Verkehrssicherheit macht Schule: Konsequenzen aus dem Schülerlotsen-Desaster
Im Berliner Verkehr lebt ein Schülerlotse oft gefährlich. Bildungs- und die Verkehrsverwaltung hatten Abhilfe versprochen.
Im Januar kapitulierte die Werbellin-Grundschule in Schöneberg vor rücksichtslosen Autofahrern. Die Arbeit mit Schülerlotsen an der benachbarten Kreuzung wurde eingestellt, um die Kinder nicht weiter zu gefährden. Inzwischen wurde der Schülerlotsendienst an dieser Schule wieder aufgenommen. „Mit Unterstützung von Eltern als erwachsenen Schulweghelfern“, wie die Bildungsverwaltung auf Anfrage des CDU-Fraktionschefs Florian Graf mitteilte. Es sei auch nicht bekannt, dass andere Berliner Schulen den Lotsendienst eingestellt hätten.
Das Problem in Schöneberg, verursacht durch Rowdys auf vier Rädern, hatte Anfang des Jahres nach einem Tagesspiegel-Bericht für viel Wirbel gesorgt, vor allem bei den besorgten Eltern. Die Bildungs- und die Verkehrsverwaltung des Senats haben damals versprochen, für mehr Sicherheit vor den Schulen zu sorgen. Etwa durch bauliche Maßnahmen (Zebrastreifen, Mittelinseln usw.) oder mehr Polizeipräsenz. Ob sich die Lage seitdem konkret verbessert hat, lässt die Antwort der Bildungsverwaltung weitgehend offen.
„Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung“
Im Oktober sollen sich die für die Lotsenbetreuung zuständigen Lehrer, die Landesverkehrswacht und Polizeikräfte zu einem Erfahrungsaustausch treffen. Empfehlungen des Senats für die Verbesserung des Schülerlotsendienstes sind „in der Erarbeitung“ und sollen dann im Herbst vorgestellt werden. Außerdem wird in den neuen Rahmenlehrplan für die Klassenstufen 1 bis 10 das Thema „Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung“ aufgenommen. In Zusammenarbeit mit der Unfallkasse Berlin wurde ein Arbeits- und Erkundungsheft für Schulanfänger überarbeitet, das im neuen Schuljahr allen Schulen zur Verfügung steht.
Ein Pilotprojekt an der Kreuzberger Reinhardswald-Grundschule „zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im schulischen Umfeld“ führte bisher zur Einrichtung einer „Elternhaltestelle“, damit auch Kinder, die mit dem Auto zur Schule gebracht werden, einen kurzen Schulweg ausprobieren können. Gleichzeitig soll dadurch eine unübersichtliche Verkehrslage direkt vor der Schule, verursacht durch die Eltern, vermieden werden. „Um die jüngsten Verkehrsteilnehmer noch besser zu schützen, muss das Pilotprojekt flächendeckend ausgebaut werden“, fordert Graf. Hierzu bedürfe es einer deutlich stärkeren Kommunikation zwischen Schulen, Bezirken und Senatsverwaltung.