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Dieter "Didi" Hallervorden mit dem Filmpreis Lola. Er verdirbt dem Tagesspiegel-Autor jeden Morgen die Laune.
© Michael Kappeler/dpa

Promi-Ansagen in der U2 in Berlin: Didi, du nervst

Prominente sagen in der U2 seit einigen Tagen die Stationen an. Das war am Anfang amüsant - aber in letzter Zeit verdrehen die Leute nur noch die Augen, wenn Anastacia aus dem Lautsprecher röhrt.

Erinnert sich noch jemand an „Ich trink auf dein Wohl, Marie“ oder „Oh, Susi“? Gut, Meilensteine der Musikgeschichte waren das nicht, aber diese Lieder gehörten doch zum Soundtrack einer Jugend in den Siebzigerjahren. Also: Nichts gegen Frank Zander. Auch nichts gegen Katja Riemann. Und sowieso nichts gegen Marius Müller-Westernhagen, auch wenn sein lahmarschiges „Freeeeeiheiiit“ weniger für Revolutionen als zum Einschlafen geeignet ist. Beim ersten Hinhören war es deshalb ja ganz nett, als man in der U 2 plötzlich ihre Stimmen vernahm. Seit gut einer Woche lässt die BVG auf dieser Strecke die Stationen von Prominenten ansagen.

„Hallooooo, ich bin Anastacia“, röhrt es aus dem Lautsprecher, „und Ihre nächste Station ist Stadtmitte!“ Wobei „Stadtmitte“ bei Anastacia klingt, als hätte sie es gerade im Deutschkurs für schwer erziehbare Popstars gelernt. Frank Zander brüllt sein „Klosterstraße“ so, als gehörte er zum Ensemble der lebenden Geister auf der Kirmes. Das war beim ersten Mal amüsant. Beim zweiten und dritten Mal auch. Nach etwa einer Woche begannen die Leute – während sie in ihre Handys tippten oder in der Zeitung blätterten – bei den Durchsagen genervt die Augen zu verdrehen. Inzwischen steigen Stammfahrgäste der U 2 mit dem Gefühl in den gelben Zug: Okay, du musst da durch. Du packst es. Du lässt dir von Dieter Hallervorden nicht den Tag verderben. Wo ist gleich wieder der iPod?

In der U2 bekommt man die Stars aufgedrängt

Kann es sein, dass hinter dieser Aktion ein Missverständnis steckt? Schauspieler, Sänger, Komiker: Das sind Figuren, die man mag, bewundert oder auch blöd findet – aber sie haben normalerweise nichts mit unserem Alltag zu tun. Ich möchte Anna Maria Mühe im Fernsehen sehen und Katja Riemann im Kino, aber ich will nicht mit ihnen morgens meine Gedanken in der U-Bahn teilen. Stars sind Stars. Sie sind unserem Alltag entrückt, sonst wären sie keine. Niemand möchte sie aufgedrängt bekommen. Aber genau das passiert in der U 2.

Aber vielleicht sollte man ja nicht so streng sein. Außerdem: Im Vergleich zur S-Bahn hat die U 2 einen entscheidenden Vorteil, ob mit oder ohne Durchsagen: Sie fährt.

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