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Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann warnte am Dienstagabend vor Flügen mit Germanwings. Am Mittwochnachmittag löschte er den Eintrag wieder.
© Facebook/Tagesspiegel

Empörung über Berliner Bundestagsabgeordneten: Karl-Georg Wellmann warnt vor Germanwings-Flügen

"Überalterte Maschinen und miserabler Service": Nach dem Flugzeugunglück in Frankreich sorgt der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann mit einem Facebook-Eintrag über Germanwings für Empörung.

Karl-Georg Wellmann ist Rechtsanwalt und Notar. Seit 2005 sitzt er für die CDU als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Steglitz-Zehlendorf im Bundestag. Er sollte eine gewisse Übung darin haben, sich in der Öffentlichkeit sorgfältig zu äußern. Ein Eintrag auf seiner Facebook-Seite von Dienstagabend lässt daran zweifeln. Um 22.02 Uhr, kaum mehr als elf Stunden nach dem Absturz eines Airbus A320 in Südfrankreich, bei dem 150 Menschen starben, kritisierte er die deutsche Fluggesellschaft auf seiner Seite offen: "Vor Germanwings kann man nur noch warnen. Überalterte Maschinen und miserabler Service. Mit denen werde ich nicht mehr fliegen."

19 Wörter, die in der Öffentlichkeit deutlichen Widerhall fanden. Führende Politiker von SPD und Grünen reagierten empört. "Ich halte von solchen reißerischen Stellungnahmen kurz nach schrecklichen Unglücksfällen überhaupt nichts", sagte SPD-Bundesvize Ralf Stegner der Online-Ausgabe des "Handelsblatts". "Niemand sollte versuchen, aus derartigen Situationen politisches Kapital zu schlagen." Jetzt gehe es darum, dass die Fachleute die Ursachen des Absturzes aufklärten. Die Gedanken und die Anteilnahme seien bei den Angehörigen und Freunden der Opfer.

Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Kerstin Andreae, nannte Wellmanns Facebook-Kommentar angesichts der Tragödie "einfach nur billig". "Jetzt sollte man an die Opfer denken und nicht über den Service einer Airline schwadronieren", sagte Andreae dem "Handelsblatt".

Kritik an "unqualifizierten Äußerungen"

Auch Facebook-Nutzer kommentierten Wellmanns Eintrag kritisch. "Solche unqualifizierten Äußerungen sind unangebracht", schrieb "Gregor Di". "Sie müssen nicht alles öffentlich kommentieren, v.a. nicht Dinge, von denen Sie nur wenig Ahnung haben können", antwortete Christoph Neuberg auf den Eintrag. Und Alexander Harder erinnerte den Abgeordneten an die Stellungnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Herr Wellmann, die Chefin hat selbst gesagt, keine Spekulationen!"

Wellmann antwortete bis zum Mittwochabend nicht auf eine Anfrage des Tagesspiegels. Kurz vor vier Uhr am Nachmittag hatte er den Eintrag bei Facebook kommentarlos entfernt. (mit AFP)

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