Flüchtlinge in Berlin: Karlshorst erwartet 300 weitere Asylbewerber
Auf einem Infoabend wurde dazu über die Unterbringung bei einem Privatinvestor, die Angst vor Anschlägen von Rechts und die Sicherheit der Anwohner diskutiert.
Bereits ab morgen sollen im ehemaligen Strahlenschutzamt in der Köpenicker Allee in Karlshorst bis zu 300 Flüchtlinge unterkommen. Aus welchen Ländern sie kommen, ist noch nicht bekannt. "Wir gehen davon aus, dass etwa 30 Prozent der Flüchtlinge Kinder sind", sagte Bezirksstadtrat Andreas Prüfer (Die Linke). Er ist auch stellvertretender Bürgermeister und leitet die Abteilung Bürgerdienste beim zuständigen Bezirksamt in Lichtenberg.
Das hatte am Mittwochabend zu einer Informationsveranstaltung für die Anwohner in die Kirche der Paul-Gerhardt Gemeinde eingeladen – gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) und einer Willkommensinitiative, die es bereits in Karlshorst gibt.
"Ich habe nur Angst vor den Rechten"
Der Kirchenraum ist voll, auch die Empore, an der Seite werden zusätzlich Stühle herangetragen. Die Stimmung ist angespannt. "Ich habe nur Angst vor den Rechten", sagt eine Anwohnerin. „Dass hier Scheiben zerspringen oder Feuer gelegt wird." Ein Mann fragt, wie viele alleinreisende Männer kommen werden, Applaus brandet auf. Diese Frage könne aber noch nicht beantwortet werden, sagt Berlins Staatssekretär für Soziales Dirk Gerstle (CDU). Scharf kritisiert ein Anwohner, dass der Bezirk das auf dem ehemaligen Telekom-Gelände geplante Flüchtlingsheim an einen privaten Investor abgegeben habe. Stadtrat Prüfer antwortet, dass in staatlichen Händen keine geeigneten Gebäude seien.
Auch die Sorge, wo die kleinen Kinder untergebracht werden sollen, beschäftigt die Anwohner. "Wir haben ja in Karlshorst Massen freier Kindergartenplätze", sagte ein Mann ironisch. Die stellvertretende Schulleiterin einer Schule, die sich in der Nähe der Unterkunft befindet, hat Angst, nicht gut begleitet zu werden.
Zwischen Vorfreude und Sorge um die Sicherheit
Der Vorsitzende des Bürgervereins Karlshorst lobt die Informationsarbeit des Bezirks. "Wir müssen auch diejenigen mitnehmen, die heute Abend nicht hier sind", sagt er. Bereits 30 Menschen hätten sich bei ihm gemeldet, die gerne ehrenamtlich helfen würden. "Wir freuen uns auf die 300 neuen Personen, die bald bei uns sind", sagt er und erhält lauten Applaus. Beifall bekommt auch eine Frau, die selbst als Kind mit ihrer Mutter aus Ostpreußen nach Berlin geflüchtet ist. "Wenn man so etwas erlebt hat, alles verloren hat, weiß man, wie das ist", sagt sie: "Ich bitte euch, habt Verständnis für diese Menschen."
Beim Thema Kriminalität kocht die Stimmung allerdings etwas hoch. "Es kann ja sein, dass wirklich nichts passiert", sagte eine Frau. Sorgen habe sie aber trotzdem. Der Bezirk betont, dass es ein Sicherheitskonzept gebe und die Polizei häufiger Streife fahren werde. Um die Sorgen aus der Bevölkerung zu bündeln, wird auf Anregung eines Anwohners eine E-Mail und eine Postadresse eingerichtet werden. Und spätestens in gut einem Monat solle die nächste Informationsveranstaltung stattfinden, verspricht Stadtrat Prüfer.