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Begehrte Lagen. Friedrichshain-Kreuzberg gehört zu den stark nachgefragten Wohngebieten.
© Kai-Uwe Heinrich

Mieten steigen: Kreuzberg ist teurer als die City-West

Überall in Berlin steigen die Mieten. Im Szenekiez Kreuzberg sind sie inzwischen höher als in den bürgerlichen Quartieren von Charlottenburg-Wilmersdorf. Nur am Stadtrand bleiben sie stabil.

Um mehr als 13 Prozent stiegen die Mieten für frei stehende Wohnungen im vergangenen Jahr im Bezirk Mitte. Ein zweistelliges Plus verzeichneten auch die Mieten in Friedrichshain-Kreuzberg sowie in Tempelhof-Schöneberg. Stadtweit kletterten die Angebotsmieten für sofort beziehbare Wohnungen um 7,8 Prozent auf durchschnittlich 6,59 Euro Kaltmiete je Quadratmeter. So steht es im gemeinsamen Marktbericht der größten Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW und des Maklerhauses CBRE.

Für den jährlich erscheinenden „Wohnungsmarktreport“ werteten die Forscher die Angaben zu mehr als 100.000 zur Miete angebotenen Wohnungen. Demnach blieb kein Berliner Bezirk vom Aufwind bei den Mieten verschont. In Randlagen der Stadt ist der Mietenanstieg aber nicht ganz so kräftig wie im Zentrum: In Marzahn-Hellersdorf lag das Plus mit 2,1 Prozent dennoch im Rahmen der allgemeinen Teuerungsrate, in Spandau mit knapp fünf Prozent deutlich darüber.

Überraschend ist auch, dass Wohnungen im Trendbezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit einer Durchschnittsmiete von 8,02 Euro netto-kalt erstmals etwas teurer zu vermieten sind als im bisher am stärksten nachgefragten bürgerlichen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf (acht Euro je Quadratmeter). Am günstigsten wohnt es sich in Marzahn-Hellersdorf: 363 Euro für eine 100 Quadratmeter große Wohnung, das gibt es sonst nirgendwo in der Stadt – und auch die Durchschnittsmiete von 4,79 Euro netto-kalt je Quadratmeter Wohnfläche wird von keinem anderen Bezirk unterboten.

Ein Spaziergang durch Kreuzberg in Bildern

Bilder aus Charlottenburg-Wilmersdorf

Der Chef des Berliner Mietervereins Reiner Wild forderte „eine Beschränkung der Miethöhen bei Wiedervermietung auf maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete“. Nach der Mikrozensus-Erhebung des statistischen Landesamtes Berlin-Brandenburg betrug die Mietbelastung von Berliner Haushalten bereits im Jahr 2006 mehr als 28 Prozent des Haushaltseinkommens. Heute liegt sie weit darüber, denn die Mieten stiegen in den vergangenen fünf Jahren stark. Der neue Mikrozensus ist zurzeit in Arbeit.

Wegen des zunehmend angespannten Wohnungsmarktes verhandelt der Senat zurzeit mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften über eine neue „Sozialmiete“ für Haushalte mit geringen Einkünften. Diese sollen von Mieterhöhungen künftig verschont bleiben, wenn sie belegen, dass sie damit finanziell unzumutbar stark belastet werden. Außerdem sollen die Wohnungsunternehmen durch den Erwerb oder den Bau neuer Mietwohnungen ihren Bestand um 30.000 auf insgesamt 300.000 erhöhen.

So will der Senat die „Entmischung“ Berlins aufhalten, die Stadtteile mit überwiegend gut verdienenden Bewohnern im Zentrum und sozialen Brennpunkten in Randlagen erzeugt. Laut Marktbericht steigen die Mieten am langsamsten in Randlagen wie Reinickendorf, Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf.

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