Flughafen in Berlin-Schönefeld: Kunstwerke am BER - ein Missverständnis
Seit 2012 verstauben sie im Terminal: die BER-Kunstwerke. Eines davon besteht sogar nur aus Geld - verschwendet ist das aber nicht.
Der „Sterntalerhimmel“ liegt am neuen Berliner Hauptstadtflughafen BER noch versteckt unter Holzplatten. Etwa 5400 Münzen aus rund 200 Ländern haben die Künstler Cisca Bogman und Oliver Störmer dafür gesammelt und im Boden verteilt. Wo in Zukunft Reisende von ihren Lieben und dem Kunstwerk im Ankunftsbereich erwartet werden sollen, ragen jetzt noch Kabel aus der Decke, und die Anzeigetafeln sind schwarz. Erst im Herbst 2017 soll der Airport eröffnen.
„Natürlich ist das eine unbefriedigende Situation für einen Künstler“, sagt Oliver Störmer vom Künstlerduo Stoebo. Zeit spiele für Kunstwerke eine Rolle. „Als wir „Sterntalerhimmel“ 2010 konzipiert hatten, hatten wir einen poetischen Gedanken: Da reist jemand aus einem fernen Land an und findet am Berliner Flughafen eine heimatliche Münze.
Jetzt wirkt es, überlagert durch das Desaster um die Flughafeneröffnung, vielleicht wie ein Symbol für Geldverschwendung. Das war nicht unsere Absicht.“ „Und auch als Künstler wird man ja älter“, fügt er hinzu. „Das Feedback auf das Kunstwerk hätte man schon gerne vor Jahren gehabt.“
27.500 Menschen besuchen die BER-Baustellentour
Auf der Großbaustelle in Schönefeld schlummern viele Werke internationaler Künstler - und warten auf ein Millionenpublikum. Für die „Kunst am Bau“ am BER wurden eigens Wettbewerbsverfahren ausgeschrieben. Die Künstler setzten sich mit dem Thema „Luft-Land“ auseinander. Eine Expertenjury, darunter Museumsdirektoren, wählte sechs Kunstwerke aus. Ein Budget von zwei Millionen Euro war bei den Planungen vereinbart worden. Wie viel die Kunst genau gekostet hat, verrät die Flughafengesellschaft nicht. Eigentlich sollten die Werke bereits zum ursprünglichen Eröffnungstermin vor drei Jahren Reisende und Besucher erfreuen.
Die große Perlenkette von Olaf Nicolai schlingt sich zwar schon um eine Fluggastbrücke - doch noch blinkt sie nicht, da dort noch kein Airbus A380 andockt. Das virtuelle Kunstwerk „Gate X“ von Björn Melhus ist deaktiviert, auch die raumhohe Lichtbox des Japaners Takehito Koganezawa hinter der Sicherheitskontrolle leuchtet noch nicht.
Einen prominenten Platz hat der riesige fliegende Teppich der US-Amerikanerin Pae White. Der 37 mal 27 Meter große „Magic Carpet“ aus rotem Metallgewebe flattert von der Decke der noch unbenutzten Check-In-Halle. Dort können ihn auch die Besucher sehen, die zu einer Flughafen-Tour kommen. Im vergangenen Jahr waren das nach Angaben der Flughafengesellschaft etwa 27.500 Menschen.
Regierungsterminal: Künstler im Pech
Noch mehr Geduld als Störmer & Co müssen wohl Heike Ponwitz und Hans Peter Adamski aufbringen: Die Künstler gewannen nach Angaben des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die „Kunst-am-Bau-Wettbewerbe für das Empfangsgebäude für Staatsgäste im Protokollbereich der Bundesregierung und der Verfassungsorgane am Flughafen Berlin-Brandenburg-International“. Sie sind die ersten Preisträger für die „Eingangskuben“ und den „Wandelgang“ und wurden mit der Realisierung ihrer Arbeiten beauftragt.
Jedoch: Mit dem Bau des Empfangsgebäudes könne erst nach Aufnahme des Flugbetriebes am BER und der damit verbundenen Freiräumung von Teilen des Flughafens Schönefelds begonnen werden, betont eine BBR-Sprecherin. Nach jetzigem Stand werden Staatsgäste am künftigen Hauptstadtflughafen frühestens 2022 in einem neuen Regierungsterminal empfangen - elf Jahre später als ursprünglich geplant. mit dpa
Nathalie Waehlisch