Abbrucharbeiten beginnen: Künstler-Gelände am Tacheles wird geräumt
Die unterbrochene Räumung des Freigeländes am Kunsthaus Tacheles wird seit 12 Uhr mittags fortgesetzt. Bagger reißen die Metallwerkstatt ab.
Die Räumung des Freigeländes am Kunsthaus Tacheles geht weiter. Drei Tage, nachdem das Amtsgericht die Vollstreckung vorerst gestoppt hatte, rollten am Donnerstag Mittag die Bagger an der Oranienburger Straße an. Betrieben wird die Räumung von dem Zwangsverwalter des Areals und vom Rechtsanwalt Michael Schultz. Dieser sagte: "Das Amtsgericht hat die Räumung der Metallwerkstatt zugelassen." Gegen 12 Uhr begannen die schweren Maschinen mit den Abbrucharbeiten. Die Metallwerkstatt war bereits am Montag umzäunt worden, als der Zwangsverwalter begleitet von Ordnungskräften und der Polizei mit dem Räumungstitel auf dem Areal vorstellig geworden war. Die Werkstatt war ein Bau aus Holz, Kunststoff und Blechteilen. Dort schmiedeten die Künstler ihre Metallskulpturen. Die Werke waren vor der Räumung auf die übrig gebliebenen offenen Schneisen durch das weitgehend geräumte Freigelände deponiert worden. Im hinteren Bereich dieser "Korridore" befindet sich auch noch ein kleinerer Holzbau, der bisher noch nicht geräumt werden darf. Nach Angaben des Zwangsverwalters haben die Künstler acht Tage Zeit die Kunstwerke fortzuschaffen. Danach sollen sie eingelagert werden.
Martin Reiter, Sprachrohr der Künstler sagte: "Die nehmen uns jetzt 200 Quadratmeter weg, aber nicht die ganze Freifläche." Ein Teil der Kunstwerke werde auf dem Areal bleiben "und ein Teil der Künstler das Haus verstärken". Die Künstler würden die verbliebenen Stücke der Freifläche "als Pufferzone" nutzen. "Der Zwangsverwalter hat ab und zu einen kleinen Erfolg, das Tacheles macht aber weiter mit seinem Kunstprogramm", so Reiter. Zurzeit laufe unter dem Titel "Dach 15" ein weißrussisch-deutscher Kulturaustausch in den Räumen des Tacheles.
Die ehemalige Kaufhausruine war im Jahr 1990 besetzt worden und zählt nach Angaben der Künstler 400.000 Besucher im Jahr. Das Grundstück gehört einer Tochterfirma der Firma Fundus. Diese hatte allerdings nicht regelmäßig die Zinsen für die Kredite der HSH-Nordbank bezahlt, mit denen das Areal gekauft worden war. Deshalb hatte die HSH-Nordbank die Zwangsverwaltung der 16 Grundstücke mit einem Verkehrswert von rund 35 Millionen Euro betrieben. Im April war sogar ein Termin für die Zwangsversteigerung bereits anberaumt worden. Doch kurz bevor der Hammer fiel, zogen die Gläubiger ihren Antrag zurück. Rechtsanwalt Schultz hatte angekündigt, die Freifläche am Tacheles bis Ende des Sommers und das Künstlerhaus bis Ende des Jahres räumen zu wollen. Nun sollte Ende Januar ein zweiter Anlauf zur Zwangsversteigerung genommen werden. Doch dieser Termin wurde bisher nicht vom Gericht bestätigt.