Berlin lockt Hochqualifizierte: Jede Woche 900 neue Jobs
Berlins Standortförderagentur Berlin Partner und die Bundesagentur für Arbeit sehen die Stadt als Deutschlands größten Magneten für Fachkräfte.
Berlins Unternehmen haben derzeit bundesweit beste Karten, wenn es darum geht, dringend benötigte Fachkräfte anzuwerben. Das behauptet nicht nur die landeseigene Standortförderagentur Berlin Partner, deren Auftrag es unter anderem ist, die Stadt im In- und Ausland anzupreisen. Auch die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) stützt diesen Eindruck. So ist die Gesamtzahl der Beschäftigten in Berlin im Jahr 2018 um 3,7 Prozent (auf 1,51 Millionen) gestiegen – so stark wie in keinem anderen Bundesland.
In den vergangenen vier Jahren seit 2014 seien 216.000 Stellen neu entstanden, heißt es bei der BA. Fast die Hälfte davon wurde von Hochqualifizierten besetzt. Bernd Becking, der Chef der lokalen BA-Niederlassung, gab neulich die Prognose ab, dass in diesem Jahr rund 45000 sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden. „In Berlin entstehen jede Woche 900 Jobs“, erklärte er in einem Interview.
Welchen Anteil die Fördergesellschaft Berlin Partner daran hat, ist statistisch naturgemäß schwer nachzuweisen. Ihre Mitarbeiter unterstützen Unternehmensansiedlungen und Expansionspläne nach Kräften. Am Ende spielen bei unternehmerischen Entscheidungen aber viele Faktoren eine Rolle. Gleichwohl zählen die Berlin Partner jedes Jahr nach, bei wie vielen dieser Vorhaben sie eingebunden waren: 2018 waren es 323 Projekte, bei denen Unternehmen insgesamt Investitionen in Höhe von knapp 600 Millionen Euro und 8800 Jobs in Aussicht gestellt haben, wie Berlin-Partner-Chef Stefan Franzke am Donnerstag in seiner Geschäftsstelle im Charlottenburger Ludwig-Erhard-Haus vorrechnete. Das waren jeweils größere Summen als in den Vorjahren. Fast zwei Drittel der 8800 Stellen sind dem Sektor Informations- und Kommunikationstechnologien, Medien und Kreativwirtschaft zuzuordnen.
Binnen weniger Tage zur Aufenthaltsgenehmigung
Zunehmend erfolgreich läuft auch die Arbeit beim Business Immigration Service (BIS), einer Außenstelle der Ausländerbehörde, die mit Berlin Partner und der IHK zusammenarbeitet. Seitdem das BIS 2017 ins Ludwig-Erhard-Haus eingezogen ist, haben sich 1000 Unternehmen dort registriert, um schnelle und unbürokratische Lösungen für Fachkräfte zu erhalten, die sie im Nicht-EU-Ausland rekrutiert haben. Während Firmen andernorts Monate auf einen aufenthaltsrechtliche Freigabe für ihre Fachkräfte warten müssen, können Arbeitgeber, die mit dem BIS zusammenarbeiten, binnen weniger Werktage mit einer klaren Aussage rechnen. 2018 hat diese Stelle für 589 ausländischen Fachkräfte und ihre Familien Aufenthaltstitel erteilen können.
Und was bringt 2019? Franzke wollte nicht versprechen, dass es wieder eine derart gewichtige Standortentscheidung wie die von Siemens zu verkünden gibt. Der Industriekonzern hatte im Oktober angekündigt, bis 2030 in Spandau 600 Millionen Euro zu investieren. Tausende Stellen dürften entstehen – auch wenn aktuell 400 Jobs auf der Kippe stehen. Berlin werde sich weder von einem Brexit noch von einer möglichen Konjunkturabkühlung ausbremsen lassen.
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