Streit in der Berliner S-Bahn: Kontrolleure nach Attacke nicht mehr im Einsatz
Erstmals sind S-Bahnkontrolleure wegen Gewalt bei Ticket-Kontrollen verurteilt worden. Ein Fahrgast hatte den Spieß umgekehrt, da warfen sich drei Männer auf ihn.
Die wegen einer Prügelattacke auf einen Fahrgast verurteilten Kontrolleure sind nicht mehr für die S-Bahn im Einsatz. Ein Unternehmenssprecher sagte, die Männer seien auch nicht mehr bei dem privaten Dienstleister Wisag beschäftigt, der im Auftrag der S-Bahn Tickets kontrolliert. Ob man ihnen wegen des Übergriffs gekündigt hat, wurde nicht mitgeteilt.
Wie erst am Mittwoch bekannt wurde, hatte das Amtsgericht Tiergarten bereits am Freitag vergangener Woche drei Männer wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu Bewährungsstrafen von sechs Monaten verurteilt. Rangeleien zwischen Passagieren und Kontrolleuren gibt es zwar öfter, zumal bei Schwarzfahr-Verdacht. Selten sind es jedoch Kontrolleure, die anschließend verurteilt werden. Bei der S-Bahn ist bisher kein solcher Vorfall bekannt geworden. Die Bahn macht keine Angaben dazu, wie die Wisag-Beschäftigten auf ihre Einsätze gegen Schwarzfahrer vorbereitet werden.
Ein Team der DB-Sicherheit blieb tatenlos
Nach Tagesspiegel-Informationen hatte sich der Vorfall im August 2016 auf der Linie 7 zwischen Hackescher Markt und Friedrichstraße so abgespielt: Ein 30-jähriger Mann, der als Promotionsstudent über ein Semesterticket verfügte, verlangte von einem Kontrolleur, dass dieser sich ausweise, bevor er sein Ticket zeige. Der Disput wurde auf dem Bahnhof Friedrichstraße fortgesetzt, wo mehrere Kontrolleure zusammenkamen.
Vor Gericht gab der Passagier an, er sei gleich geduzt, in den Schwitzkasten genommen und zu Boden gebracht worden. Seine 26-Jährige Begleiterin sagte, ein Team der DB-Sicherheit sei nicht eingeschritten. Sie solle „nicht hysterisch“ sein, hieß es. Eine Bundespolizistin, die von den Kontrolleuren herbeigerufen worden war, bestätigte, dass diese den am Boden Liegenden umklammert hätten. Ein Angeklagter hat sich bei dem Fahrgast entschuldigt, ein anderer betonte, es lägen keine Beweise vor. Einen vierten Angeklagten hat das Gericht freigesprochen. Er hatte davon gesprochen, dass es manche Fahrgäste darauf anlegten, ihnen den Tag zu verderben