Nach Schlägereien mit Flüchtlingen in Berlin-Moabit: Lageso-Sicherheitsfirma bleibt im Dienst
Der Chef von Spysec, der Wachfirma am Lageso, steht bald vor Gericht. Doch der Job vor dem Amt in der Turmstraße gilt in der Branche als besonders hart.
Der Streit um die Sicherheitsleute am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) hält an – in einem neuen Video ist zu sehen, wie sie einen Asylbewerber am Kopf und am Bein festhalten und schlagen.
Spysec, die eingesetzte Wachfirma, steht schon nach einer Schlägerei vergangenen Donnerstag in der Kritik: Auf einem mit einem Handy aufgenommenen Video ist zu sehen, wie Sicherheitsleute drei Asylbewerber schlugen und traten. Die Ermittlungen laufen, die beteiligten Männer sind außer Dienst. Spysec aber wird die Wachfirma vor dem Lageso bleiben.
Für Ordnung auf dem Gelände in der Turmstraße hatte einst Gegenbauer den Auftrag bekommen. Die Firma wiederum hat die Wachaufgaben an Spysec weitergegeben. Letztlich ist für die Geländesicherheit das landeseigene Berliner Immobilienmanagement (BIM) zuständig.
Bei Spysec arbeiten Türken, Kurden, Libanesen und Bosnier
Auf Anfrage teilte das BIM am Dienstag mit: Die Firmen blieben im Dienst. „Gemeinsam werden wir alle Möglichkeiten ergreifen, um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden“, sagte eine BIM-Sprecherin. Dazu, ob und wie die Polizei dort Aufgaben übernehmen könnte, äußerten sich BIM und Senatssozialverwaltung nur allgemein: Die Ordnungsaufgaben am Lageso seien keine originäre Polizeiaufgabe – zumindest nicht allein. Einige Beamte seien ohnehin vor Ort.
Behördenintern sagen viele, dass die rund 16.000 Beamten im Berliner Polizeivollzugsdienst in der Stadt ohnehin kaum ausreichten – schon gar nicht an den Wochenenden. Massive Dauereinsätze vor Flüchtlingsstellen dürften deshalb kaum klappen. Die Spysec-Männer stammen meist aus Einwandererfamilien – was bislang als positiv galt. In der Firma arbeiten eigenen Angaben zufolge Türken, Kurden, Libanesen und Bosnier.
Sicherheitsfirma: Job „mit einem erhöhten Konfliktpotenzial“
Immer wieder kam es vor dem Lageso, wo Hunderte junger Asylbewerber auf Registrierung warten, zu Auseinandersetzungen. Auch Spysec gerät nicht das erste Mal in den Blick. Gegen den Firmenchef läuft ein Verfahren wegen Körperverletzung, der Vorwurf liegt jedoch schon zwei Jahre zurück. Am 19. November beginnt der Prozess. Spysec lässt mitteilen, dass die Arbeit als Sicherheitsmann in der Regel „mit einem erhöhten Konfliktpotenzial“ einhergehe. Zu laufenden Verfahren äußere man sich aber nicht.
In der Branche sind die Vorfälle Thema. Ein Wachmann einer anderen Firma – selbst Sohn libanesischer Eltern – sagte, der Job am Lageso sei „sicher härter“ als viele Sicherheitsaufgaben ohnehin schon. Eine Türsteherin aus Friedrichshain erzählte, sie würde nicht am Lageso arbeiten wollen – in der Branche wüssten viele, dass die Wartenden dort „auch nicht zimperlich“ seien. Der Druck sei hoch, auch wenn sie die aktuellen Fälle grausam finde und nicht beschönigen wolle.