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Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" ist seit 2010 in Berlin. Nun wurde sie gestohlen.
© Reuters/Heinz-Peter Bader

Münzdiebstahl im Berliner Bodemuseum: Kunst oder nur ein Klumpen Gold?

Die 100-Kilo schwere "Big Maple Leaf" ist nichts für Münzsammler. Über den Kunstwert kann man sich streiten.

Fürs Portemonnaie ist die 100-Kilo schwere „Big Maple Leaf“ nichts. Und für echte Münzsammler auch nicht – und zwar genau aus diesem Grund. „Richtige Münzsammler sammeln Objekte, die in Geldbeuteln waren und die eine Geschichte zu erzählen haben“, sagt Matthias Senger, Numismatiker und Inhaber des Tempelhofer Münzenhauses. Dass die Medaille mit einem Materialwert von 3,7 Millionen Euro gestohlen wurde, findet er schade fürs Museum. Man könne annehmen, dass sie eingeschmolzen wird. Dennoch sieht Senger das Werk aber als reines Prestigeobjekt: „Für mich ist das nur ein Klumpen Gold.“

Ähnlich sieht das auch Jörg Scharfenberg, Kunsthistoriker und Münzhändler. „Im Grunde ist diese Münze Werbung für die Kanadische Münzprägeanstalt, die sie hergestellt hat. Auch Prägestätten müssen wirtschaftlich arbeiten und ihre Maschinen auslasten.“ Deshalb nähmen sie auch Aufträge von Unternehmen an, etwa zur Fertigung von Jubiläumsmedaillen. Scharfenberg hält die „Big Maple Leaf“ für eine Spielerei, die mit Numismatik nichts zu tun habe. „Es kann sein, dass sie einen Kunstwert hat, aber der Werbeeffekt steht da im Vordergrund.“

Mehr als ein Prestigeobjekt

Geldkunstsammler Stefan Haupt sieht in der Medaille mehr als nur ein Prestigeobjekt. „Es geht vor allem um den gigantischen Aufwand, der in ihrer Herstellung steckt. Die Wertschätzung für all die Zeit, Liebe und Kraft, die Menschen da reingesteckt haben – wenn dann einfach jemand kommt und das alles einschmilzt, ist das schrecklich.“

Auch ein Teil der Münzsammlung Haupts befindet sich zurzeit im Bodemuseum. Angst vor einem Diebstahl einer seiner Münzen hat der Rechtsanwalt nicht. Die seien ja gut versichert. Da ist ein gestohlener Geldbeutel vielleicht der größere Verlust.

Jana Weiss

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