiß: „Es ist auch so schon schwierig, nach Köpenick rein und wieder rauszukommen.“
Der Erstliga-Alltag, das merkt Union schon jetzt, bringt neue Qualitäten und Probleme. Da geht es auch um genügend Toiletten, ausreichend kaltes Bier und ein funktionierendes Sicherheitskonzept, um heimische und auswärtige Fans auseinanderzuhalten. Der Unterschied zur Zweiten Liga sei nicht nur auf dem Spielfeld gewaltig. „Das ist wie Vorband zur Hauptband auf einem großen Konzert.“