Digitalisierung der Verwaltung: ITDZ-Dienstleistungszentrum braucht neue Leiterin
Die Digitalisierung der Berliner Verwaltung kommt nur schleppend voran. Nun geht die Leiterin der zentralen IT-Behörde von Bord.
Das Berliner IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) steht ab Anfang 2020 ohne Leiterin da. Nach Informationen des Tagesspiegel wird die Zusammenarbeit mit der seit dem 1. Mai 2016 amtierenden ITDZ-Chefin Ines Fiedler zum Ende dieses Jahres beendet. Darüber habe sich am Mittwoch der Verwaltungsrat des ITDZ ausgetauscht, hieß es weiter. Ihm gehören neben der IKT-Staatssekretärin Sabine Smentek auch Wirtschafts-Staatssekretär Christian Rickerts sowie die Stadträte Torsten Kühne (Pankow) und Oliver Schworck (Tempelhof-Schöneberg) an. Offiziell wollte sich zu der Personalie niemand äußern.
Auch im ITDZ wurde die Personalie nicht bestätigt, sondern auf die für den IT-Bereich zuständige Senatsverwaltung für Inneres verwiesen. Deren Sprecher sagte nur, dass es sich bei der Sitzung des Verwaltungsrates um ein turnusgemäßes Treffen gehandelt habe. Zu den Hintergründen der Personalie gab es keine Informationen.
Bauernopfer oder schlechte Managerin?
In Koalitionskreisen wird einerseits vermutet, dass Fiedler als "Bauernopfer" gehen müsse, um das Versagen der politischen Steuerung der öffentlichen IT-Leistungen zu verschleiern. Andererseits gibt es Hinweise auf Probleme mit der Wirtschaftlichkeit des Landesbetriebes ITDZ. Dies habe den Ausschlag für die Trennung gegeben, hieß es. Offenbar stimmten die Geschäftszahlen des ITDZ nicht mit den Erwartungen der Landesregierung überein.
Fiedler und die zuständige Senatsverwaltung für Inneres haben sich dem Vernehmen nach auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt. Dieser wird voraussichtlich zum Ende des Jahres wirksam. Fiedler soll angeblich eine Abfindung erhalten. Die ITDZ-Chefin brachte 2013, als sie zunächst Abteilungsleiterin im ITDZ wurde, langjährige Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen der IT mit. Bis 2010 leitete sie als Prokuristin die Bereiche IT-Operations Germany und European IT-Relationship Management beim IT-Dienstleister des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG.
Digitalisierung der Verwaltung könnte sich weiter verzögern
Die ohnehin mit massiven Problemen behaftete Digitalisierung der Berliner Verwaltung könnte sich durch die überraschende Personalentscheidung weiter verzögern. Angesichts wiederholter Pannen, beispielsweise bei der fristgerechten Umstellung aller rund 80000 Computer in der Berliner Verwaltung auf das Betriebssystem Windows 10, galt das ITDZ bisher als Stabilitätsanker der IT-Infrastruktur in der Hauptstadt. Auch die folgenschwere Infizierung der IT des Kammergerichts mit dem Computer-Virus Emotet war von Experten des ITDZ festgestellt worden.