Berliner Clubkultur: Könige der Nacht
Gema-Gerede, Clubsterben. Es muss einfach mal wieder überprüft werden, was im Nachtleben Berlins noch los ist. Wer könnte das besser als drei Männer, die dreißig Jahre Ausgehkultur erlebt haben. Ein Trip.
Der Abend beginnt dort, wo ein solcher Abend zwangsläufig beginnen muss. In einer richtig guten Bar. Muschi Obermaier, Torstraße, Ecke Ackerstraße. Am Tresen das gewöhnliche Mitte-Ensemble an einem gewöhnlichen Dienstagabend. Der Schriftsteller. Die Barschwalbe. Der Filmemacher. Stammgäste. Die Fenster mit Erinnerungen verklebt. Noch junger, aber schon fetter Maradona mit Zigarre. Liegender, nackter Burt Reynolds. Hinten Uschi Obermaier, ebenfalls nackt. Ein paar alte Couchen, warmes, den Suffgesichtern schmeichelndes Licht. An der Decke noch die Tränen der Trinker. Passt schon mal.
Zeitlos guter Ort für ein Treffen mit drei Jahrzehnten Berliner Clubkultur, um, das Gema-Gerede, die Clubsterbepanik im Ohr, zu schauen, wie es ihr so geht: der Nacht in Berlin. Wie sie sich verändert hat. Und wer könnte das besser als Männer, die den Exzess geprägt, den Wandel erlebt haben. Es treten auf, nacheinander versteht sich, die Protagonisten des Abends.
Frank Mahr, 45, einst Gründer des Bonito Houseclubs im Tresor. Kurzes, schwarzes Haar. Sauber getrimmter Bart. Dunkle Tätowierungen, die mit seinem Jeanshemd, dem ganzen Outfit, eine Einheit bilden. Wäre auch kein schlechtes Gesicht für eine Boss-Kampagne. Er, heute Designer, zuletzt Fernsehtürsteher bei "The Voice of Germany", ist schon mal für sich ein Ereignis. Man sieht ihm an, dass er die Nacht verdammt gut kennt. Erste Bestellung. Moscow Mule. Um erst gar keine Zweifel daran aufkommen zu lassen, wo es heute langgeht. "Ich habe überlegt, mit Bier zu starten, aber das ist doch auch sinnlos."
Volker Hauptvogel. 56, West-Berliner Gastronom. In den Achtzigern gehörte ihm der Pinguin-Club in Schöneberg. Künstlertreff damals. Depeche Mode waren Stammgäste, David Bowie hat wohl auch mal vorbei geschaut. Hauptvogel ist eines dieser Originale, die man sich besser nicht ausdenken kann. Rundes, freundliches Gastronomengesicht, mit Augen, in denen der Schalk flackert. Über seinem massiven Oberkörper trägt er den Achtziger-Jahre Klassiker: Chevignon-Jacke in Beige, die er, erstaunlicherweise, immer noch schließen kann. Er bestellt Bier. Mit kurzem Handzeichen. Auch er, na klar: Profi. Vor allem jedoch: Anekdotenmaschine. Geschichtenerzähler. Almanach der West-Berliner Kneipenszene, menschliche Jukebox.
Werner Vollert, 52, Performancekünstler und ehemaliger Clubbesitzer. 1992 öffnete er den Bunker in der Reinhardtstraße. Markenzeichen damals: Techno mit 300 Beats per Minute. Hardcore. Lange her. Vollert ist heute Unternehmer, trägt schwarzes Hemd zu schwarzem Sakko. Riesiges Grinsen, das sofort den Raum füllt. Wahnsinnstyp. Könnte man direkt als Bond-Bösewicht besetzen. Er bestellt Weißwein.
Jetzt könnten wir eigentlich los. Erst mal aber: Umarmungen. Große Begrüßungsgesten alter Freunde, die sich, das Rauschen der Nacht vom Alltag gedämpft, aus den Augen verloren haben. Illustre Runde, findet Frank. Finden die anderen auch. Das kann ja was werden. Dröhnendes Vollert-Gelächter. Wichtig ist jetzt, zu klären, wo es überhaupt hingehen soll. Die Regeln sind simpel. Jeder darf sich, reihum, einen Laden aussuchen, mit dem er etwas Persönliches verbindet.
"This is all just Pathos! Where is your Relevance?"
"Erste Scheißnachricht", sagt Volker, "das Tausend hat noch bis Samstag geschlossen". Da wäre er gerne hin, einen befreundeten DJ besuchen. Frank will ins Eschschloraque. "Oh, mein Gott. Der Klassiker", sagt Werner, der in jedem Fall später noch im Cookies vorbei schauen möchte. Zwischenruf nun von Volker: "Wir brauchen noch einen West-Berliner." Es muss, das wird schnell klar, unbedingt heute noch in den Westteil der Stadt gehen. Charlottenburg, Schöneberg. Um zu sehen, wie sich die Stadt im Vergleich zu den Achtzigern verändert hat. Mögliche Ziele: First, Lietzenburger. Oder Vagabund, Knesebeckstraße. Schnellschüsse. Volker aber hat sich vorbereitet: "Vor einem Jahr hat eine neue, geheime Paris Bar aufgemacht. Da kommt man nur mit Empfehlung und Losung rein. Die können wir suchen." Klingt gut. Wir haben jetzt tatsächlich einen Plan. "Den Westen sollten wir aber am Schluss machen, weil es wirklich Absturz ist. Vor fünf ist doch im Vagabund nichts los", sagt Werner noch im Rausgehen. Hätten wir mal lieber auf ihn gehört.
ESCHSCHLORAQUE, 23.30 UHR
Tür auf, ziemlich dunkel hier. Nicht schlimm. Denn, das wird sich gleich zeigen, wir werden hier ohnehin nicht lange bleiben. Das Eschschloraque im düsteren Teil der Hackeschen Höfe ist eine alternative Albtraumkammer, ein Monsterkabinett. Früher hingen hier die Neubauten rum, auch so ein Künstlertreff. Hat sich seitdem nicht verändert.
"Geil, mal wieder hier zu sein", sagt Werner. Erste Nostalgiedusche. Darauf eine Zigarette. Geht aber nicht. Die Barfrau fuchtelt wild. Heute ist hier Rauchverbot. Egal, wo wir jetzt schon mal da sind, bleiben wir, zumindest für einen Moment. Auf ein Bier, einen Weißwein. Der alten Zeiten wegen, die auch gleich auf den Tresen geknallt werden. Namen fliegen zwischen den Männern hin und her. Weißt du noch? Wie hieß gleich noch der eine DJ? Hand vor die Stirn. Ach ja, stimmt. Was der eine nicht mehr weiß, wissen die anderen. So arbeiten sie an ihrem gemeinsamen Erinnerungsmosaik. "Geile Refreshing-Nummer", meint Frank, während Werner schon wieder in den Vollert-Modus des unkontrollierten Gelächters geschaltet hat, seinen Wein verschüttet: "Wie sich die Kreise schließen, Wahnsinn."
Die Geschichtsstunde wird jäh unterbrochen. Zeigefinger auf Barfrau-Lippen. Volker schaut kurz von seinem Bier auf, als verstehe er nicht: "Erst Rauchverbot, jetzt Sprechverbot. Die sollten mal einen Zettel machen. Lass mal lossatteln. Ich ertrage das hier nicht." Auf der Bühne, weiter hinten im Laden, steht nun eine außergewöhnlich groß gewachsene Asiatin und schlägt sanft auf ein außergewöhnlich kleines Tamburin, beginnt zu singen. "Ah", sagt Volker, Kennerblick: "Japanesisch." Und weil er das hier gerade ohnehin nicht erträgt, ohne Zigaretten, seines Anekdotenauftritts beraubt, singt nun auch er: "Hiroshima. Es war so schön, als der Blitz einschlug. Und wir uns küssten. Hiroshima, es war so schön. Und der dreizehnte August!" Hinter der Asiatin drückt sich eine junge Frau zuckend an die Betonwände, reißt dramatisch Plastikfolie von einem Esstisch. Und Werner, viel Performance, wenig Kunst, schreit in Richtung Bühne: "This is all just Pathos! Where is your Relevance?". Zwei Minuten später stehen wir wieder vor der Tür.
BIERGARTEN AM ESCHSCHLORAQUE, 23:42 UHR
Blick auf die Uhr. Wir sind in die Zeitfalle geraten. Anfängerfehler. Viertelstunde bis Mitternacht, noch zu früh, um gleich in den Club zu gehen. Deshalb bleiben wir doch erst mal noch hier. Draußen darf immerhin wieder geraucht werden. Und Volker kann erzählen. Muss er auch. Denn gleich Mitternacht heißt an diesem Dienstag auch: Gleich 29. August. Wichtiges Datum für Volker. Auf den Tag genau vor 24 Jahren hat er den Pinguin-Club abgegeben und mit ihm auch noch das alte Leben: "Mein Sohn war gerade geboren worden. Und als er mich anschaute, ich schwer auf LSD, wusste ich sofort: Ich muss mein Leben ändern. Aufhören mit Drogen."
Am nächsten Tag verkaufte er den Laden, hat seitdem nie wieder Koks genommen, Hasch zumindest reduziert. Das muss, natürlich, gefeiert werden. Wodka für alle. Und ohnehin sind die Drogen hier ein ganz gutes Stichwort. Gehört ja auch immer dazu. Vor allem aber gelingt so, spielerisch fast, leichtfüßig, der Zeitenvergleich. Damals gegen heute. Natürlich völlig unsäglich. Möchte man von ihnen, den Veteranen, aber dann doch ganz gerne hören. Deshalb nun: Betäubungsmittelansichten.
"Das Berghain is wie eine Kulisse aus einem Theaterstück von Castorf"
Volker: "Es gab nichts, was wir nicht genommen haben."
Frank: "Das hat sich aber auch noch mal verändert. Die Drogen sind schlechter geworden. Durch das Ketamin und die Verschnitte. Ich meine, das ist ein Pferdebetäubungsmittel. Das muss man sich einfach mal vor Augen halten."
Volker: "Auch dieses Speedzeug ist ein Killer für die Kids."
Frank: "Ich bin da old school. Früher war das einfach Kiffen und Koks. Da wusste man, was man hat."
Nun sind wir mittendrin. Das war ja nur der Auftakt zur Früher-war-alles-besser-Debatte. Es geht, nahtloser Übergang, nächste Runde Schnaps, jetzt auch gleich um die großen Veränderungen. Die neue Anonymität des Nachtlebens.
Volker: "Nimm doch nur mal das Berghain. Da gehst du rein und schaust dir das an wie in einer Hollywoodschau. Das ist wie im Film. Und dadurch gar nicht mehr lebendig."
Werner: "Das stimmt. Das E-Werk waren nur nackte Wände, aber es war immer lebendig durch die Menschen."
Volker: "Dagegen wirkt das Berghain eben nur wie eine Kulisse für ein Theaterstück von Castorf."
Frank: "Das ist im Grunde alles inszeniert."
Volksbühne Berghain. Schöner Gedanke. Noch einmal Wodka für alle. Die Zungen lockern sich, das Sprechtempo zieht an. Jetzt, nach Mitternacht, sitzt auch das Philosophische mit am Tisch. Frage: Wann hat sich Berlin das letzte Mal neu erfunden?
Werner: "Es gibt einen schönen Satz von, warte, Walter Benjamin."
Volker: "Der wird auch Murnau zugeschrieben. Berlin ist immer im Werden und niemals im Sein."
Werner: "Nein, anders. Ist dazu verdammt, immer zu werden und niemals zu sein."
Volker: "Ja, da streiten sich die Fachleute drüber. Aber ist ja tatsächlich so. Das hat Berlin immer ausgemacht. Immer im Werden, niemals im Sein. Ich hätte zum Beispiel auch nicht mit dem Fall der Mauer gerechnet."
Werner: "Es gibt ja auch nur einen, der damit gerechnet hat: Ronald Reagan."
Wahnsinn, Irrsinn. Ist das jetzt lustig hier. Gradlinig abstrakter Suff-Talk. Aber, da wir ja hier nicht nur zum Spaß sind, grätscht Volker, der Altvordere, noch mal dazwischen, sagt: "Zurück zur Ernsthaftigkeit." Macht dann auch gleich mal vor, wie das geht. Ernsthaftigkeit, Seriosität bei 1,2 Promille.
Volker: "Der Unterschied zu früher ist, dass die ökonomischen Zwänge damals nicht so stark waren wie heute. Und da kommt auch die Gema-Sache ins Spiel. Wo es ja dann ganz widerlich wird."
Gema. Elegante Überleitung. Danke, Volker. Bei Werner, dem Gesprächstier, dem Sätzerauspresser, hat er da auch gleich wieder einen ziemlich empfindlichen Nerv getroffen.
Werner: "Das ist doch totaler Schwachsinn. Das ist eine Hetzkampagne. Große Läden, die sich dumm und dämlich verdienen, jammern uns die Ohren voll. Ich habe darauf keinen Bock."
Volker: "Aber wenn alle unglaublich viel Kohle abdrücken müssen, damit sie Musik spielen können, ist das schon mal scheiße."
Frank: "Ich finde das auch völlig falsch aufgerollt: Die Diskussion ging ja so los, dass die Besitzer der Clubs meinten, sie müssten jetzt Millionen zurückzahlen. Aber das stimmt einfach nicht."
Werner: "Eben. Ich finde das deshalb alles völlig verlogen, paranoid und an der Realität vorbei. Polemiken helfen uns da nicht weiter."
Volker: "Vielleicht aber Schnaps."
Klares Ende der Ernsthaftigkeit. Die Debatte runter gespült. können wir auch endlich weiter. Ab in den Club, so lange es ihn noch gibt.
"Das sieht hier aus wie die Diskos auf dem Ku'damm 1975"
COOKIES, UNTER DEN LINDEN, 1:30 UHR
Natürlich werden die Türsteher, Duzfreunde, mit Umarmungen begrüßt. Schön, euch zu sehen. Während die Vorstadtkids, die Touristen, alle anderen eben, in der Schlange stehen, wartend, hoffend, ob das noch was wird heute, reiten die drei, eilige Könige, einfach mit der ihnen anhaftenden Selbstverständlichkeit in den Club.
Drinnen, an der Bar, Drayton, klassischer New-York Style, wird dann aber doch deutlich, dass die frühen Neunziger seit zwei Jahrzehnten vorbei sind. Guter Indikator dafür: Der Barkeeper will Geld sehen. Das hätte es früher nicht gegeben.
Frank steht neben der Tanzfläche, Menschenbrandung, und beobachtet das Wogen der Körper. Nachdenklich: "Früher kanntest du überall die Leute, da hast du auch überall freie Drinks bekommen. Als das schon ausfiel, da habe ich gemerkt, da tut sich was. Die kennen dich da nicht mehr. Das war ein Einschnitt." Volker, der sich mittlerweile dazu gestellt hat, sich das angehört hat, nickt. Kennt er auch, dass ihn die Jungen nicht mehr kennen: "Im E-Werk oder im Tresor haben die ganzen alten West-Berliner gearbeitet. Das war immer geil, wenn wir dahin gegangen sind. Man ging durch die Nacht, hatte am Ende einen Fünfer ausgegeben und war trotzdem sternhagelvoll." Ehrlicher Melancholiemoment. Gefolgt von einer kurzen, aber messerscharfen Analyse der Szenerie: "Das hier ist doch die neue Spießigkeit. Dieses Publikum. Das sieht aus wie die Diskos auf dem Ku’damm 1975. Big Eden, New Eden. Das war genauso."
Dann können wir auch gleich in den Westen fahren. Originalschauplätze besuchen, statt hier auf den nächsten Aufguss zu warten.
TIEF IM WESTEN, KURZ VOR DREI
Entweder sind wir drei Stunden zu früh, oder wir kommen einfach zwanzig Jahre zu spät. Menschenleere Straßen hinter den Taxifenstern. Der Westen, das wird klar, ist tot. Irgendwann am Ende der Neunziger zu Grabe getragen.
Volker, der natürlich vergessen hat, wo jetzt noch mal diese geheime Paris Bar war, schaut hinaus wie jemand, der nach langer Zeit in sein Heimatdorf zurückkehrt, das so gar nichts mehr gemein hat mit dem Ort seiner Jugend: "Das ist so dunkel da draußen, das ist ja grauenhaft. Da ist kein Mensch zu sehen." Auch Frank wirkt leicht verstört: "Das ist unglaublich. So tot habe ich das auch gar nicht in Erinnerung."
West-Berlin, das war in den Achtzigern ihre Insel. Ein geschlossener Kosmos zwischen Schöneberg und Charlottenburg. Mit den großen Läden, den Institutionen. Das Sound, der Dschungel. "Am Adenauer gab es mit dem Mink meinen Lieblingsladen, was ästhetische Konsequenz angeht", erinnert sich Werner, "Weiß geflieste Wände, weiß geflieste Decke, weiß gefliester Boden, die einzige Beleuchtung war eine Neonröhre an der Decke. Auch weiß. Radikal und kompromisslos." Da wurde hart gefeiert. Kann man sich, noch mal Blick aus dem Taxifenster, kaum vorstellen.
Im Vagabund, Absturzladen, sitzen drei, man kann es so sagen, Gestalten. Vielleicht passiert hier nachher noch etwas, vielleicht auch nicht. Zurück ins Taxi. Erschüttert. Aber, natürlich, keineswegs ernüchtert. Weiter. "Alter, bring mich dahin zurück, wo Leben ist", ruft Werner greinend in Richtung Fahrer. Dann, Humor längst am Galgen, legt er sich, die Arme ausgebreitet, in den Fond des Wagens und singt. Wind of Change. Draußen der Zoo, das neue Waldorf Astoria. Wind of Change. Ausgestorbene Straßen. Lonely Nights. "Wenn das als Ohrwurm von dieser Nacht bleibt, kann ich mir gleich einen Strick nehmen", sagt Frank. Und dann, Stoßseufzer: "Das darf nicht das Ende sein."
"Da ist ja nachts bei mir im Späti mehr los"
KUMPELNEST 3000, 3:40 UHR
Ist es dann auch nicht. Weil es doch noch diesen einen Laden gibt, der überdauert hat.
Seit 25 Jahren das letzte Refugium der Nachtschwärmer, der Restemenschen, die nicht nach Hause finden. Oder nicht wollen. Das Kumpelnest in der Lützowstraße.
Etwa zwanzig Verstrahlte stampfen zu gleichförmigen elektronischen Bässen. Die Luft schwanger von einer Geruchscollage aus Urin und Alkohol. Eigentlich wollten wir genau das vermeiden. Weil hierher zu kommen mehr ist als nur der Auftakt zum Absturz. Es ist ein Eingeständnis, dass es wirklich nichts anderes mehr gibt. Die Kapitulation vor der Trostlosigkeit. Für Frank aber auch ein Trip in die Vergangenheit: "Es ist ein komisches Gefühl, in diesen Laden zu kommen. Den gab es schon, als ich nach Berlin gekommen bin. Und es hat sich nichts verändert. Die Tapeten, die Spiegel, alles noch gleich." Nur die Gesichter sind andere. Die Musik auch. Aber wenigstens sind hier Gesichter, wenigstens ist hier noch Musik.
Während Werner, ohne sich zu verabschieden, im Zwielicht verschwindet, bestellt Volker ein letztes Bier, schaut sich um, wenig überzeugt: "Da ist ja nachts bei mir im Späti an der Reichenberger mehr los." Irgendwann zieht er Frank mit auf die Straße, umarmt ihn noch einmal, läuft dann Richtung Potsdamer Straße. Er muss früh raus. Frank blickt ihm nach. Chevignon. Die Achtziger im Rücken. Steigt dann in ein Taxi. Noch ist die Nacht nicht vorbei.