Promi-Ansagen in Berlin: Jetzt heißt es „Servus“ in der U2
Von den Promi-Ansagen waren viele Berliner genervt. Aber sind Privatleute besser? Auf der U 2 sagen nun normale Berliner die Stationen an.
Jetzt also Lars aus Wilmersdorf, Denise aus Köpenick oder Mirjam aus Pankow: Sie gehören zu den Berlinern, die im März in den Zügen der U-Bahn-Linie U 2 zwischen Pankow und Ruhleben die Stationen ansagen. Aus mehr als 2000 Bewerbern sind sie von RadioBerlin 88,8 ausgesucht worden. Aber auch einen Stimmentest mussten sie bestehen. Am Ende sei es gelungen, „von großer Romantik bis zur Berliner Schnauze fast jede Tonart auf Linie zu bringen“, sagte am Sonntag RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein zum Start der zweiten Ansage-Runde. Die Aufnahmen werden nun nach und nach ausgetauscht; auch am Montagmorgen waren in Züge der U2 noch die alten Ansagen zu hören.
Begonnen hatte das vom RBB initiierte Projekt im Februar mit Ansagen von mehr oder weniger Prominenten, wie Frank Zander. Zur Freude oder zum Ärger von Fahrgästen. Die Reaktion war gespalten. Sogar mit einer Petition wollten einige Unzufriedene die Aktion stoppen lassen. Erfolglos.
Wer einen Monat lang täglich die zum Teil überdrehten Ansagen – etwa von Komiker Otto für den Sophie-Charlotte- Platz oder von Brigitte Grothum „Sie kennen mich sicher ...“) an der Bülowstraße – hören musste, war häufig genervt. Jetzt sind die Ansagen wesentlich zurückhaltender. Sie unterscheiden sich fast nur in der Anrede. Kerstin aus Neukölln begrüßt die „werten Fahrgäste“. Tuncay aus Charlottenburg beginnt mit einem „Servus“, bei Andi aus Spandau heißt es „Hallihallo“ und vor der Schönhauser Allee tönt es: „Tagchen. Ick bin Jörg aus Prenzlauer Berg.“
Auch Udo Lindenberg ist dabei – gleich drei Mal. Schließlich gibt’s am 25. März, ein Konzert von ihm in einem Sonderzug nach Pankow. Karten werden unter den Teilnehmern der Aktion verlost. Und vor dem Bahnhof Pankow trällert Udo tatsächlich etwas aus seinem Song „Sonderzug nach Pankow“. Am Potsdamer Platz macht er ein wenig Werbung für sein Musical „Hinterm Horizont geht’s weiter“, und am Olympiastadion, in dem er auch noch auftreten will, stellt er sich als „Nachtigall“ vor.
Die BVG lässt sich den Spaß in der U-Bahn rund 60 000 Euro kosten. Mit den Stimmen der Fahrgäste bleibe die U 2 für weitere Wochen die Star-Linie, findet BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta. Und wem’s nicht gefällt, zum Trost: In den älteren Zügen sind die Ansagen meist kaum zu verstehen; egal von wem sie kommen.