Aus Pop-up mach Bleibt-so: Kreuzbergs Corona-Radwege werden jetzt asphaltiert – aber nicht grün
Zu Beginn der Pandemie baute der Bezirk mehrere Pop-up-Radwege, unter anderem am Kottbusser Damm, wo vorher Parkplätze waren. Jetzt werden sie verstetigt.
Berlin-Kreuzberg macht bei der Umwandlung seiner Pop-up-Radwege in dauerhafte Radwege weiter Tempo. Am Kottbusser Damm wurde am Montag begonnen, den endgültigen Radweg zu markieren.
Im Corona-Frühling 2020 hatte das Bezirksamt dort sämtliche Parkplätze beseitigt und beidseitig stattdessen Radspuren angelegt. Auch auf mehreren Kilometern Kanaluferstraßen, also Reichpietschufer, Hallesches Ufer und Tempelhofer Ufer, wird derzeit gebaut. Beide Pop-up-Wege waren vor genau einem Jahr entstanden.
Am Kottbusser Damm investiert der Bezirk 300.000 Euro. Dafür wurde in den vergangenen Wochen die oberste Schicht der bisherigen Parkspuren abgefräst und neu asphaltiert. Denn das Gewicht der geparkten Autos hatte den Asphalt in eine Berg-und-Tal-Bahn verwandelt. Das habe man Radfahrern nicht mehr anbieten können, sagte Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne): "Da sind richtige Beulen drin."
Ende Mai will der Bezirk fertig sein, und zwar auf der gesamten Länge zwischen Hermannplatz und Kottbusser Tor. Der Straßenzug war unter Radfahrern zuvor als "Hölle" bekannt.
Ganz rechts parkten Autos, Lieferwagen und Privatwagen blockierten illegal in der "zweiten Reihe" parkend eine der beiden Autospuren. Für fahrende Autos blieb die linke der beiden Fahrspuren, Radfahrer mussten Slalom um Falschparker fahren.
Darum werden die Wege nicht grün eingefärbt
Nun wird die Situation hier deutlich besser – aber nicht grün. Die Kosten und ein zusätzlich erforderliches Gutachten sprechen gegen die grüne Einfärbung, sagte Herrmann dem Tagesspiegel, dies sei schade. Gerade hatte die senatseigene Gesellschaft Infravelo eine erste Studie zu den grünen Wegen veröffentlicht. Demnach werden diese von Autofahrern seltener als Parkplatz missbraucht.
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Die beidseitigen Radwege am Kottbusser Damm sind bis zu 2,50 Meter breit, zudem gibt es einen ein Meter breiten Sicherheitstrennstreifen. So können im Notfall auch Polizei und Feuerwehr den Radweg nutzen.
Die Plastikpoller werden ersetzt durch sogenannte "Anfahrschwellen" zur Abwehr von Autos. Der Bezirk hatte verschiedene Modelle von "Protektoren" getestet, die Wahl fiel auf ein Modell aus Mexiko.
An Fußgängerüberquerungen wird der Radweg durch Stahlpoller gesichert. Für den Lieferverkehr entstehen 18 Ladezonen. Anwohnern hatte der Bezirk verbilligte Plätze im Karstadt-Parkhaus am Hermannplatz angeboten. Nur sehr wenige Menschen hatten dies angenommen. Eine Parkraumbewirtschaftung gibt es dort nicht.
Gebaut wird auch an den Uferstraßen, Kosten konnte Bezirksbürgermeisterin Herrmann noch nicht nennen. Auch dort wird der Belag erneuert, auch dort werden die aus Mexiko importierten Abweiser montiert.
In der Kantstraße muss das Radweg-Provisorium weiter halten
Friedrichshain-Kreuzberg ist damit wieder schneller als andere. In der Kantstraße in Charlottenburg-Wilmersdorf zum Beispiel muss das Provisorium weiter halten.
Vor zehn Tagen war der südliche Radweg (stadtauswärts) an der Karl-Marx-Allee zwischen der Straße der Pariser Kommune und Frankfurter Tor fertig geworden, als nächstes sei die Lindenstraße dran, heißt es vom Bezirk.
Gegen das illegale Halten und Parken waren die Pop-up-Radwege in der Stadt zunächst mit Plastikpollern gesichert worden. Das Projekt hatte bundesweite Aufmerksamkeit bekommen und zuletzt eine Ehrung: Beim ADFC-Fahrradklima-Test erhielt Berlin für die in der Corona-Pandemie entstandenen Pop-up-Radwege einen Sonderpreis. Innerhalb von vier Wochen hatte der Bezirk 8,2 Kilometer „temporäre Radverkehrsanlagen“ geschaffen, mehr als alle anderen zusammen.