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Der verdächtige Polizist kam nach dem Crash an die Charité.
© Kalaene/dpa
Exklusiv

Charité-Spitze zu tödlichem Unfall: "Kein Ermittler hat sich für die Patientenakte interessiert"

Im Fall des Polizisten, der betrunken einen Unfall verursacht haben soll, stehen die Ermittlungsbehörden in der Kritik. Auch die Charité-Spitze erhebt Vorwürfe.

Ein Polizist soll betrunken einen tödlichen Unfall verursacht haben - doch die Staatsanwaltschaft suchte offenbar erst nach einem Jahr entsprechende Beweise. Nun kritisiert auch die Charité-Spitze die Berliner Justiz.

Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, sagte dem Tagesspiegel: „Uns wundert, dass sich mehr als ein Jahr lang kein Ermittler für die Patientenakte des Polizisten interessiert – und es dann plötzlich heißt, Charité-Mitarbeiter könnten die Akte womöglich zurückgehalten haben. Das Gegenteil ist wahr, wir haben ein Jahr darauf gewartet, dass jemand mit einem richterlichen Beschluss kommt – schließlich war das ein dramatischer Unfall.“ Der Polizeiwagen war auf der Grunerstraße am Alexanderplatz in das Auto einer 21-Jährigen gerast, die junge Frau starb. Der fahrende Polizist war in die Charité eingeliefert worden, wo ihm Blut abgenommen wurde.

Bei dem Beamten waren damals fast 1,1 Promille Blutalkoholwert gemessen worden – und zwar nicht wie üblich von seinen Kollegen, sondern eben von Charité-Ärzten. „Uns hat auch verblüfft, dass die Polizei es versäumt hat, bei dem Kollegen noch vor Ort den Blutalkoholwert zu messen. Und zwar rechtlich sauber, also zwei Mal mit einem gewissen Abstand“, sagte Charité-Direktor Frei dazu.

Die Staatsanwaltschaft kündigte volle Aufklärung an. Wie berichtet, hatte ein anonymer Hinweis die Ermittlungen auf die Trunkenheit des Polizisten gelenkt - und zwar ein Jahr nach dem Vorfall. Auch die Eltern der getöteten 21-jährigen Fahrerin erheben Vorwürfe gegen die Behörden. Sie wollen sich an diesem Freitag öffentlich äußern.

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